Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze
gegen ein Lösegeld freigeben. Durch eine List gelang es ihm, sie an Bord der ›Contessa‹ zu bringen und er war gerade dabei – wie wir vermuten, oder wenigstens wie der ›Daily Globe‹ vermutet, und darauf kommt es doch nur an – ihrem Vater einen Brief zu schicken, in dem er ihm mitteilte, daß er sie gegen soundsoviel tausend Pfund freilassen würde. Die ganze Geschichte ist also als eine gewöhnliche Erpressung dargestellt – nichts ist erwähnt von einer Heirat, die dieser fürchterliche Kerl beabsichtigte, und es findet sich keine Andeutung, daß der alte Bellamy in die Angelegenheit verstrickt sein könnte.«
Jim nickte.
»Wenn ich die Dinge irgendwie arrangieren kann, so wird auf der Leichenschau die Sache ähnlich behandelt werden. Es besteht nur eine Gefahr –«
»Das ist Lacy« platzte Spike heraus. »Der könnte uns noch die ganze Suppe versalzen, besonders da ich glaube, daß Sie ihn mit der Entführung Miss Howetts und deshalb auch mit dem Mord in Zusammenhang bringen müssen. Vielleicht hat er auch noch etwas über Sie auszusagen, Captain« sagte er bedeutungsvoll. »Er erzählte mir eine haarsträubende Geschichte, wie er behandelt worden sei und auch, daß er sich schwer rächen wolle.«
Lacy war wirklich die große Gefahr, Jim erkannte das auch. Als aber bei der Leichenschau Lacys Name aufgerufen wurde und er sich nicht meldete, als man nach ihm suchte und ihn nicht fand, atmete Jim erleichtert auf, obwohl durch die Vertagung der Leichenschau der böse Augenblick für ihn doch nur hinausgeschoben wurde. Da Lacy nicht erschienen war, trotzdem er unter Strafandrohung vorgeladen war, blieb Jim nur eins übrig. Er mußte ihn verhaften lassen und in Gewahrsam behalten. Sehr unwillig händigte Jim seinem Assistenten den nötigen Verhaftungsbefehl aus. Aber Lacy war nicht aufzufinden, er war aus dem Hause, in dem er lebte, verschwunden, und man sah ihn nirgendwo in der Gegend.
Nach drei Tagen wurde die Leichenschau abgehalten. Spike Holland nahm auch daran teil und folgte den Vorgängen mit außerordentlichem Interesse. Aber es fiel kein Wort von Garre Castle, und der Grüne Bogenschütze wurde überhaupt nicht erwähnt. Nur ein etwas neugieriger Geschworener machte den Versuch, die Sprache darauf zu bringen, wurde aber prompt von dem Leichenbeschauer zurückgewiesen. Es war eben ein Mord, zwar außergewöhnlich durch die Nebenumstände, aber sonst sehr nüchtern. Und als die einfältigen Geschworenen mit ihrem Spruch wieder erschienen, wurde der letzte Hauch von Romantik von dem Fall genommen, denn der Spruch lautete:
»Es wurde festgestellt, daß der verstorbene Henry Arthur Smith an Bord des Dampfers ›La Contessa‹ getötet wurde und zwar an einer Stelle, die zu der Gerichtsbarkeit von Rotherhithe in dem Bezirk von London gehört. Der Tod trat ein, weil er von einer oder mehreren unbekannten Personen mit einem spitzen Gegenstand durchbohrt wurde. Wir erheben gegen diese Personen die Anklage des vorsätzlichen Mordes.«
Es wurde nicht einmal gesagt, daß der spitze Gegenstand ein Pfeil war. Niemand sprach über Valerie Howett, die ihre Aussage mit leiser Stimme machte, so daß man sie nicht einmal auf den Sitzen der Zeitungsberichterstatter verstehen konnte.
»Das war ein wirklich idealer Spruch der Geschworenen« sagte Jim mit einem Seufzer der Erleichterung, als alles vorüber war. »Ich möchte nur wissen, was Bellamy sich bei der ganzen Sache denkt.«
Mr. Howett lud ihn zum Wochenende nach Lady’s Manor ein, und Jim nahm sofort mit Freuden an. Mr. Howett, der schon früher sehr zurückhaltend gewesen war, schien ganz schweigsam geworden zu sein. Valerie beklagte sich bei Featherstone darüber, kurz nachdem er in Lady’s Manor angekommen war.
»Die Burg wird jetzt noch mehr bewacht wie früher« erzählte sie ihm dann. »Mr. Bellamy läßt nicht einmal mehr die Geschäftsleute hereinkommen, sie müssen ihre Waren im Pförtnerhaus abliefern. Mr. Savini ist eine Art Haushofmeister geworden und seine Frau –«
»Fay?« fragte Jim ungläubig. »Sie wollen doch nicht sagen, daß sie hier ist?«
»Sie kam letzten Dienstag und ist der weibliche Haushofmeister von Garre Castle geworden. Mr. Savini glaubt, daß dieser schreckliche Lacy irgendwo in der Burg versteckt ist. Ich versprach ihm, Ihnen nichts davon zu sagen.«
»Sagen Sie bitte, daß Sie mir nichts berichtet haben« fiel ihr Jim hastig ins Wort. »Lacy ist der einzige Mann, dessen Aufenthaltsort ich nicht zu wissen
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