Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
die Eichentore berennen, oder die steilen Mauern erklimmen. Er würde mit Genugtuung sterben.
    Er war noch in seinen Gedanken versunken, als Sen kam und ein Stück Papier vor ihm hinlegte, auf dem er um Befehle bat.
    Bellamy winkte ihn ungeduldig beiseite.
    »Ich will jetzt noch nicht essen, ich werde noch den Auftrag geben, wenn es soweit ist. Sen, würdest du gern nach China zurückkehren?«
    Sen schüttelte den Kopf.
    Der alte Mann brütete eine Weile vor sich hin, dann erhob er sich, öffnete den Geldschrank hinter der Holzvertäfelung, nahm ein Paket Banknoten heraus und gab sie seinem Chauffeur.
    »Da hast du einen großen Haufen Geld, ich habe es nicht gezählt, aber wenn irgend etwas passieren sollte, Sen, so wäre es besser, wenn du nach Hause zurückgingst.«
    Der Chinese sah ihn fragend an.
    »Du möchtest wohl wissen, was mir geschehen könnte?« sagte Abel hart. »Es kann eine ganze Menge passieren. Aber höre, du hast jetzt all diese Jahre keine unnötigen Fragen an mich gestellt, fange jetzt nicht damit an! In ein paar Tagen werde ich dich nach London schicken, du brauchst nicht mehr zurückzukommen. Packe deine Bücher und dein Geschreibsel oder was immer dir Freude macht, zusammen und nimm es mit dir fort.«
    Sen wartete mit dem Notizblock in der Hand, als ob er noch einmal fragen wollte. Aber dann schien er sich die Sache überlegt zu haben und verschwand mit einer Verbeugung aus dem Raum.
    Es ging zu Ende – Bellamy wußte es. Eine innere Stimme sagte es ihm deutlich. Der Tag war nahe, an dem die Schatten des Todes jede Erinnerung an Garre Castle mit all seinem Haß und seiner Liebe auslöschen würden. – Wenn er nur die graue Frau finden könnte! Wenn sie doch nur durch irgendwelche außergewöhnlichen Umstände wieder in seine Gewalt käme. In ganz London gab es keine Detektivagentur, die nicht nach ihr suchte. Alle Informationen, die man sich durch Geld verschaffen konnte, standen zu seiner Verfügung. Aber sie war verschwunden, als ob die Erde sich aufgetan und sie verschlungen hätte. Und merkwürdigerweise hatte die Polizei noch nicht eingegriffen. Dieser eitle Featherstone – wie würde der sich freuen, wenn er in das Schloß kommen könnte mit einem seiner Durchsuchungsbefehle!
    Das Tagebuch! Was mochte sie wohl geschrieben haben? Wenn man Savini glauben konnte, hatte sie viel zu viel geschrieben, als daß Abel Bellamy ruhig bleiben durfte. Und er sagte sich, daß Julius diesen Absatz in ihrem Tagebuch nicht hatte erfinden können, den er ihm so geläufig wiedererzählt hatte.
    Schließlich erhob er sich und ging in die Gefängniszellen hinunter, um dort weiterzuarbeiten. Julius hörte ihn, nahm seine Pistole und kroch bis zu der Öffnung in der Mauer, fand aber, daß das Gitter durch ein starkes Brett verdeckt war. Es war ihm unmöglich, Bellamy bei der Arbeit zu sehen, der den ganzen Tag unten blieb. Das Geräusch von Stahl auf Stein drang zu dem Gefangenen, und einmal hörte Fay brummende Laute. Sie erschrak zuerst, aber später wurde ihre Neugierde rege. Es dauerte einige Zeit, bevor sie eine Erklärung fanden. Abel Bellamy sang bei der Arbeit laut, und Fay war sehr verwundert.

62
    D as große Publikum hatte das Interesse an dem Grünen Bogenschützen verloren. Der Redakteur Mr. Syme sagte das mit nicht mißzuverstehendem Nachdruck, und Spike konnte im Augenblick keine neuen Ereignisse erfinden.
    »Außerdem hat Bellamy in der letzten Woche geschrieben und mit einer Klage auf Schadenersatz gedroht« erklärte der Redakteur am Telephon. »Er behauptet, daß Sie mit Ihren Artikeln den Wert des Schlosses heruntersetzen.«
    »Blödsinn« rief Spike ärgerlich. »Der Geist hat den Wert seiner Burg um mindestens zehntausend Dollar erhöht. Aber ganz offen, Mr. Syme, die Geschichte ist wirklich wert, daß ich noch hier bleibe.«
    »Kommen Sie sofort nach London und warten Sie in der Redaktion auf mich« sagte Syme rücksichtslos. »Da können Sie Ihre Zeit wenigstens mit nützlicher Arbeit totschlagen.«
    Der Telephonapparat war ziemlich öffentlich in der großen Halle des »Blauen Bären« angebracht, und wenn Spike telephonierte, standen gewöhnlich viele Leute am Schanktisch. Dies hatte gewisse Vorteile für ihn, denn bei der allgemeinen Unterhaltung hörte man nicht darauf, was er der Redaktion mitzuteilen hatte. Heute war der Raum leer, nur ein alter Farmer saß in einer Ecke und trank aus einem großen Zinnkrug. Der Mann nickte ihm freundlich zu, wie es alte Landleute häufig

Weitere Kostenlose Bücher