Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)
Hass auf diesen Störenfried und hatte das dringende Bedürfnis, ihn aus dem Fenster zu werfen.
Knurrend drückte sie den Knopf und wusste, dass er in nur fünf Minuten wieder piepsen würde.
Träge überlegte sie, wie viel Zeit sie vertrödeln konnte, ohne auf ihren Kaffee und die Dusche verzichten zu müssen. Da fielen ihr die Wichte von letzter Nacht ein. Schlagartig hellwach, setzte sie sich im Bett auf, aber in der Wohnung war nichts von einem Wicht zu sehen. Sie musste geträumt haben. Selbst die Wasserlache unter dem Tisch fehlte. Sie hatte geträumt.
Sie träumte immer noch!!! Auf dem Tisch standen frische Blumen, das Frühstücksgeschirr in einem Kranz aus Blättern.
„Zoe“, klang eine fiepende, erfreute Stimme aus der Küche. Zoe musterte den Wicht aufmerksam, aber sie konnte nicht genau erkennen, ob es Krazug, Brendas oder Herdis war.
„Guten Morgen“, sagte sie und streckte sich. „Habt ihr das alles hier vorbereitet?“ Die Frage war völlig überflüssig. Wer hätte sonst ihre Wohnung aufräumen sollen. Der Kleine nickte, und plötzlich war sie sich sicher, dass es Herdis war.
„Wir haben nichts gefunden, woraus wir dir ein schmackhaftes Frühstücksgetränk hätten brauen können“, wisperte Herdis beschämt. „Was willst du trinken?“
„Kaffee“, sagte Zoe und fühlte sich wie in einem fünf Sterne Hotel.
„Das?“, fragte Krazug. Er verneigte sich vor Zoe und hielt ihr den Rest aus ihrer Kaffeemaschine entgegen.
„Genau das“, antwortete Zoe. „Nur etwas mehr und heiß.“
Krazug machte ein eigenartiges Gesicht. Zoe lachte. Wann hatte sie zum letzten Mal gleich nach dem Aufstehen gelacht? Sie war ein Morgenmuffel - oder etwa doch nicht?
Barfuß lief sie ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Als sie nach dem Handtuch griff, merkte sie, dass es nach frischer Frühlingswiese duftete. Der Badteppich war auch flauschiger, als sie ihn in Erinnerung hatte und selbst die Zahnpaste schmeckte heute besser.
Aus dem Zimmer drang ein angenehmer Duft nach Kaffee.
Was für ein Morgen.
Als sie auf Socken aus dem Bad kam, stand ein geknickter Kräuterwicht neben dem Tisch und hielt schuldbewusst eine Kaffeetasse in der vierfingerigen Hand.
„Es tut mir Leid, Zoe“, sagte er zerknirscht. „Ich habe wirklich versucht, es gut zu machen, aber …“ Er streckte ihr verzweifelt die Tasse entgegen und wartete darauf, dass sie etwas sagte. Zoe nahm die Tasse. Eine mittelbraune cremige Schicht bedeckte den nachtschwarzen Kaffee. Das war Caffécrema wie in der Werbung.
„Es ist perfekt“, hauchte sie anerkennend.
„Es ist grauenvoll“, widersprach Krazug.
„Nein, es ist perfekt“, versicherte Zoe, kippte einen Schuss Milch in den Kaffee und führte ihn an die Lippen. Noch ehe sie den ersten Schluck genommen hatte, roch sie das köstliche Aroma und den Beigeschmack von Zimt. Nie hatte man ihr einen so ausgezeichneten Kaffee vorgesetzt. Mit dem schwarzen Gebräu, das sie sonst immer morgens vor der Arbeit zu sich nahm, hatte dieses Getränk rein gar nichts gemein.
Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie sich beeilen musste, aber da kam Brendas mit einem Teller Pfannküchlein um die Ecke.
„Könnt ihr zaubern?“, fragte Zoe und griff nach einem dieser Küchlein. Es duftete nach Apfel und Zimt, schmeckte leicht säuerlich und erinnerte entfernt an die Pfannkuchen mit Zucker und Zitrone, die sie als Kind so gerne gegessen hatte.
„Wir können nicht zaubern“, versicherten die Wichte. „Die Gabe des Zauberns ist nur wenigen verliehen. Die Weise Isbilde beherrscht die Kunst. Der Zauberer Derdoran bedient sich ihrer dunklen Seite. Aber wir Wichte können nicht zaubern“, fügte Krazug hinzu.
„Darüber müsst ihr mir später mehr erzählen“, sagte Zoe und stopfte sich einen weiteren Pfannkuchen in den Mund. „Ich muss jetzt los“, kaute sie und spülte den Bissen mit dem letzten Schluck Kaffee hinunter. „Wir sehen uns nachher.“
Eilig schlüpfte sie in ihre Schuhe, schnappte sich die Jacke und die Tasche vom Haken und lief hinaus zu ihrem Auto.
Erst als sie den Motor anließ, wurde ihr bewusst, wie unwirklich das alles war.
Der Alltag holte Zoe ein, noch ehe sie um die nächste Ecke bog. Der Verkehr war bereits dichter, als sie erwartet hatte und so wie es aussah, würde sie mindestens fünf Minuten zu spät zur Schichtübergabe kommen. Claudia, die Stationsleiterin, würde sich wieder maßlos aufregen und ihr dieses kleine Vergehen im kommenden Dienstplan
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