Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)
Zauberers. Wenn sie nur halb so schön war, wie sie ihr beschrieben worden war, gaben die beiden bestimmt ein Traumpaar ab.
Der Prinz war sehr attraktiv. Er hatte eine gerade Nase, ein markantes Kinn und wellige Haare. Groß und gut gebaut schien er auch zu sein.
Zoe verspürte nicht den geringsten Wunsch, ihn kennenzulernen. Er war offensichtlich ein Lackaffe. Der Typ Mann, der sich selbst sehr wichtig nimmt. Hochnäsig und aalglatt.
„Prinz Edorei ist ein Halbelf“, erklärte Herdis. „Sein Vater ist der König der bekannten Welt, seine Mutter ist die Tochter des Elfenfürsten. Eines Tages wird die Macht über alle Völker in seinen Händen liegen. Nach dieser Macht strebt Derdoran.“
„Ich fasse zusammen“, sagte Zoe. „Er darf auf keinen Fall die Tochter des Zauberers heiraten, weil der Zauberer dann die Macht über euer Land erhält.“ Die Wichte nickten. Gut, dachte Zoe, das ist Klatsch und Tratsch auf hohem Niveau. „Und was soll ich mit ihm anfangen?“, fragte sie.
„Die Weise Isbilde sagt, dass er hier bleiben muss, bis der Zaubertrank gebraut ist, der den Bann des Zauberers löst.“
Zum Glück. Zoe hatte schon befürchtet, dass dieser Prinz nun bei ihr einziehen würde.
„Ich habe den Nieswurz.“ Sie griff nach dem Rucksack, öffnete ihn und kippte das ganze Sortiment an Nieswurz Pflanzen auf den Boden. Doch statt der erwarteten Begeisterung sah sie nur Ratlosigkeit in den Gesichtern der Wichte.
„Das sind Ranunkeln“, flüsterte Herdis enttäuscht.
„Was?“ rief Zoe.
3. Der Prinz im Bett
„Da stand Nieswurz“, versicherte sie den Wichten. „Wie sieht Nieswurz bei euch aus?“
Krazug machte eine ausladende Armbewegung, als ob er damit eine Pflanze in die Luft zeichnen könnte. Er beschrieb Blüten und Blätter, einzelne Triebe und natürlich die Beeren.
Die Beeren! Zoe hätte gleich stutzig werden müssen. Die Stängel, die sie abgeschnitten hatte, trugen keine Beeren. Obwohl sie Krazugs Worten angespannt lauschte, konnte sie das, was er ihr beschrieb, mit keiner Pflanze, die sie kannte, in Verbindung bringen. Schließlich setzte sie sich bedrückt vor den Kühlschrank und lehnte sich mit dem Rücken daran. So war sie zumindest auf Augenhöhe mit den Wichten. Den Prinz im Zimmer hatte sie fast schon vergessen, oder verdrängt. Dass sie hier mit den Kräuterwichten in der Küche saß, lag hauptsächlich daran, dass sie ungern die Gesellschaft dieses vornehmen Gastes genießen wollte.
Schließlich besann sie sich doch auf ihre Pflichten als Gastgeberin. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch schielte sie um die Ecke.
„Was sollen wir jetzt mit ihm machen?“, flüsterte sie. Der Prinz thronte auf ihrem Bett. Ab und an nippte er an einem von Zoes geerbten Champagnergläsern. Was die Wichte ihm eingeschenkt hatten, wusste sie nicht.
Brendas lief mit hochgezogenen Schultern ins Zimmer und fragte, ob er dem Prinzen noch etwas bringen konnte, aber der wedelte nur mit der Hand, als wolle er Fliegen verscheuchen.
Zoe spürte den Zorn, den dieses Verhalten bei ihr auslöste, vor allem, weil Brendas so bedrückt wirkte.
Krazug und Herdis hatten damit begonnen, den Einkauf in die Schränke zu schichten. Leise Oh´s und Ah´s huschten über ihre schmalen Lippen. Die Salatgurke sahen sie sich besonders misstrauisch an und wussten nicht so recht, was sie damit anfangen sollten. Zoe lachte, als die Wichte vorsichtig an der Folie, die die Gurke umhüllte, zupften und machte einen Schritt zur Seite, damit sie sie in den Kühlschrank verstauen konnten. Vier Personen in dieser winzigen Küche waren eindeutig zu viel. Die Küche war nicht mehr als fünf Schritte lang und zwei Schritte breit, also sicher kein Ort, an dem man es sich gemütlich machen konnte. Wieder warf Zoe einen Blick ins Zimmer und der Groll auf den Prinzen wuchs. Dies war immer noch ihre Wohnung und sie hatte einen langen Arbeitstag und einen erfolglosen Besuch im botanischen Garten hinter sich. Was auch immer Prinz Edorei an diesem Tag gemacht hatte, es war unmöglich so anstrengend gewesen. Es war also ihr gutes Recht sich neben ihn zu setzen und den Fernseher einzuschalten.
Entschlossen ging sie auf den Prinzen zu und reichte ihm die Hand.
„Mein Name ist Zoe“, sagte sie.
„Eigenartiger Name für eine Magd“, antworte er beiläufig und ignorierte ihre Hand.
„Das hier ist meine Wohnung und ich habe dich nicht eingeladen“, zischte Zoe entrüstet. „Noch eine Bemerkung dieser Art und du sitzt vor der
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