Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)
Tür.“
Der Prinz zog überrascht die Augenbrauen hoch. Aufgeregtes Getuschel klang aus der Küche. Zoe meinte zu hören, dass Herdis ihr leise fiepend vermitteln wollte, dass sie nicht so mit dem zukünftigen des Herrschers über alle Völker sprechen konnte, aber das steigerte Zoes Zorn nur noch mehr.
Pech gehabt Herr Prinz, dachte sie, wir leben hier in einer Demokratie. Gleiches Recht für alle.
„Zoe also“, sagte der Prinz kalt. „Hat dir niemand gesagt, Zoe, dass alle Häuser dieses Landes meinem Vater gehören und er, in seiner Gnade, das Volk darin wohnen lässt.“
Zoe schnappte nach Luft. Der Spruch hätte ganz ähnlich von einem missratenen Abkömmling ihres Vermieters kommen können.
„Das mag in deiner Welt so sein.“ Ihre Stimme zitterte vor Empörung. „Hier gelten andere Regeln und dein Vater hat rein gar nichts zu sagen.“
„Wachen!“ rief der Prinz. Seine blauen Augen funkelten, und um seinen vollkommen geformten Mund entstand ein harter Zug. Er sah aus, wie eine kriegerische, griechische Gottheit und Zoe war wider Willen beeindruckt. Gleichzeitig wusste sie, dass er keine Macht über sie hatte, und war nicht gewillt klein beizugeben. Das hatte sie an diesem Tag, schon viel zu oft getan. Erst Claudia, dann der Baumgärtner, jetzt war Schluss.
„Du wirst dich damit abfinden müssen, Prinz, dass du in dieser Welt keinen Einfluss hast. Und jetzt rück zur Seite, ich will die Nachrichten gucken.“
Sie schnappte sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein.
Ihr Herz pochte so heftig, dass sie gar nicht hörte, was der Nachrichtensprecher sagte, aber Prinz Edorei starrte gebannt auf die Mattscheibe. Als die ersten Bilder aus einem Krisengebiet sichtbar wurden, wandte er sich Zoe zu.
„Verzeiht mir meine anmaßenden Worte, oh Herrscherin der unbekannten Welt.“ Er beugte seinen Kopf, sein Knie. Er sank zu Boden und berührte mit der Stirn ihre Füße.
Zoe sah aus dem Augenwinkel fragend zu den Kräuterwichten, die ihre Köpfe aus der Küche streckten, aber da richtete sich der Prinz wieder auf und verstellte ihr damit den Blick auf ihre kleinen Freunde. Der ehrfürchtige Ausdruck seiner klaren, blauen Augen, traf sie so unmittelbar, dass ihr Herz einen Tackt aussetzte und sie ein Kribbeln in der Magengrube spürte.
Woher kam sein plötzlicher Sinneswandel? Von der Magd zur Herrscherin der unbekannten Welt in weniger als zwei Minuten, das war ein Rekord.
Um nicht länger in den Seen seiner Augen zu ertrinken, sah sie auf den Fernseher, in das Gesicht des Nachrichtensprechers … und begriff.
Zuerst breitete sich nur ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht aus, doch es wurde rasch größer. Sie kicherte. So hatte sie Nachrichten noch nie gesehen, doch ja, für Edorei war sie die Herrscherin der unbekannten Welt, zumindest wurde ihr, über alles berichtet, was sich in der Welt zugetragen hatte. Ein Privileg, das in dem Umfang früher kein König hatte.
Immer noch kichernd streckte sie Edorei erneut die Hand entgegen.
„Ich bin Zoe“, sagte sie.
„Ich bin Euer ergebener Diener, Herrin“, hauchte Edorei.
„Lass den Quatsch“, brummte sie und konnte nicht umhin, sich zu fragen, was sie morgen machen würde, wenn ihre Wohnung wieder nur ihr gehörte und sie keiner mehr mit Herrin ansprach und ihr dienen wollte.
Sie schaltete den Fernseher aus. Die Krisengebiete dieser Welt konnte sie sich ein anders Mal zu Gemüte führen, jetzt wollte sie etwas über die andere Welt erfahren. Die Welt, die hier bei ihr Einzug hielt und von ihr gerettet werden wollte.
„Herdis, Brendas, Krazug, kommt ihr bitte.“
Eilig liefen die Wichte herbei.
„Erzählt mir von eurer Welt“, bat sie. „Prinz Edorei“, sie hatte ihn bisher geduzt und war sich nicht ganz sicher, ob sie das auch weiterhin so handhaben wollte, „leistet Ihr uns Gesellschaft?“ Zoe wurde rot vor Verlegenheit. Sie redete wie in einem historischen Roman und dann auch noch ausgemachten Blödsinn.
„Ich soll mich mit Kräuterwichten unterhalten?“, fragte er ungehalten.
Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
„Du kannst auch einfach die Klappe halten“, fauchte sie ihn an.
Die Wichte duckten sich, als hätte der Schlag ihnen gegolten.
„Er ist der Prinz, Zoe“, wimmerte Krazug.
Er ist ein arroganter Arsch, wollte Zoe erwidern, ließ es aber auf sich beruhen. Sie zog das linke Bein an und setzte sich schief auf ihr Bett, dabei drückte sie etwas hinten in der Hosentasche. Sie tastete danach und
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