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Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)

Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)

Titel: Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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schweigen.
    Als hätte Edorei ihre Gedanken erraten, sagte er:
    „Ich bin müde und würde mich gerne in meine Gemächer zurückziehen, wenn Ihr es erlaubt.“
    Zoe war versucht eine Grimasse zu ziehen, oder hysterisch zu lachen.
    „Es gibt keine Gemächer“, erwiderte sie und ihre Stimme klang überraschend ruhig. „Es gibt nur diesen einen Raum und den werden wir uns teilen.“
    „Wie bitte?“, rief der Prinz verständnislos.
    Zoe sah von dem Prinzen auf ihrem Bett zu den Kräuterwichten in der Küche und wieder zurück auf den Prinzen.
    „Ich glaube, jetzt wird es endgültig Zeit für ein klärendes Gespräch.“ Sie atmete tief durch.
    Wie sollte sie nur anfangen? Alles, was sie wusste, wusste sie von den Wichten, doch sie zweifelte daran, dass der Prinz diese anhören würde. Also lag es an ihr, ihm seine Situation zu erklären. Sie machte den Wichten ein Zeichen ihr zu folgen und ging zu Edorei.
    „Du kennst die Weise Isbilde?“, fragte sie,
    Edorei nickte.
    „Vertraust du ihr?“
    Ratlosigkeit.
    „Nun, Isbilde möchte verhindern, dass du vollständig unter den Einfluss des Zauberers Derdoran fällst.“
    „Derdoran ist ein Freund meines Vaters“, versicherte Edorei. „Er ist mein Ratgeber …“
    „So kommen wir nicht weiter“, zischte Zoe den Wichten zu. „Wie soll ich ihm erklären, dass er in Gefahr ist, wenn er seinen ärgsten Feind für seinen besten Freund hält?“
    „Das ist die Macht des Zaubers“, behauptete Krazug. Brendas nickte, aber in Herdis Augen funkelte es. Er machte eine flinke Handbewegung und grauer Staub flog aus seinen Fingern hoch in die Luft. Es brannte in Zoes Nase und sie musste niesen. Einmal, zweimal, dreimal. Edorei ging es nicht anders. Der feine Pfefferstaub hatte sich überall abgesetzt und reizte die Schleimhäute.
    Edorei rieb sich die Nase, seine Augen waren gerötet.
    „Herdis“, schniefte er. „Was hast du angestellt?“
    Der Wicht grinste breit.
    „Rede jetzt mit ihm, Zoe. Solange ihn das Niespulver in der Nase kitzelt, wird er verstehen.“
    „Edorei“, sagte Zoe und hatte augenblicklich die ungeteilte Aufmerksamkeit des Prinzen. „Isbilde hat dich hierher in meine Welt geschickt, um dich dem Einfluss von Derdoran zu entziehen, bis sie den Trank gebraut hat, der dich von dem Bann, den er dir auferlegt hat, befreien wird.“ Das war zwar verworren, aber doch irgendwie einfach. „Es fehlt nur noch eine Zutat, aber die kann ich erst morgen früh besorgen, bis dahin müssen wir zusammen auskommen.“
    „Ich kenne dich“, flüsterte der Prinz. „Ich habe von dir geträumt.“
    Oh nein, der nächste Wahnsinn, stöhnte Zoe innerlich und versuchte zurück zum Thema zu finden. Aber das war gar nicht so einfach. Er sah sie so eindringlich an und der Ausdruck seiner Augen verwirrte sie. Alle Arroganz schien von ihm abgefallen zu sein. Ein warmes Lächeln umspielte seine Lippen. Unwillkürlich begann Zoes Herz schneller zu schlagen und sie lächelte zurück.
    „Du musst mir helfen … die Matratze aus dem Keller herauf zu tragen“, stammelte sie.
    Er nickte.
    „Tupft Euch das an die Nase, oh Prinz“, bat Herdis. „Es ist Nieswurz und wird verhindern, dass Ihr all das gleich wieder vergesst.“ Er hielt dem Prinzen eine kleine Schüssel hin.
    Edorei lächelte und strich dem Wicht über den Kopf. Herdis Augen strahlten. Diese kurze, zärtliche Geste brachte dem Prinzen bei Zoe jede Menge Sympathiepunkte ein. Edorei war gar kein Lackaffe, es war nur der Zauber, der ihn zu so einem machte. Unwillig schob sie diesen Gedanken beiseite. Dennoch musste sie zugeben, dass ihr jetzt der Gedanke, ihn für eine Nacht zu beherbergen, bei weitem nicht mehr so unangenehm war.
    „Es wird nicht lange wirken, Zoe“, flüsterte Brendas.
    „Dann los“, sagte Zoe mehr zu sich selbst und zum Prinzen gewandt fügte sie hinzu: „Es wäre gut, wenn du den Stirnreif und den Ring ablegen würdest. Falls wir im Treppenhaus auf jemanden treffen, lass mich sprechen.“
    Edorei nickte. Die Wichte standen mit großen Augen da und starrten ihnen nach.

    Kein Mensch war im Treppenhaus. Frau Huber hockte wahrscheinlich vor dem Fernseher bei dem zwanzig Uhr fünfzehn Film im ersten Programm. Leise sperrte Zoe die metallene Kellertür auf und hielt sie fest, damit sie hinter ihnen nicht so laut ins Schloss schlug. Schweigend folgte ihr Edorei durch den düsteren Gang, vorbei an den Kellerabteilen der anderen Mieter, bis sie schließlich vor der letzten Brettertür stehen blieb.

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