EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern entwickelt sich auch im Bereich neuer Tech nologien. Mit Unterstützung der Telekom entsteht gerade ein Open Media Lab. Unter Federführung der Künstlerin Peggy Sylopp sollen damit Räume geschaffen werden, in denen Kinder sich spielerisch-kreativ auf Basis von Bildungskunst mit Technik beschäftigen. Das geschieht in Zusammenarbeit mit Lehrern (Mathematik, Kunst, Naturwissenschaften, Praktisches Lernen), aber auch externen Partnern wie Universitäten oder potenziellen Ausbildungsbetrieben. »Ich will eine werkstattähnliche Situation, in der man Ideen aufnehmen und prozessual bearbeiten kann«, erklärt die Künstlerin. »Ich will nicht vorgeben: Wir bauen jetzt ein Mobile mit Solartechnik, sondern: Wir haben die und die Technik, welche Ideen habt ihr dazu?« Durch dieses freie, experimentelle Arbeiten ohne Produktdruck gelingt eine unbefangene Annäherung an ein Thema, das für viele Kinder, vor allem Mädchen, angstbehaftet ist und als viel zu kompliziert oder unsexy gilt. »Mädchen werden durch die ästhetische Komponente angesprochen«, beobachtet Peggy Sylopp. »Jungs fragen mich als Erstes, ob ich hacken kann. Das entspricht überhaupt nicht der Herangehensweise von Mädchen. Die möchten eher, das etwas Schönes dabei herauskommt, und um dieses Ziel zu erreichen, lösen sie auch technische Probleme. So baue ich den Unterricht auf.«
Wenn man Technik als Wissensgebiet, nicht nur als Konsumobjekte begreift, geht man ganz anders damit um. Technik ist dann nicht mehr diese »magic box«, der man hilflos ausgeliefert ist.
Peggy Sylopp, Künstlerin
Beim Creative Computing beispielsweise finden die einen spielerisch einen Einstieg in Theorie und Praxis des Programmierens, andere probieren 3-D-Effekte oder Bildbearbeitung aus. »Das unterscheidet sich grundsätzlich von einem Programmierkurs nach Anleitung«, meint Sylopp. Beim ersten Technik-Campus an der esbz hat beispielsweise das DAI-Labor ( Distributed Artifical Intelligence ) der TU Berlin humanoide Roboter präsentiert. Die kamen gerade bei den Mädchen sehr gut an, weil sie so »niedlich« sind. Das Angebot wird sich sukzessive erweitern und soll für Schüler aller Jahrgangsstufen offen sein. Einen Computerraum gibt es bereits, der nun auch mit Werkzeug und Elektronikbauteilen, Widerständen, Kondensatoren, Chips usw. ausgestattet wird, aber auch mit Materialien für den Modellbau, zum Nähen und Basteln. Peggy Sylopp will auch MINT-Slams veranstalten, bei denen Schüler unterhaltsame Zehn-Minuten-Vorträge aus den Themenbereichen Mathematik, Information, Naturwissenschaften und Technik (MINT) halten. Über den besten Vortrag wird per Applaus entschieden. »Da könnten zum Beispiel die Kids, die bei der Herausforderung ein Floß gebaut haben, erzählen, wie sie das genau gemacht haben.«
Ich achte immer darauf, Rahmenplaninhalte in Projekte zu integrieren und den Kindern dadurch nicht weniger zu geben, sondern noch ein Sahnehäubchen draufzusetzen.
Mandy Voggenauer, Lehrerin für Naturwissenschaften
Um den Schülern komplexe Zusammenhänge wirklich deutlich machen zu können, braucht man, so unsere Kollegin für Naturwissenschaften Mandy Voggenauer, »immer einen Aufhänger, mit dem man in den Unterricht reingehen und den Bezug vom Lehrstoff zur Lebenswelt herstellen kann. Und dann schaut man: Wie kann ich damit praktisch handlungsorientiert arbeiten?« So arbeitet sie seit langem schon mit den 36 Fabeln der Blue Economy, in denen die Themen dieses Konzepts auf die Welt der Kinder übertragen und vermittels Illustrationen und Geschichten anschaulich gemacht sind. Blue Economy ist ein von Gunter Pauli entwickeltes Konzept, das die Grundgedanken der Green Economy weiterentwickelt, ein Plädoyer für das Prin zip »Mache mehr aus weniger!« Umwelt- und Klimaschutz werden weitergedacht: Emissionen und Abfälle sollen soweit möglich reduziert und vermieden und das, was als »Müll« unvermeidbar anfällt, als Ressource begriffen werden, die nicht verschwendet werden darf, sondern mittels von der Natur inspirierter Innovationen in den Produktionskreislauf zurückgespeist wird. Aus Abfällen, die bislang die Umwelt und uns Menschen belasten, entstehen so neue Nähr- und Rohstoffe. Statt künstlicher Knappheit und Engpässen gewinnen wir ein Plus an Arbeitsplätzen und Wertschöpfung. Produktion und Konsum werden schließlich wahrhaft nachhaltig.
In einer der Fabeln zur Blue Economy unterhalten sich
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