EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
beispielsweise eine Kuh und ein Pilz darüber, wer in kurzer Zeit mehr Protein produziert. Beiläufig werden darin auch Themen wie Tierhaltung, die Entwicklung von Mensch und Nutztieren, der klimaschonende Umgang mit Ressourcen angesprochen, aber auch die handfeste Frage geklärt, wie der Magen einer Kuh funktioniert.
Mandy Voggenauer setzt diese Fabel in ihrer Zehnten ein, mit der sie gerade über Massentierhaltung und mögliche Alternativen spricht. »Wir wollen den Pilz auch züchten«, erzählt sie. »Wir werfen täglich Tonnen Kaffeesatz weg. Kaffeeabfall ist aber ein idealer Nährboden für die Pilzzucht. So lernen Kinder: Abfall ist Ressource für neue Produkte. Und anschließend stellen wir Materialien her, mit denen Siebt- und Achtklässler, die in ihrem Projekt Verantwortung in Kindergärten gehen, mit den Kindern das Pilzzuchtexperiment wiederholen können.« Markus Haastert, Vorsitzender des Vereins ZERI in Deutschland (Zero Emissions Research and Initiatives, www.zeri.org) und einer der Vordenker der Blue Economy, ist zum festen Engagementpartner der esbz geworden. Sie könnte damit zur Pionierschule werden, an der aus dem ökonomisch, ökologisch und gesellschaftlich visionären Konzept ein Lernbaustein für die nächste Generation wird.
Tipp:
Die 36 Blue-Economy-Fabeln und weitere Materialien für den naturwissenschaftlichen Unterricht sind (auf Deutsch und Englisch) erhältlich unter www.zeri-germany.de/institut/bildungsinitiativen .
Projekt Verantwortung: Spüren, wie es ist, gebraucht zu werden
In der 7. und 8. Klasse bekommen die Schüler zwei Stunden Lernzeit pro Woche geschenkt für ein festes zivilgesellschaftliches Engagement.
aus dem Schulprogramm der esbz
Ein funktionierendes Gemeinwesen ist auf die Verantwortungsübernahme von Bürgerinnen und Bürgern angewiesen. Gemeinsinn und Verantwortung sind die Grundlagen einer demokratischen Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die dieser Herausforderung nicht gerecht wird, zerstört ihre eigene Basis. Verantwortung lernt man aber nicht aus Büchern oder durch moralische Appelle, sondern indem man Verantwortung übernimmt. Und nur wer selbst Anerkennung für verantwortungsvolles Handeln erfahren hat, wer sich als Person gebraucht und wertgeschätzt fühlt, wird auch anderen Menschen für ihr Engagement Respekt und Anerkennung entgegenbringen.
Die Schüler übernehmen Verantwortung, nehmen Dinge in die eigene Hand und spüren, was das für Folgen hat – im positiven Sinne. Was es für die Mitmenschen, für die Kinder bedeutet, dass sie das machen. Dazu braucht es von allen Beteiligten ganz viel Sensibilität und Mut, sich darauf einzulassen. Ich denke, das ist es, was wir alle brauchen, um gut miteinander leben zu können.
Anna-Lilja Edelstein, Koordinatorin Projekt Sprachbotschafter
Da wird mir etwas zugetraut, da spürt man, wie Verantwortung ist …
Gemeinsinn stiftende Erfahrungen geschehen konkret in der Auseinandersetzung mit Menschen, Anliegen, Situationen. Hier besteht in Deutschland noch Entwicklungs- und Handlungsbedarf, denn Partizipation von Kindern und Jugendlichen ist, obwohl ein wichtiges Handlungsfeld, in dem sich Einstellungen junger Menschen zur Politik und Demokratie bilden, in unserem Land noch wenig ausgeprägt. Das unausgeschöpfte Engagementpotenzial lässt sich, wie Studien zeigen [9] , auf fehlende Anlässe und Gelegenheitsstrukturen zurückführen.
Wo Kinder und Jugendliche verantwortlich mitwirken können und die Erfahrung wächst, dass ihr Engagement wichtig ist, entsteht Sinn und sinnvolles Tun: » burn for« statt »burn out!« Doch die formalisierten Bildungssysteme sind völlig unzureichend mit den Kommunen und ihren politischen, ökonomischen und sozialen Akteuren vernetzt. Diese örtlichen Bezüge zurückzugewinnen und dadurch Erfahrungen aus erster Hand zu ermöglichen ist essenziell, denn sie bilden in einer zunehmend virtuellen Erfahrungswelt und virtuell vernetzten Gesellschaft ein unerlässliches Gegengewicht im Sinne von »global denken – lokal handeln«. Aus diesem Anspruch erwächst der Schule die Aufgabe, Räume für zivilgesellschaftliches Engagement zu eröffnen und das Lernen von Verantwortung im Schulcurriculum zu verankern.
Ohne das Projekt Verantwortung hätte ich mich niemals getraut, Co-Trainerin zu werden.
Daria, 7. Klasse, Sportprojekt Power-Kids
Laut dem Sozialbericht für Deutschland aus dem Jahr 2011 [10] , einer Studie der Bundeszentrale für politische Bildung,
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