EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
nicht nur Menschen sind, die man auf Noten reduzieren kann.« Einige ihrer Schüler besuchen inzwischen die esbz.
Lernen durch Engagement kann als Unterrichtskonzept in allen Schulformen und Klassenstufen und in vielen Lernformaten eingesetzt werden: im Fachlernen, im Projekt lernen, in Arbeitsgemeinschaften oder Werkstätten, in Wahl pflichtkursen oder in ganz eigenen Zeitfenstern wie dem Projekt Verantwortung.
Schulen haben den Auftrag, überfachliche Kompetenzen zu fördern. Das Problem dabei ist, dass dies häufig im Rahmen eines Methodencurriculums geschieht, in dem die Schüler sich das Lernen, Projektmanagment, Teamarbeit, Präsentation, Rhetorik usw. abstrakt begrifflich, abgekoppelt von Realsituationen mit Arbeitsblättern und Übungen aneignen sollen. Dieses isolierte Als-ob-Lernen ohne Anbindung an authentische Aufgaben ist wenig nachhaltig. Lernen durch Engagement dagegen ist an konkrete Erfahrungen gekoppelt. Selbstorganisation, Selbststeuerung, die Entwicklung personaler Kompetenzen sind hier integral verankert. Hinzu kommt die wichtige ethische Dimension: Gemeinsinn, Verantwortungsbewusstsein, Werteorientierung lassen sich nicht unterrichten, genauso wenig komplexe Metakompetenzen wie strategische Handlungsplanung, Folgenabschätzung, Problem lösungskompetenz, Flexibilität, Frustrationstoleranz, Impulskontrolle. Die Hirnforscher nennen diese Befähigungen exekutive Frontalhirnfunktionen. Auf diese Metakompetenzen wird es in Zukunft deutlich mehr ankommen als auf all das in der Schulzeit auswendig gelernte Wissen.
Kriterien für Lernen durch Engagement sind nach Anne Sliwka, Professorin für Erziehungswissenschaften und Prorektorin der PH Heidelberg,
ein echter Bedarf,
die Verknüpfung mit curricularen Inhalten,
die Reflexion der Erfahrungen,
die Zertifizierung der erworbenen Kompetenzen,
und die öffentliche Anerkennung der Jugendlichen.
In zahlreichen Studien werden die positiven Wirkungen von Lernen durch Engagement beschrieben: Abbau von Vorurteilen, Verbesserung der Problemlösefähigkeit, Förderung von Kooperationsfähigkeit und ethischem Denken, eine stärkere Identifikation mit der Schule sowie eine höhere Engagementbereitschaft im Erwachsenenalter.
Zur Initiierung, Implementierung und Institutionalisierung bedarf es an der Schule und im Schulumfeld unterstützender Strukturen, denn die Wirkqualität von Lernen durch Engagement hängt von Qualitätskriterien der Umsetzung ab. Besondere Bedeutung kommt dabei Netzwerken zu, die unterstützen und einen Rahmen für kollegialen Austausch schaffen. Am bundesweiten Netzwerk Lernen durch Engagement beteiligen sich rund 100 Schulen, Kompetenzzentren und Kooperationspartner, die Lernen durch Engagement umsetzen und ihre Erfahrungen austauschen. Dort wird eine Fülle von Praxismaterial und Literatur bereitgestellt, und Schulen erhalten auf Wunsch kompetente Beratung und Begleitung bei der Einführung.
Projektarbeit und Öffnung von Schule:
Neue Medien, Blue Economy und Co.
Die Werkstätten der esbz bieten Schülern ab der 7. Klasse Wahlmöglichkeiten ihren Neigungen und Stärken entsprechend, beispielsweise den Kurs »Let’s go shopping – fairer Konsum« von unserer Kollegin Barbara Stockmeier oder die Schreibwerkstatt von unserer Mittelstufenleiterin Jenni Leonhard, die sehr gut ankommt. Die Erzieherin und Koordinatorin Anne Pesch pflegt gute Kontakte auch zu Eltern und außerschulischen Partnern und entwickelt neue Angebote. Beispielsweise bietet der Johanniter-Jugendclub Filmbearbeitung an, und in Zusammenarbeit mit dem Musik-Wahlpflichtkurs entsteht jetzt ein Musikvideo. Und in der Werkstatt Internationaler Kinderclub besuchen zehn Mädchen, die sich selbst »The Big Sisters« nennen, jede Woche ein Asylbewerberheim und spielen mit Kindern, die gerade erst nach Deutschland geflohen sind.
Ein weiterer Werkstatt-Kurs ist das »Praktische Lernen«, das die esbz dank einer sehr gut ausgestatteten Holzwerkstatt anbieten kann. Beispielsweise wird in der Holzwerkstatt eine Jolle, die ein Vater der Schule geschenkt hat, von Schülern restauriert und wieder segeltauglich gemacht. »Man lernt an der Uni ja nicht, welche Sprache auf dem Bau gesprochen wird oder wann Holz bricht – man lernt vielleicht die mathematische Berechnungsformel dafür«, unterstreicht Paul B. Schmidt die Bedeutung praktischer Erfahrung. Als nächstes großes Projekt will der Kurs die Bühne in der Aula zur Theaterbühne umbauen.
Die Öffnung von Schule und die
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