EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
ist das zivilgesellschaftliche Engagement von Jugendlichen seit 1999 lang sam, aber kontinuierlich gesunken. »Zu den Ursachen zählen eine gestiegene räumliche Mobilität und die Verringerung der zeitlichen Freiräume durch Veränderungen im Zeitregime von Schule und Studium« [11] , heißt es dort. Beachtliche Teile des Engagements seien außerdem durch relativ kurzfristige Ein- und Austritte gekennzeichnet. Zugleich wird dem zivilgesellschaftlichen Engagement »angesichts der zunehmenden Individualisierung, des demografischen Wandels und des Verlusts sozialer Bindungen« [12] eine wachsende Bedeutung beigemessen, da es helfe, »Fähigkeiten zum Kompromiss und zu einem zivilen Umgang herauszubilden« [13] , die für den gesellschaftlichen Zusammenhalt unverzichtbar sind.
Gemeinschaft endet nicht am Schultor. Wir stellen uns unserer Verantwortung auch über die Schule hinaus.
Verantwortung und zivilgesellschaftliches Engagement zu übernehmen gehört zu den zentralen Elementen der Lernkultur an der esbz. Im Projekt Verantwortung, das als zweistündiges Schulfach im Curriculum verankert ist, übernehmen alle Siebt- und Achtklässler eine Aufgabe im Gemeinwesen. Bis zu den Herbstferien bereiten sich die Siebtklässler intensiv auf das Projekt vor. »Wir er arbeiten gemeinsam: Was ist Verantwortung? Wo habe ich schon Verantwortung übernommen? Welche Stärken und Schwächen habe ich, was kann ich gut?«, erklärt Projektkoordinatorin Ariane Konetzka.
Mir bedeutet das ganz viel. Die Kinder mögen mich, die mögen, dass wir kommen. Die Kinder warten auf uns. Wir sind ihnen wichtig. Sie fragen: »Könnt ihr nicht jeden Tag kommen?« Das fragen die uns!
Nirosha, 7. Klasse, Projekt Vorlesen in der Grundschule
Zusätzlich erkunden die Schüler und Schülerinnen als Gemeindedetektive ihr Umfeld, erproben sich im Vorstellungstraining, überlegen, wie sie ihre Erfahrungen dokumentieren können. Manche erzählen schon beim Aufnahmegespräch, wo sie sich engagieren wollen, andere brauchen noch Anregungen. Diese bekommen sie auf einer Börse, bei der Mitschüler, die schon ein Jahr Projekt Verantwortung hinter sich haben, ihre Projekte vorstellen, sowie außerschulische Kooperationspartner wie Senioreneinrichtungen, Naturschutzverbände, die Johanniter-Jugend, Kirchengemeinden, Bibliotheken, Vereine ihre Arbeit und Engagementmöglichkeiten präsentieren. Wir arbeiten inzwischen mit über 80 Partnern im Gemeinwesen zusammen. Das Projekt, das angelehnt ist an das schon 1999 an der Gesamtschule Essen-Holsterhausen entwickelte Vorbild, wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend als Bildungsleuchtturm Berlin zertifiziert.
Ihre Aufgabe suchen sich die Kinder selbst. Die Schule stellt Unterrichtszeit, Lehrerwochenstunden zur Betreuung und zur Fortbildung, eventuell benötigte Räume und Materialien zur Verfügung. »Beim Service Learning, also Lernen durch Engagement, merken die Kinder: Ich kann etwas bewegen und verändern, mein Wirken, meine Existenz sind wichtig«, meint unsere pädagogische Leiterin Caroline Treier.
»Es geht darum, dass die Kids etwas machen, was sie machen wollen«, unterstreicht eine Schülermutter, die die Kinder bei ihrer Suche beratend unterstützt. Allerdings könne es auch passieren, dass ein Schüler im Laufe des Projektes merke, dass er kaum oder gar keine Verantwortung übernehmen kann, weil es von den Struk turen her nicht funktioniert, sagt die Koordinatorin des Projekts, Ariane Konetzka. Während des Schuljahres wird der »Unterricht im Leben« in der Klasse daher regelmäßig reflektiert. Das ist auch deshalb wichtig, weil die Jugendlichen durch die Kombination von Erleben und Reflektieren die Erfahrungen bewusst verarbeiten und diese so auf eine höhere Ebene der allgemeinen Erkenntnis gehoben werden können. Reflexion erweitert das Handlungsspektrum.
Ich habe gelernt, öffentlich zu sprechen. Ich möchte das Projekt »stillen Kindern« empfehlen, denn ich bin jetzt auch in der Schule mutiger geworden und melde mich viel öfter.
Sandra, 7. Klasse, Museumsprojekt Kids führen Kids
Einmal im Halbjahr besuchen die Tutoren die Jugendlichen im Projekt. Dabei wechselt die Rolle: Die Lehrer sind die »Neulinge«, und die Schüler zeigen und erklären, was sie machen. Und wie bei der Schulversammlung auch wird auf diese Weise die Klassensituation aufgebrochen, und es entsteht ein neues Lernformat als bereichernde Erfahrung.
Alle Jugendlichen dokumentieren in einem
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