EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
engagierten Lehrers bedarf, der Teile seiner Unterrichtsstunden für die Projektorganisation verwendet. An Ganztagsschulen bieten sich besonders viele Spielräume. Es könnte aber auch eine Schülerfirma dafür gegründet werden, die dann die Werbung, die Buchhaltung und die Organisation der Trainings übernimmt und Kontakt zu bestehenden anderen Schülerfirmen aufnimmt. »Und ich würde die Funktion einer Beraterin übernehmen«, meint Anna-Lilja Edelstein.
Der große Vorteil des Programms ist, dass es ganz simpel gestrickt ist. Sind die Strukturen zwischen der Projekt- und der Partnerschule einmal geschaffen, läuft das Programm ohne großen Aufwand. Die Schüler bekommen zu Schuljahresbeginn eine Einführung, die ihnen den Zugang zu ihrer Aufgabe erleichtert. »Da haben wir Projektideen gesammelt und für Spiele, die wir kennen, Anleitungen geschrieben«, erzählt der vierzehnjährige Leo. Zur Vorbereitung gehört aber auch ein Methodentraining, durch das die Schüler lernen, wie sie sich Aufmerksamkeit verschaffen und wie sie so mit den Kindern sprechen, dass sie auch verstanden werden. Eine Entwicklungspsychologin erarbeitet mit ihnen, warum ihr Besuch für die Grundschüler so wichtig ist und warum ihr Engagement auch sie selbst weiterbringt. Im weiteren Verlauf des Schuljahres gehen die Schüler in die Grundschulen und bereiten sich eigenständig auf ihren wöchentlichen Ein satz vor. Begleitend führen sie ein Projekttagebuch. Der verantwortliche Coach, ein Lehrer, eine Erzieherin, ein FSJler, eine Mutter, bietet über das Schuljahr verteilt Reflexionsstunden an und besucht sie mehrmals an der Partnerschule.
Ich glaube, wenn Menschen von früh auf lernen, miteinander umzugehen und aufeinander zuzugehen, dann kann Bewegung geschaffen wer den, und die Kontaktaufnahme fällt einem später nicht mehr so schwer. Dafür müssen wir in der Schule Räume schaffen – wo sonst soll das passieren?
Anna-Lilja Edelstein, Projektkoordinatorin Sprachbotschafter
Die Achtklässler Leo, Manuel und Niels haben schon zum zweiten Mal Sprachbotschafter als Projekt Verantwortung gewählt. Im ersten Jahr haben sie mit Erst- und Zweitklässlern gearbeitet, in diesem Jahr bieten sie für eine 4. Klasse eine freiwillige Lernwerkstatt nach dem Unterricht an. Manuel arbeitet jede Woche mit einem autistischen Jungen zusammen. »Der braucht ziemlich viel Hilfe in der Schule«, erklärt er. »Er nennt mich immer Kumpel und ich ihn auch, da freut er sich.« Zum achten Geburtstag hat Manuel ihm eine Kleinigkeit geschenkt. »Da hat er sich so gefreut, dass seine Augen ganz groß wurden.«
Leo und Niels sind als Ansprechpartner für alle anderen Kinder da. Wenn die beiden kommen, hat der Lehrer die Hausaufgaben des Tages an die Tafel geschrieben, Mathe ist fast immer dabei, manchmal Deutsch oder Englisch. »Einmal hat die Lehrerin einem Mädchen, das nicht so gut Deutsch kann und nicht so gut in der Schule ist, ziemlich lange was erklärt, und sie hat es trotzdem nicht verstanden. Dann hab ich es versucht, und bei mir hat sie es dann verstanden«, erzählt Leo, und man sieht ihm an, wie stolz er darauf ist.
Gelesen, gespielt und Mathe gelernt, das hat Spaß gemacht. Könnt ihr nicht jeden Tag kommen?
Grundschulkind einer Sprachbotschafter-Partnerschule
Sophia ist in der 7. Klasse und hat Sprachbotschafter als Projekt Verantwortung und Werkstatt gewählt, so dass sie einmal pro Woche für vier Stunden an eine Grundschule gehen kann. »Ich arbeite ziemlich gerne mit Kindern«, erklärt sie. Sie will lernen, gut mit Kindern umzugehen und Dinge richtig erklären zu können. Am Vormittag ist sie mit fünf weiteren Sprachbotschaftern in einer jahrgangsgemischten 1. und 2. Klasse. »Wir kriegen von der Lehrerin ein Arbeitsblatt oder Heft und die Namen der Schüler. Die rufen wir dann auf und gehen mit denen in einen anderen Klassenraum.« Manchmal sind die Sprachbotschafter auch im Unterricht dabei. Am Nachmittag begleitet Sophia die Kinder in den Hort, wo sie zusammen malen oder spielen. »Wenn ich komme, kommen ziemlich viele angestürmt und wollen mir was erzählen. Und ein kleiner Junge will mich immer umarmen.«
Am besten klappt’s mit den Erstklässlern, die sind noch ziemlich offen. Die Zweitklässler sind ein bisschen zurückhaltender. Und die Drittklässler sind oft ein bisschen vorlaut und wollen angeben.
Lennart, 7. Klasse
Erstmals in diesem Jahr haben vier Schüler das Sprachbotschafter-Programm als Herausforderung
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