EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
ein visitenkartengroßes Kärtchen, das jedes Kind von uns zur Einschulung als Mutmacher erhält) und jede Menge Kuchen verkauft. Sarah, die mit ihrer Mutter in der Arbeiterwohlfahrt aktiv ist, sammelte dort auf großen Veranstaltungen bei den geladenen Honoratioren Spenden. »Man muss die Quellen nutzen, die man hat«, sagt ihre Mutter. Allein auf diesem Fest hat die Zehntklässlerin 300 Euro gesammelt. Und für einen Vortrag bei einer Tagung des Geflügelzüchterverbandes bekamen Sarah und Tara sogar einen Scheck über 5000 Euro, um damit 5000 Baumsetzlinge kaufen zu können. Ein wirksames Werbemittel ist auch die Mutkarte, die Unternehmen ihren Mitarbeitern zu Weihnachten überreichen und damit jeweils einen Baum sponsern.
Am 25. November 2011 haben wir auf dem Schulhof die letzten drei der 100 000 Bäume der esbz gepflanzt. Dank der tatkräftigen Mithilfe einiger engagierter Grundschullehrerinnen, insbesondere Katharina Jacob von der Grundschule am Insulaner und Sabine Weiche von der Grundschule an der Marie, wachsen jetzt 79 997 neu gepflanzte Bäume in Berlin, vorwiegend im Kinderwald Pankow, 20 000 Bäume haben wir dem Schulprojekt »Forikolo« in Sierra Leone geschenkt. Zum Dank für unser Engagement haben die Berliner Forsten uns drei bereits drei Meter hohe Esskastanien geschenkt. Elmar Lakenberg, Leiter der Berliner Forsten, überreichte sie mit den Worten: »Irgendwann tragen die Früchte, die ihr dann als Maronen verkaufen könnt – für die nächsten Projekte, die ihr finanzieren möchtet.«
Sprachbotschafter bringen Lernfreude
So wie wir mit unserem Programm Klimabotschafter und Bäumepflanzen zu mehr Klimagerechtigkeit beitragen wollen, leisten wir mit unserem Programm Sprachbotschafter einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Wir haben in Deutschland die Situation, dass ein Viertel der Jugendlichen die Schule nach zehn Jahren ohne Ausbildungsreife verlässt. Der überwiegende Teil dieser Jugendlichen kommt aus sozial benachteiligten Familien oder hat einen Migrationshintergrund. Das ist eine enorme Benachteiligung und hat dramatische Konsequenzen für unsere Gesellschaft – sozial, gesellschaftlich und auch ökonomisch. Darauf, dass die Politik es rich ten wird, wollen wir nicht länger warten.
Es ist zwingend erforderlich, dass Jugendliche aus allen Teilen der Welt auf allen für sie relevanten Ebenen aktiv an den Entscheidungsprozessen beteiligt werden, weil dies ihr heutiges Leben beeinflusst und Auswirkungen auf ihre Zukunft hat. Zusätzlich zu ihrem intellektuellen Beitrag und ihrer Fähigkeit, unterstützende Kräfte zu mobilisieren, bringen sie einzigartige Ansichten ein, die in Betracht gezogen werden müssen.
Agenda 21, Kapitel 36
Probleme kann man nicht mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind, sagte uns schon Albert Einstein. Altes Denken führt über unbefriedigende Reparaturmaßnahmen kaum hinaus, schafft nur die Reform der Reform der Reform … Wie aber können wir uns aus altem Denken, altem Handeln, alten Mustern lösen, und wie könnte die dringend benötigte neue Denk weise aussehen?
Bessere frühkindliche Bildung, mehr gut ausgebildete Erzieher und ähnliche Maßnahmen sind wichtig – zeigen aber keine wirklich neuen Denkweisen. Der Weg in eine Gesellschaft der Potenzialentfaltung kann nur durch gelebte Innovationskultur entstehen: Stellen Sie sich vor, Kinder und Jugendliche machen sich auf in die Grundschulen und Kitas in sozialen Brennpunkten, um dort Kinder zu unterstützen. Welche Lernrevolution würde das auslösen!
Würde sich nur ein Drittel der Schulen am Sprachbotschafter-Programm beteiligen, die Weichen könnten frühzeitig anders gestellt und die komplexe Problematik maßgeblich behoben werden – durch Kinder und Jugendliche!
Margret Rasfeld, Schulleiterin
Die Kinder in den Brennpunktschulen erfahren durch dieses Programm Zuwendung und erleben, dass Menschen an sie und ihre Fähigkeiten glauben. Den engagierten Jugendlichen ihrerseits wird die Gelegenheit gegeben, sich selbstwirksam zu erle ben und Kindern aus anderen Lebenswel ten zu begegnen. Strahlende Augen und von Herzen kommende Zugewandtheit entfalten dabei ihre starke Wirkkraft.
Warum ist das so enorm wichtig? In Deutschland sind gruppenbezogene Men schenfeindlichkeit und soziale Kälte, wie die Langzeitstudie Deutsche Zustände [15] des Soziologen Wilhelm Heitmeyer zeigt, besorgniserregend verbreitet. Die Hauptursache dafür ist die fehlende persönliche
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