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EduAction: Wir machen Schule (German Edition)

EduAction: Wir machen Schule (German Edition)

Titel: EduAction: Wir machen Schule (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Rasfeld , Peter Spiegel
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Begegnung. In einer Gesellschaft, in der Segregation vorherrscht, das heißt, in der Menschen verschiedener Herkunft und unterschiedlichen sozialen Status in Wohnvierteln separiert sind, in der sich Menschen tendenziell eher abgrenzen als miteinander kooperieren und leben, ist es elementar wichtig, schon im jungen Alter Begegnungen zu ermöglichen. Denn fehlende Begeg nung ist die Hauptursache dafür, dass wir »andere« – seien es nun Menschen anderer Nationalität, mit einem anderen sozialen Hintergrund, aus einer anderen Altersgruppe oder Menschen mit Behinderungen – als Fremde empfinden. Außerdem könnte damit zugleich der Auftrag, Kindern und Jugendlichen Aufgaben zuzu trauen und sie an der Lösung der großen gesellschaftlichen Fragen ernsthaft zu beteiligen, erfüllt werden. Ein Jahr nach dem Start des Programms gibt es an der esbz bereits über 50 Sprachbotschafter.
    Zu ihnen zählt Sarah: Sie geht in die 8. Klasse und besucht einen Nachmittag pro Woche für zwei Stunden den Hort einer Kreuzberger Grundschule, wo sie eine Werkstatt zum Thema Wasser anbietet. Für einen dieser Nachmittage hat sie das Thema Haie vorbereitet. Vier kleine Jungs sitzen um sie herum und kommentieren munter ihren Vortrag: »Dem Pinocchio-Hai wächst bestimmt ’ne lange Nase, wenn er was Falsches blubbert!« – »Ich hasse Wal- und Haifänger!« Dann dürfen sie selbst einen Hai malen, und auch ein eben noch unkonzentrierter Knirps paust sorgsam den Raubfisch von Sarahs Vorlage ab, die anderen zeichnen frei Hand. Die Dreizehnjährige verteilt großzügig Lob. »Nächstes Mal machen wir ein Experiment«, verspricht sie den Jungs.
Meine Tochter Mia war in einer Grundschule in Kreuzberg mit hohem Migrantenanteil und hat im Deutschunterricht mitgearbeitet. Die Deutschlehrer wollten das erst nicht – aber nachher waren sie ganz happy.
Dorothea Kleihues, Schülermutter
     
    Im Nebenzimmer proben Elias und Char lotte mit einer Mädchengruppe Improvisationstheater. Ihre einzige Requisite ist ein Stück Teppich. Und in der Hortküche kochen Coco, Anna Clara, Magdalena und Lara-Luna mit Erst- und Zweitklässlern unterschiedlicher Nationalitäten Spaghetti mit Tomatensauce. »Letzte Stunde haben wir über Italien gesprochen, und die Kinder durften den Schiefen Turm von Pisa nach ihrer Fantasie malen«, erzählt Coco. »Nächstes Mal ist Frankreich dran, und dann backen wir Crêpes.« Während die Nudeln kochen, beschäftigt Lara-Luna die Kinder mit einem Quiz: Was kommt in die Sauce? Woraus sind die Nudeln? »Die sind ganz schön wild und hören auch nicht so gut«, sagt sie. »Aber ich glaube, mit der Zeit werden sie vertrauter mit uns und wir können konzentrierter zusammenarbeiten.«
    Die Erzieherin Aysel findet, dass das Programm noch besser läuft, als sie es sich vorgestellt hatte. »Mittwochs sind die Kinder richtig aufgeregt, weil sie wissen, heute kommen die Jugendlichen wieder. Die Jugendlichen aus der esbz sind sehr selbstbewusst und auch sehr selbständig.« Es geht bei dem Programm jedoch nicht in erster Linie darum, Sprache zu lehren, unsere Schüler als kleine Nachhilfelehrer einzusetzen. Es geht darum, Beziehungen aufzubauen, und Beziehungen entstehen über Sprache, über Kommunikation. Und beides, Sprache und Beziehungen, sind die Basis für erfolgreiches Lernen. Unsere Vision ist, dass es 2016 bundesweit 10 000 Sprachbotschafter gibt.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wenn man acht oder neun ist und da kommt ein Vierzehnjähriger, dann ist das eine Autoritätsperson. Manchmal machen die Kleinen schon Späße mit uns, aber nichts Schlimmes, das ist ganz normal.
Leo, 8. Klasse
     
    Im Moment arbeiten wir deshalb daran, eine Struktur zu schaffen, die in ganz Berlin beziehungsweise bundesweit in dieser Weise funktionieren kann. Flexibilität ist die große Herausforderung dieses Projektes: Jede Schule funktioniert auf ihre eigene Art und Weise, hat ihre eigene Unterrichtsorganisation. Es gibt daher keine Standardlösung, wie sich Projekt- und Partnerschule miteinander verknüpfen lassen.
Wenn sie Fragen haben oder etwas nicht verstehen, dann helfen wir ihnen. Nachher können die das immer ganz gut. Manchmal verzweifeln die Kinder, wenn sie eine Aufgabe nicht schaffen, und dann machen wir ihnen Mut.
Lennart, 7. Klasse
     
    Unsere Projektkoordinatorin Anna-Lilja Edelstein findet, dass sich das Programm in Religion oder Ethik anbieten würde oder als Wahlpflichtkurs oder Arbeitsgemeinschaft und dass es mindestens eines

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