EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
ihre unermüdliche Arbeit, die wahren politischen und wirtschaftlichen Ursachen des Hungers aufzudecken, mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden.
Mein Besuch an eurer Schule war das Highlight meines Deutschlandbesuches. Bitte sagt den Schülern, wie beeindruckt ich von ihnen war, wie sehr ich den Austausch mit ihnen genossen habe. Und haltet mich auf dem Laufenden, wie sich eure Vision eines neuen Lernens und einer wachsenden Umwelt entwickelt.
Frances Moore Lappé, Alternative Nobelpreisträgerin
Eine ganz besondere Begegnung war für uns der Besuch des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus im Jahr 2008 in Berlin. Er kam zum Vision Summit, um seine Idee des Social Business in die Welt zu tragen. Das bekannteste Beispiel für sein Prinzip, soziale Probleme mit unternehme rischen Mitteln zu lösen, ist die von ihm gegründete Grameen Bank, die ausschließlich an ganz arme Menschen Mikrokredite vergibt, um damit eine Existenzgrundlage zu finanzieren. Millionen Menschen konnten sich so aus der Armut befreien.
Als wir unseren Schülern von der Arbeit von Muhammad Yunus erzählten, wollten sie ihn unbedingt kennenlernen und ihm eine Reihe von Fragen stellen. Da sich die Leiterin der esbz und der Organisator des Vision Summit kannten – es sind die beiden Autoren dieses Buches –, ließ sich dieser Wunsch leicht realisieren: Die Schüler erhielten die Gelegenheit, beim Vision Summit ihre vorbereiteten Fragen unmittelbar an Muhammad Yunus zu stellen. Dieser zeigte sich positiv überrascht von der Ernsthaftigkeit und dem echten Engagement dieser Jugendlichen. Sie wollten von ihm wissen, welche Ereignisse und Erlebnisse ihn in seiner Kindheit und Jugend am meisten auf das vorbereitet haben, was später zu seinem Lebenswerk wurde, und was wir im Westen von ihm lernen können. Aber auch, welches das schönste Vorhaben war, für das die Grameen Bank einen Kredit gab. Am meisten freute Muhammad Yunus sich über die Idee eines Schülers, eine Aktion zur Förderung von weiteren Mikrofinanzorganisationen zu initiie ren und möglichst viele andere Jugendliche dafür zu interessieren.
Das »konkreteste« Ergebnis dieser Begegnung ist das 2009 erschienene Buch Armut gehört ins Museum [17] über das Leben und Wirken von Muhammad Yunus, das wir gemeinsam mit der Jugendbuchautorin Petra Schäfer-Timpner umsetzten und in das die Fragen unserer Schüler eingeflossen sind.
Entscheidend für das Projekt, Menschen mit Botschaften in die Schule zu bringen, ist nicht die Prominenz von diesen Besuchern, sondern deren authentisch vermittelte Botschaft. Zwischen der Vermittlung der Idee der Kleinkredite für die Armen in Bangladesch in irgendeinem Schulfach und der Begegnung mit jenem Menschen, der diese Idee in die Tat umgesetzt hat, liegen Welten. Dasselbe gilt für die abstrakte Diskussion über die Lage von Frauen in Afghanistan und die unmittelbare Begegnung mit einer solchen. Warum nutzen wir die Begegnung mit Menschen mit Botschaften nicht viel mehr als eine ebenso einfache wie wirksame Methode, die Lerntiefe und Lernmotivation an unseren Schulen radikal zu verbessern?
Säule 2: Lernen, Wissen zu erwerben
Lernbüro und Logbuch: Lernen im eigenen Tempo, individuell und selbständig
Stellen Sie sich eine Klasse vor, die 26 Schüler hat und in der dennoch individuelle Betreuung möglich ist. In der schwächere Schüler die Möglichkeit erhalten, den Stoff zu üben, bis sie ihn verstanden haben, während die leistungsstarken zusätzliches Material bearbeiten – keiner langweilt sich, und keiner fühlt sich überfordert. Die Klasse arbeitet konzentriert, motiviert und selbständig. Und muss ein Schüler wegen Krankheit längere Zeit zu Hause bleiben, verpasst er weder Lehrstoff noch Klausuren und kann danach einfach in den Unterricht wieder einsteigen. Das klingt zu schön, um wahr zu sein? An der esbz funktioniert das System Lernbüro genau so.
Über innere Differenzierung und weil die Tutoren ihre Tutanden sehr gut kennen, kann man im Lernbüro unterschiedliche Anforderungen stellen.
Jenni Leonhard, Mittelstufenleiterin
Jeden Morgen wählen die Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 9, ob sie eine Dop pelstunde lang Mathe, Englisch, Deutsch oder Natur & Gesellschaft (Geografie, Geschichte, Sozialkunde, Naturwissenschaften) lernen möchten. Jeweils drei jahrgangsgemischte Klassen mit je 26 Kindern (sogenannte Kleinteams) teilen sich diese vier Lernbüros, auf die sich die Kinder jeden Morgen selbständig
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