EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
Haltung, nach der Scheitern das Schlimmste ist, was einem passieren kann, wird Scheitern im Design-Thinking-Prozess als überaus wichtig, notwendig und wertvoll erachtet.
Ein wichtiges Prinzip der Methode ist, in jeder Phase des Entwicklungsprozesses alle bis dahin gewonnenen Erkenntnisse und Lösungsansätze immer wieder radikal in Frage zu stellen, ganz nach dem Motto: »Scheitere früh und oft!« Wer Scheitern vermeiden will, konserviert damit unvermeidlich seine bisherigen Denk muster und kann diese umso schwerer über winden. Doch genau darum geht es bei fast allen Innovationsentwicklungen: um das Aufbrechen bisheriger Denkschablonen.
Den Satz »Das geht nicht« gibt’s hier nicht so oft.
Ariane Konetzka, Koordinatorin Projekt Verantwortung
Für unsere Schule ergab sich bald nach dem ersten Kontakt eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit dem Hasso Plattner Institut: Schüler wurden eingeladen, an einem mehrtägigen Design- Thinking-Seminar teilzunehmen. Sie waren begeistert. Umgekehrt machte Andrea Scheer, eine Absolventin des Instituts, ein halbjähriges Praktikum an der esbz. Gemeinsam mit Elias Barrasch und Sophia Klees entwickelt sie gerade das Konzept » Creative Confidence «, um dieser zukunftsweisenden Methode des interdisziplinären und prozessorientierten Arbeitens im Team auch in deutschen Schulen und Bildungseinrichtungen zum Einsatz zu verhelfen (in den USA ist sie schon sehr viel weiter verbreitet). Im Grundsatz geht es darum – wie die Konzeptschmiede es ausdrücken –, »vom Ego-System zum Eco-System« zu gelangen.
Creative Confidence versteht sich als Schnittstelle zwischen Bildungseinrichtungen und Organisationen aus Wirtschaft und Gesellschaft. Das Konzept sieht Schulen nicht isoliert, sondern als wichtiges Element in einem Thinktank, in dem es mittels experimenteller und innovativer Methoden in permanenter Interaktion mit unserer Welt steht. Andrea Scheer ist davon überzeugt, dass »die Einblicke, die Schüler dadurch in verschiedene Lebens- und Berufswelten erhalten, der Grundstein sind für wichtige Entscheidungen ihren späteren Lebens- und beruflichen Weg betreffend. Creative Confidence fördert die (lebens)unternehmerischen Fähigkeiten der Kinder schon während der Schulzeit.« Grundsätzlich kann es für eine Gesellschaft nur von Vorteil sein, wenn viele Kinder und nicht nur Abgänger von Eliteuniversitäten mit diesen Fähigkeiten ausgestattet werden.
Wie gestaltet sich die Arbeit im Creative Confidence für Schüler und Lehrer?
Gemischte Schülerteams erarbeiten gemeinsam mit Akteuren aus Wirtschaft und Gesellschaft neue Lösungen für anstehende Herausforderungen. Ausgangspunkt soll dabei die Lebenswelt der Schüler sein. Denn Aufgaben, die für einen selbst eine konkrete Bedeutung haben, schaffen eine viel stärkere Motivation als externe Kontrollmechanismen wie Noten. Dabei lernen alle Beteiligten von den jeweiligen Erfahrungen und Perspektiven der anderen.
Nach Ende eines Projekts, das je nach Fragestellung eine Laufzeit bis zu sechs Monaten hat, werden die Ergebnisse öffentlich präsentiert und daran anschließend implementiert, beispielsweise durch die Einrichtung einer Schülerfirma. Damit es nicht nur bei einer »kreativen Idee« bleibt, initiiert und begleitet Creative Confidence diese Implementierungsphase und unterstützt die Schüler dabei, ihre Projekte zu realisieren. Dank eines gut ausgebauten Netzwerkes kann hier bei Bedarf auf das Know-how von mittelständischen Unternehmen, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Fachwerkstätten zurückgegriffen werden.
Auch Lehrer haben die Möglichkeit, eine neue Rolle einzunehmen: Als Teammitglieder können sie selbst an den Projekten mitarbeiten und dabei ihre Schüler aus einer ganz anderen Perspektive kennenlernen. Da Organisation und Durchführung der Projekte in den Händen des Creative-Confidence - Teams liegen, haben die Lehrer zudem die Möglichkeit, aus dem Lehr-Lern Zyklus auszutreten und ihre Schüler mit offenem Blick wahrzuneh men. Neben ihrer fachlichen Kompetenz benötigen die Lehrkräfte hierbei Wissen darüber, wie kreative und zwischenmenschliche Prozesse ablaufen und wie sie sie unterstützen können.
Schließlich gewinnen auch die externen Projektpartner aus Wirtschaft und Gesellschaft durch ihre Teilnahme am Projekt: Sie lernen eine neue Arbeitsform kennen, profitieren von einer frischen, unkonditionierten Sichtweise der Schüler und sind darüber hinaus direkt an der
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