EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
Lehrer, Eltern und Kooperationspartner umsetzen lassen. Hier wird Lernen an Bedürfnissen unmittelbar möglich, dadurch, dass sich Themen aus der Umgebung heraus stellen und so Dinge gelernt werden können, die im Unterricht nie eine Rolle spielen. »Es ist eine Möglichkeit für die Kinder, ihre eigenen Interessen kennenzulernen und Stärken herauszufiltern«, sagt Annette Frauendorf. Und Anna van der Linden nennt ein Beispiel: »Wenn ich eine Schlafunterkunft bauen möchte, muss ich beim Bürgermeister einen Antrag stellen, mich beim Bauamt nach Vorschriften erkundigen, ich muss das Grundstück vermessen, Planungsrichtlinien lesen und verstehen, formale Briefe schreiben.« Das sind alles Dinge, die die Schüler sonst losgelöst vom Gegenstand lernen. Hier ist es mit einem konkreten Ziel verbunden, das Lernen wird nachhaltiger.
Das Lernen auf einem Aktiv-Hof ist gar kein Lernen mehr im herkömmlichen Sinn, sondern dort lebt man und kann einfach sein. Im Jetzt sein.
Annette Frauendorf, Klassenlehrerin
»Die grundsätzliche Überlegung ist natürlich: Wie organisiert man das Lernen außerhalb der Schule?«, sagt Anna van der Linden. Je nachdem, wie erreichbar ein solcher Hof ist, ließe sich dort an Projekttagen arbeiten, oder man müsste über einen längeren Aufenthalt nachdenken, etwa als Projekt Herausforderung. Eines steht fest: Wir wollen Potenzialentfaltungsräume eröffnen und den unterschiedlichen Schülertypen und Bedürfnissen gerecht werden. Wichtig ist: Der Aktiv-Hof soll nicht nur für Kinder mit Auffälligkeiten da sein, sondern für alle Schüler der esbz.
An der Montessori-Oberschule Potsdam kultivieren bereits seit drei Jahren alle Schüler der 7. und 8. Klassen eine Woche im Monat das verwahrloste Grundstück eines ehemaligen Stasi-Ferienheims am Schlänitzsee. Sie räumen auf, vermessen, bauen, pflanzen, ernten und kochen. Von solchen Projekten brauchen wir mehr!
Tipp:
Die Sinn-Stiftung initiiert und unterstützt programmatisch den Aufbau von Aktiv-Höfen und ähnlichen Mitmach-Orten. Mit der Initiative »Natur verbindet!« soll ein bundesweites Bündnis für Projekte und Programme im Bereich Naturverbindung und Potenzialentfaltung aufgebaut werden; www.sinn-stiftung.eu/initiativen/orte-fuer-Potenzialentfaltung/aktiv-hoefe/index.html
Alle ins Ausland: Wie Heranwachsende Weltentdecker und Weltbürger werden
Wir wollen Schule gestalten als Ort der interkulturellen Begegnung, der interkulturellen Erfahrungen, des interkulturellen Lernens, des interkulturellen Verstehens, der interkulturellen Achtung.
aus dem Schulprogramm der esbz
Wer die Geschichte hört, wie unsere Partnerschaft mit Dhaka, Bangladesch, zustande kam, der mag uns kaum glauben. Im Frühsommer 2011 bekam die Schulleitung Besuch von der Leiterin des Goethe-Instituts in Dhaka. Sie erzählte von der Initiative »Schulen: Partner der Zukunft« (PASCH) vom Auswärtigen Amt, die darauf abzielt, Jugendliche in aller Welt für die deutsche Sprache und Kultur zu interessieren. Dafür werden Schulen gewonnen, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten, wozu erst einmal Lehrer ausgebildet werden müssen. Das Goethe-Institut bietet diese Ausbildung kostenlos an. Die Leiterin des Goethe-Instituts in Dakha war nun auf der Suche nach Partnern in Deutschland, um den Nachwuchslehrern und den Schülern einen Austausch mit Muttersprachlern zu ermöglichen. Sie dachte dabei an E-Mail oder Skype. Wir dachten: Eine tolle Chance für unsere Elftklässler und unser Projekt »Alle ins Ausland«! Daraus könnten wir ein richtiges Programm entwickeln!
Transport und Kommunikation funktionieren in Bangladesch gar nicht, das ist Chaos. Man sollte Gelassenheit mitbringen.
Wakilur Rahman, Künstler aus Bangladesch, der zeitweise in Berlin lebt
Vier Wochen später besuchte die Schulleiterin die Oxford International School (OIS) in Dhaka, die größte Schule der Stadt, mit einem visionären, fortschrittlichen Direktor. Nach einem Vortrag vor dem Kollegium und der Schülerschaft war die ganze Schule begeistert von unserer Idee, Schüler aus Deutschland nach Bangladesch kommen zu lassen. Im Herbst fuhr Astrid Seidel, Englischlehrerin und Koordinatorin unseres Projektes Alle ins Ausland, für drei Wochen nach Dhaka, um das Programm zu entwickeln. »Unsere Schüler werden die Lehrerausbildung dort unterstützen, indem sie Hörtexte einsprechen, im Unterricht dabei sind, mit Schülern in kleinen Gruppen arbeiten. Die Lehrer dort sind noch sehr
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