EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
Familie aus Tansania, die gerade eine Deutschlandreise machte, im Büro der Schulleiterin. Eines ihrer vier Kinder wollte gern einige Monate in eine deutsche Schule gehen und hatte im Internet die esbz gefunden. Die Schulleiterin bat die Familie, am Nachmittag zur Einschulungsfeier wiederzukommen, weil sich dort vielleicht gleich eine Familie finden würde, die ihren Sohn Christopher für drei Monate aufnehmen könnte.
Am selben Tag, auf dem Weg vom Gottesdienst in die Schule, sprach die Elftklässlerin Rosalie die Schulleiterin an, ob sie nicht einen Kontakt nach Tansania habe. Ihr Traum sei es, drei Monate dorthin zu gehen. Welch ein großartiger Zufall! Noch am selben Nachmittag lernten sich Rosalies Familie und die tansanischen Besucher kennen. Im Januar 2012 fuhr Rosalie, die zuvor fleißig Suaheli lernte, nach Tansania, und Christopher lebte zeitgleich bei Familie Wewerke in Berlin.
Für Leoni bieten die drei Monate »Alle ins Ausland« eine hervorragende Chance, ihr Projekt »Wolfskinder« zu realisieren. »Wolfskinder nennt man die Kinder, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs alleine oder in kleinen Gruppen vor der Roten Armee quer durch Deutschland geflohen sind«, schreibt die Schülerin in ihrer Projektbegründung. »Mich haben die Schicksale dieser Kinder so sehr fasziniert, dass ich eine Zeitzeugin gesucht und gefunden habe, die bereit war, mit mir über ihre Erlebnisse zu sprechen. Sie ist als Kind mit ihren Freunden von Tschechien nach Berlin geflohen und hat dabei Unglaubliches erlebt. Ich habe mir überlegt, dieses Thema kreativ zu interpretieren, und zwar in Form eines Films.« Leoni will – auch als besondere Lernleistung für das Abitur – selbst ein Drehbuch schreiben, ein Storyboard erarbeiten, Drehorte finden, Kostüme entwerfen, Sponsoren und Mitarbeiter organisieren, Schauspieler casten, Regie führen, vielleicht selbst eine Rolle übernehmen und den Film schneiden. Allein die Vorbereitung für all das wird sehr viel Zeit, Kreativität und Konzentration brauchen. »Die Schule gibt mir mit ›Alle ins Ausland‹ die Chance, mich vollkommen auf dieses Projekt einzulassen, mir die Originalschauplätze in Tschechien und Deutschland anzusehen, geeignete Drehorte zu finden und das Drehbuch zu beenden.«
Und Shana wird in ein kleines kolumbianisches Dorf reisen, wo sie nicht nur drei Monate lang die Arbeit der gemeinnützigen Organisation Fundación Viracocha unterstützen, sondern auch ihre eigenen Wurzeln entdecken will. »Ich bin in Kolumbien geboren. Mein Vater ist Kolumbianer und wohnt immer noch in San Agustín. Weitere Familienmitglieder von mir wohnen ebenfalls dort, die ich bisher noch nicht persönlich kenne«, erzählt sie. »Das wird, glaube ich, eine viel schwierigere Aufgabe für mich, als das Projekt zu bewältigen.« Dennoch freut sie sich auf die neuen Leute, die andere Kultur, die Sprache, Musik, Tänze, die Natur und darauf anzupacken. »Was ich dort genau machen werde, erfahre ich erst vor Ort. Vielleicht werde ich in der Küche helfen, im Garten, beim Aufbau des Bauernhofes, bei der Hausaufgabenhilfe. Ich bin offen für alles.«
Jeder Tag, den die jungen Weltbürger im Ausland verbringen, wird sie mit unterschiedlichen Bildern und Eindrücken beschenken. Sie werden Herausforderungen meistern, Sprachbarrieren überwinden, Konflikte lösen, Verhaltensmuster hinterfragen, mit Klischees konfrontiert sein und eigene überdenken. Mit dem Ausschwärmen in die Welt nehmen sie die Verantwortung mit, ihre Erfahrungen nach der Rückkehr mit der Schulgemeinde zu teilen.
Wir werden diese Erfahrungen auswerten und aufarbeiten, daraus lernen und sie in alle Lernfelder des Schullebens einfließen lassen. So rechnen wir damit, von Jahr zu Jahr weitere eigene Partnerschaften wie die mit Dhaka aufbauen zu können. Die esbz ermutigt die Schüler, sich ein Projekt im Ausland zu suchen, für das sie sich begeistern. Im Vordergrund steht dabei der Inhalt, nicht die Dauer.
Meine Austausch-Schule in Kanada ist schon gut, hier kann man Fächer wie Entrepreneurship, Umweltschutz oder Leadership wählen. Trotzdem frage ich mich, ob ich auf einer Schule wie dieser immer so ein Interesse an Schule hätte wie an der esbz.
Ben, 11. Klasse
Die Stiftung Welt:Klasse beispielsweise organisiert betreute Lernaufenthalte in Ent wicklungs- und Schwellenländern. Vier Schü ler fahren im Februar 2012 in Kooperation mit Welt:Klasse nach China. Sie arbeiten dort mit Jugendlichen der südchinesischen Provinz
Weitere Kostenlose Bücher