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EduAction: Wir machen Schule (German Edition)

EduAction: Wir machen Schule (German Edition)

Titel: EduAction: Wir machen Schule (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Rasfeld , Peter Spiegel
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Schüler müssen sich benehmen können, müssen damit umgehen können, dass die Dinge dort nicht wie bei Mutti sind«, sagt Astrid Seidel. Sie wird die Gruppe in den ersten drei Wochen be treuen, wozu auch tägliche Gespräche über das Erlebte gehören, die restliche Zeit bleiben die Schüler in der Obhut ihrer Gast familien. »Es ist nicht nur wichtig, dass man ohne Vorurteile in ein anderes Land fährt, sondern auch, dass man psychisch in der Lage ist, Eindrücke zu verarbeiten«, sagte Astrid Seidel und deutet damit auch die Notwendigkeit einer gründlichen Vorbereitung an.
    Vertrautes gibt uns Menschen, zumal den Kindern, Sicherheit, von Vertrautem erwarten wir Schutz. Was jenseits des Vertrauten liegt, wird als das Fremde empfunden. Und das Fremde kann schnell als das Feindliche angesehen werden. Die Welt befindet sich heute in einem radikalen Veränderungsprozess. Nie zuvor waren die Lebenswelten der Menschen auf unserem Planeten derart verbunden und voneinander abhängig wie heute. In der Welt des 21. Jahrhunderts, im globalen Zeitalter, in der entgrenzten Welt, in der Welt der Wanderungsbewegungen, ist es kein erfolgreiches Lebens- und Überlebensmodell, sich nur dem Vertrauen anschließen zu wollen. Nie war es daher wichtiger als heute zu lernen, sich auch beziehungsweise gerade für nicht Vertrautes zu öffnen. Im 21. Jahrhundert gilt eine andere, eine aufschließende Erwartung: sich mit dem Fremden anzufreunden.
Das Motto der esbz lautet: protestantisch – mutig – weltoffen
     
    Interkulturelles Verständnis, das für diese Öffnung Voraussetzung ist, lässt sich allerdings über den Kopf allein kaum befördern. Die traditionellen Formen und Inhalte des Lernens werden der neuen Komplexität und Dynamik gesellschaftlicher Verhältnisse in einer zusammenwachsenden Welt kaum gerecht. Wenn mir das Fremde zum Freund werden soll, wenn ich aus der Ent-Fremdung in die Be-Freundung hineinkommen will, dann muss ich in andere Kulturen eintauchen. Literatur, Filme, Internet können dabei hilfreich sein. Doch für das Verstehen und die Verständigung, für das Be-Greifen, die zivilisatorische Alternative zum An-Greifen, sind Realbegegnungen mit Menschen und ihren kulturellen Besonderheiten unersetzlich.
    Einstimmiger Beschluss der Schulkonferenz war es daher, dass alle Schüler in der Pflichtschulzeit die Möglichkeit haben sollen, Lebens- und Lernzeit in einer fremden Kultur zu verbringen. Wer die Schule bereits nach der Sekundarstufe I verlässt, kann eine der Herausforderungen für einen Auslandsaufenthalt nutzen. In dieser Zeit sollen sich die Schüler möglichst in einem sozialen oder ökologischen Projekt engagieren und in einer Gastfamilie leben. Auf diese Erfahrung wird in vielerlei Weise eingestimmt und vorbereitet: In der 7. und 8. Klasse übernehmen die Schüler Verantwortung im Gemeinwesen, in der 8. bis 10. Klasse suchen und bewältigen sie jedes Jahr eine dreiwöchige Herausforderung außerhalb Berlins. Wir laden junge Menschen, die sich in einer anderen Kultur engagiert haben, ein, und sie erzählen von ihren Erfahrungen. Es ist Anspruch der Schulgemeinde, alles dafür zu tun, dass kein Schüler aus finanziellen Gründen an dieser Auslandszeit nicht teilnehmen kann.
Wie finden die Jugendlichen ihre Projekte? Manchmal durch schier unglaubliche Zufälle.
     
    Einige unserer Elftklässler haben selbst Kontakte oder wollen lang ersehnte Visionen realisieren. Für andere bauen wir einen Ideenpool auf. Dazu nutzen wir alle unsere Netzwerke: das Kollegium, die Eltern, Projektpartner, Stiftungen, Institutionen, Studierende wie Dimitros, der selbst zweimal ein Workcamp in Südafrika mit gemacht und dort einen Kindergarten mit aufgebaut hat. Er hat so authentisch davon berichtet, das sich spontan eine Gruppe Zehntklässler gefunden hat, die sich im Herbst 2012 dort engagieren wollen. Dimitros wird sie in der Vorbereitung coachen.
Vielen, vielen Dank, dass ich auf der esbz die Möglichkeit habe, meine Idee zu verwirklichen. Das ist eine tolle Chance, die einem bestimmt nicht überall geboten wird!
Leoni, 11. Klasse
     
    Antonia ist aufgeregt und glücklich, dass sie sich drei Monate auf Teeplantagen in Darjeeling engagieren kann und dabei durch die Teekampagne unterstützt wird. Agnes wird in Argentinien auf einer Permakultur-Plantage mitarbeiten. Schier unglaublich ist die Geschichte, wie Rosalie eine Familie in ihrem Wunschland fand: Am ersten Tag des neuen Schuljahres 2011/2012 stand unangemeldet eine

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