EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
ins Leben gerufen, die sich national und international etablieren konnten. »Das konstruktive Umgehen mit Unsicherheiten und Scheitern ist essenziell für einen Künstler, wir haben einen unglaublichen Innovationszwang«, sagt er und liefert damit die Erklärung, weshalb Kunst beim notwendigen Veränderungsprozess der Bildung eine so wichtige, unterstützende Rolle spielen kann.
Alles, was ein Kind ausmacht, bevor es in die erste Bildungseinrichtung kommt, wird in unserem Bildungssystem systematisch zerstückelt. Ursprünglich wollten wir uns bestimmte Strukturen nutzbar machen, damit sie uns Menschen etwas erleichtern, aber inzwischen stecken wir in einem Verhältnis fest, in dem wir Diener dieser Strukturen geworden sind. Die Mechanismen der Struktur geben dem Menschen vor, wie er zu funktionieren hat. Da kommt ein einzelner Lehrer nicht raus.
Josef Köhler, Geschäftsführer des Instituts für Bildungskunst
In enger Zusammenarbeit mit der esbz entwickelt sein Institut ein Baukastensystem aus Best-Practice-Bildungsbausteinen, aus dem sich veränderungswillige Schulen und Bildungseinrichtungen »bedienen« können. Darüber hinaus bietet es Beratung und Coaching an, da Schulen die Transformation oftmals nicht aus sich heraus leisten können. In seiner Arbeit wird das Institut für Bildungskunst unter anderem von der Peter Gläsel Stiftung unterstützt, sein Angebot richtet sich jedoch an Bildungseinrichtungen, Unternehmen und Stiftungen in ganz Deutschland. »Wir müssen jetzt radikal in die Breite gehen und brauchen vor allen Dingen vernetzte Lösungsstrategien«, fordert er, »nicht hier ein Reförmchen, da ein Leuchtturm. Das muss die ganze Gesellschaft erfassen!«
Auch die Sinn-Stiftung will Transformationsprozesse in Deutsch land, Österreich und der Schweiz anregen und unterstützen. Auf der Suche nach dem Geheimnis des Gelingens veröffentlicht und vernetzt sie dazu Projekte, Programme und Menschen, die für eine Potenzialentfaltungskultur stehen. Sie will zeigen, wie und dass es möglich ist, dass inspirierte Menschen mit Begeisterung in Gemeinschaften über sich hinauswachsen. In der Initiative »Natur verbindet« beispielsweise entsteht ein Netzwerk von Aktiv-Höfen, an dem auch die esbz beteiligt ist.
Einem Großteil der Kids fehlt heute ihr Ding, ihre Vision, für die sie brennen. Jugendliche wollen Spuren hinterlassen. Sie wollen sich als selbstwirksam erleben. Sie wollen gebraucht werden als bedeutsame Menschen. Dann empfinden sie ihr Leben, Lernen und Arbeiten als sinnvoll und lassen sich mit Begeisterung darauf ein. So werden sie zu aktiven Gestaltern unserer Gesellschaft, die Verantwortung tragen.
Christian Rauschenfels, Gründer und Vorstand der Sinn-Stiftung
Und immer mehr einzelne Schulen machen sich auf den Weg und übernehmen beispielsweise Formate wie Lernbüro oder das Projekt Verantwortung. Ein Düsseldorfer Gymnasium will den Schülern ein Projekt Herausforderung ermöglichen, und die Willy- Brandt-Oberschule, die in einem sozialen Brennpunkt im Berliner Stadtteil Wedding liegt, hat das Lernen bereits komplett umgestellt. Nach einer Schulleiterfortbildung, auf der wir die Lernkultur der esbz vorgestellt hatten, kamen der Schulleiter und ein Teil des Kollegiums auf uns zu und baten um Unterstützung für ihren Neuerungsprozess. Es folgten Beratungen, Hospitatio nen und Vorträge in der Lehrerkonferenz, wir überließen der Schule Lernmaterial und das Logbuch.
Heute, drei Jahre später, hat die Schule, deren Schüler zu über 90 Prozent Migranten aus über 30 Nationen sind, die Schulstruktur der esbz in den Jahrgängen 7 bis 10 übernommen – was noch fehlt, ist einzig das Projekt Herausforderung und die Schulversammlung. Die Schüler haben wesentlich bessere Lernerfolge, und die Schule hat enorm viele Anfragen wegen Hospitationen.
Die Reinhold-Burger-Schule in Berlin-Pankow stellt ebenfalls unter Beweis, dass Transformation auch an einer öffentlichen Schule möglich ist.
Im Februar 2010 hat Guido Landreh die Leitung der ehemaligen Hauptschule übernommen und seitdem einen bemerkenswerten Reformprozess begonnen, den er trotz schwieriger Startbedingungen vorantreibt. Zuvor war er rund 20 Jahre in der »Stadt als Schule« tätig, ein Mitte der 1980er Jahre durch engagierte Pädagogen initiiertes Jugendbildungsprojekt, das in den 90ern in einen Schulversuch, 2001 in eine Schule besonderer pädagogischer Prägung überführt wurde. Lernen im Leben (nämlich in Berliner
Weitere Kostenlose Bücher