EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
ein Bildungsbündnis des Neuen Lernens, treibende Kräfte sind die Peter Gläsel Stiftung und das Institut für Bildungskunst, die Sinn-Stiftung ist mit einem Aktiv-Hof involviert. »Bildung ist in jeder Zelle der Gesellschaft vorhanden«, sagt Josef Köhler, und Stefan Wolf, der Geschäftsführer der Peter Gläsel Stiftung, ist über zeugt: »Was an der esbz passiert, ist auf jeden Bildungsbereich übertragbar.« Sie entwickeln daher ein enges Netzwerk aller Akteure dieser ländlichen Region, die in allen Bereichen von Bildung – vom Kleinkind bis zum Erwachsenen – tätig sind, und tragen den Geist der esbz dort hinein. Einbezogen werden auch außer schulische Lernorte und Unternehmen, die be reit sind, sich langfristig zu engagieren.
Was ich an der esbz gelernt habe, ist: diese große Vision zu haben, denn dann kann man auch mit kleinen Schritten anfangen.
Carmen Bohnsack, Referentin für Evangelische Schulen am Pädagogisch-Theologischen Institut Nordelbien
»Wir machen nicht einfach nur Programme, sondern gehen mit unserem Bildungsverspre chen eine Verpflichtung ein«, unterstreicht Stefan Wolf, der 2007 sein Amt als Pfarrer eintauschte gegen die Aufgabe, die Peter Gläsel Stiftung neu auszu richten. Die Stiftung ist seit über 20 Jahren in der Region verwurzelt und dort finanziell völlig unabhängig und operativ tätig. Sie hat in der Vergangenheit eigene Bildungsbausteine entwickelt, wie beispielsweise das auf Royston Maldoom zurückgehende Programm »ResiDance«, ein Angebot für Laien, unter Anleitung erfahrener Choreografen zu tanzen, in dem die Stiftung über drei Jahre lang mit dem britischen Choreografen kooperierte. »Es war erstaunlich für uns zu sehen, wie sich vermeintliche Schulversager oder Menschen mit Behinderung in einem nur zweiwöchigen Work shop veränderten und ihre tatsächlichen Kompetenzen zeigten: Sie waren motiviert und haben Würde wiedergewonnen«, sagt Stefan Wolf. Über diesen etwas un konventionellen Ansatz wurde die Stif tung in ihrer Überzeugung bestärkt, dass Menschen in Gestaltungs prozesse einbezogen werden müssen. »Das ist beim Tanzen genauso wie in der esbz. Das ist ein Strukturprinzip guter Bildung.«
Im Jahr 2009 übernahm die Peter Gläsel Stiftung eine Kindertagesstätte und führte dort das Prinzip der konsequenten Partizipation der Ein- bis Sechsjährigen ein. »Das ist in Nordrhein-Westfalen etwas völlig Neues gewesen: Man hört nicht nur ab und zu, was die Kinder denken, sondern beteiligt sie permanent in den für sie wichtigen Fragen«, sagt Stefan Wolf und zieht nach drei Jahren ein absolut positives Zwischenfazit: »Unsere Kinder haben nur vernünftige Entscheidungen getroffen. Ein Beispiel: Eine Gruppe wollte gerne ein Haustier haben. Der Entscheidungsprozess, durch den die Erzieherinnen die Kinder begleitet haben, ging über ein ganzes Jahr. Gemeinsam wurden alle wichtigen Fragen wie: Für welches Tier können wir sorgen? Was passiert in den Ferien? Wo bekommen wir das Geld her? besprochen und geklärt. Die Kinder organisierten selbst eine Spendenorganisation und bauten, als sie sich schließlich für Meerschweinchen entschieden hatten, den Stall gemeinsam mit einigen Eltern selbst.«
Die ersten Kinder sind aus der Stiftungs-Kita bereits in die Grundschule gekommen, wo sie zum Teil erleben müssen, dass die Lehrer nicht mit ihrer Selbständigkeit und ihrem Wunsch nach Teilhabe umgehen können. »Uns treibt die Frage um: Was passiert mit unseren Kindergartenkindern?«, sagt Stefan Wolf. Die Stiftung und das Bildungsbündnis arbeiten bereits an verschiedenen Ideen. Teilhabe wird dabei nicht nur als Basis in der Bildung verstanden, sondern ist auch zentral für den Aufbau des Bildungsbündnisses: »Lösungen von Problemen können immer nur in den Gruppen gefunden werden, die sie betreffen«, so Stefan Wolf, »daraus resultiert die Frage: Wen müssen wir in den Lösungsweg einbeziehen, wem Verantwortung übertragen?«
Auch Josef Köhler, einer der Partizipationsexperten Deutschlands, entwickelt Möglichkeiten direkter Teilhabe. Er ist Gründer und Geschäftsführer des Instituts für Bildungskunst mit Sitz in Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hamburg. Als bildender Künstler hat er die klassischen Pfade der Kunst verlassen und beschäftigt sich seit über 15 Jahren mit der Frage, wie Innovation und Veränderung von Bildung mit Hilfe künstlerischer Strategien und Methoden begleitet und erreicht werden kann. Er hat bereits viele spannende Projekte dazu
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