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EduAction: Wir machen Schule (German Edition)

EduAction: Wir machen Schule (German Edition)

Titel: EduAction: Wir machen Schule (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Rasfeld , Peter Spiegel
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Betrieben) prägt hier die individuellen Curricula, die Erfahrungen der Schüler werden zu konkreten Lernanlässen. Die Absolventenquote der vorher im Regelsystem vom Scheitern be drohten Schüler wurde deutlich gesteigert. 2009 hatte Landreh das Konzept einer »Schule für Begabungsförderung« entwickelt mit Fokus auf individueller Talentförderung, größtmöglicher Selbst bestimmung, Partizipation und wertschätzender Beziehungsarbeit als Basis für erfolgreiches Lernen. Die Nähe zum Geist der esbz ist unverkennbar.
    Wir sind überzeugt, dass das folgende Gespräch mit Guido Landreh über den Reformprozess an der Reinhold-Burger-Schule auch anderen Kollegen Mut macht.
     
    Erzählen Sie uns etwas über Ihre Schule und die Ausgangssituation.
    Die Reinhold-Burger-Schule liegt im ehemaligen Ostteil der Stadt, nach der Wende wurde aus dem Standort eine Hauptschule. Mit dem zunehmend problematischen Image der Hauptschulen gingen die Schülerzahlen zurück. Als ich herkam, gab es noch 180 Schüler in vier Jahrgängen. Von der Struktur her war es eine autoritär geführte Schule mit klarem Reglement. Im Zusammenhang mit der Berliner Schulstrukturreform äußerten die Kollegen den Wunsch, sich für eine leistungsorientiertere Klientel zu öffnen. Parallel dazu entwickelten sie einen Schwerpunkt als »Gesunde Schule«. Als ich hier anfing, war es Wunsch des Kollegiums, daran weiterzuarbeiten.
     
    Sie stießen mit Ihrem Konzept also nicht unbedingt auf offene Ohren?
    Mein Einstieg war der denkbar schlechteste: Ursprünglich war abgesprochen, dass ich dem Kollegium meine Konzeptskizze vorstelle und sie dann entscheiden können, ob sie mit mir arbeiten möchten – und ich mit ihnen. Kurz vor dem Termin teilte mir die Schulaufsichtsbehörde mit, man werde mich dem Kollegium direkt als neuen Schulleiter präsentieren. Man ließ mir nur die Wahl, mich unter diesen Bedingungen dagegen zu entscheiden.
     
    Wie wurden Sie und Ihr Konzept vom Kollegium aufgenommen?
    Ich stellte meine Idee vor – und die Kollegen sagten: »Nein danke.«
     
    Wurde Ihnen eine Begründung genannt?
    Es gab in den ersten Monaten keinerlei inhaltliche Diskussion, das war reine Eskalation.
     
    Trotzdem haben Sie die Stelle angenommen.
    Ja, aber die Situation war so konflikthaft, dass ich bald wieder wegwollte und mich nach Alternativen umschaute. Nach ein paar Wochen wurde mir allerdings klar: Ich muss da durch. Und: Wenn ich hier arbeiten will, muss ich meine Konzeptideen erst mal weit zurückstellen. Denn ein Konzept, das für eine Neugründung geschrieben ist, lässt sich einer bestehenden Schule mit gewachsenen Strukturen nicht einfach verordnen. Schule wird immer gestaltet durch ganz viele Menschen, die daran teilhaben. Das habe ich dem Kollegium dann auch mitgeteilt. Nachdem ich diese Entscheidung getroffen hatte, konnte ich mit der Arbeit beginnen.
     
    Wie haben Sie es trotzdem geschafft, Ihre Reformideen ins Kollegium zu tragen?
    Zuerst einmal habe ich geschaut, wer überhaupt bereit ist, mit mir zusammenzuarbeiten und mein Konzept mitzutragen. Das waren zwei von 16 Kolleginnen. Viel Unterstützung bekam ich darüber hinaus von den Sozialpädagoginnen.
     
    Kurz nach Ihrem Antritt haben Sie mit einem Großteil des Kollegiums eine Lehrerfortbildung an der esbz besucht.
    Die Fortbildung war schon vor meiner Zeit vereinbart worden.
     
    Wie wurde die Fortbildung angenommen?
    Es gab ein paar Kolleginnen, die sagten, dass sie die Einführung in das Schulkonzept und die von den Schülern moderierten Workshops durchaus interessant fanden. Zwei von ihnen haben später auch eine Woche lang an der esbz hospitiert und viele Anregungen für die Lernbüro-Arbeit mitgebracht. Bei den anderen war die Motivation, sich das anzuhören, sehr gering, und das haben sie zum Teil auch deutlich gezeigt.
     
    Hat die Fortbildung Ihnen selbst Mut gemacht?
    Ich habe mir ein Mutplakat mitgebracht, und ich konnte dankenswerterweise jederzeit bei der Schulleitung anrufen und um Unterstützung bitten, zum Beispiel bei der Einrichtung der Lernbüros. Der Schulalltag macht es einem allerdings unheimlich schwer, an Neuerungen zu arbeiten. Obwohl ich selbst lange an einer Art Leuchtturmschule gearbeitet habe, ging es mir im Regelschulbetrieb plötzlich so, dass ich manchmal selbst nicht mehr geglaubt habe, dass bestimmte Dinge gehen. Die Strukturen sind hier derart eng, dass Menschen, die seit Jahrzehnten darin arbeiten müssen, sich nicht vorstellen können, dass es anders,

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