Effington 06 - Verborgene Verheissung
unschuldig.
»Das kann man nur hoffen«, lachte Reggie. »Du hattest Recht, was sie betrifft, Marcus.«
»Ist das so?« Sie hob eine Augenbraue. »Recht mit was?«
»Miss Townsend«, wechselte Marcus das Thema. »Darf ich Ihnen meinen Freund Lord Berkley vorstellen.«
»Miss Townsend.« Reggie nahm ein wenig zu eifrig ihre Hand und hob sie an die Lippen. Er blickte ihr intensiv in die Augen. »Wie reizend, Sie wiederzusehen.«
»Ach ja?«, murmelte sie und blickte verständnislos drein, als hätte ihr noch nie jemand die Hand geküsst. Dabei hatte Marcus ihr doch erst gestern die Hand geküsst! Da war ihre Reaktion nicht so tiefgreifend gewesen.
»O ja.« Reggies Stimme klang tief und überaus warm.
Seltsam, dass Marcus bisher noch nie aufgefallen war, wie aufreizend — ja, nachgerade vielsagend — Reggie weibliche Bekannte begrüßte. Einen Moment lang hatte er den merkwürdigen Impuls, seinen ältesten Freund zu verprügeln. Er war doch wohl nicht eifersüchtig? Oder besitzergreifend? Was für ein Unsinn. Dennoch, Reggies Blick gefiel ihm gar nicht, und der von Gwendolyn übrigens auch nicht.
»Dann stimmt es also, was Lord Pennington zu mir sagte?«
»Das hängt davon ab, was er sagte.«
»Er meinte, Sie würden mich sofort heiraten und ihn von der Pflicht entbinden, es selbst zu tun.« Sie lächelte liebenswürdig. »Würden Sie?«
Marcus zuckte innerlich zusammen.
Reggies Augen weiteten sich, und er ließ ihre Hand fallen, als stehe sie in Flammen. »Nun ja ... das ist... ich würde ...«
»Das war nur so dahingesagt«, warf Marcus rasch ein. »Und nicht sehr klug von mir, wenn ich das so sagen darf. Ich bitte um Verzeihung.« Er klang etwas steif, aber er konnte es nicht ändern.
Reggie sah ihn neugierig an. »Entschuldigung angenommen. Obwohl ...« Er machte eine Verbeugung. »Miss Townsend, es wäre mir eine Ehre, Sie zu heiraten. Und wenn es nur wäre, um Sie vor Lord Pennington zu retten. Er ist ein Schurke, ein Strolch und ein Schuft. Seine Eskapaden und Skandale sind zu zahlreich, um sie hier aufzuzählen .« Er senkte vertr auf ich die Stimme. »Er ist außerordentlich gefährlich.«
»Wirklich?« Gwendolyn musterte Marcus. »Er sieht gar nicht gefährlich aus.«
»Mein liebes Fräulein.« Reggie schüttelte den Kopf. »Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen ...«
»Berkley!« Marcus' Stimme hatte einen warnenden Unterton. »Ich glaube nicht, dass ...«
»Sie meinen Geschichten darüber, wie Lord Pennington mit einem Bock verwechselt und angeschossen wurde?« Ihre Stimme klang ungerührt, doch sie hatte ein Zwinkern in den Augen.
»Genau solche.« Reggie grinste. »Nur dass es noch bessere gibt.«
»Das reicht jetzt«, sagte Marcus energisch. »Ich bezweifle, dass Miss Townsend heute Abend hergekommen ist, um sich meine wahren oder eingebildeten Heldentaten anzuhören.«
»Obwohl ich die mit dem Bock ziemlich amüsant fand.« Sie lächelte, und Marcus war entzückt von ihren schönen Lippen. Er hatte sie noch nie so lächeln sehen. Ihr ganzes Gesicht leuchtete, und das Blau ihrer Augen wurde noch intensiver. Er fühlte eine Wärme tief in seinem Inneren.
»Ich könnte sie noch einmal erzählen.« Reggie klang beinahe zu diensteifrig.
»Nein«, entschied Marcus. »Aber ich bin sicher, Miss Townsend weiß das Angebot zu schätzen.«
»Das tue ich.« Sie hielt einen Moment inne, um ihre Gedanken zu ordnen, oder auch um Mut zu fassen. »Ich bin aber nicht wegen dieses Angebots hier.«
Sofort wurde die Stimmung im Raum nüchtern.
Marcus nickte. »Das dachte ich mir.«
»Ich gehe davon aus, dass sich nichts geändert hat?« Gwendolyn zog langsam ihre Handschuhe aus, als wollte sie noch etwas länger bleiben. Marcus wusste nicht so recht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war. »Wollen Sie mich immer noch heiraten?«
»Aber ja, Miss Townsend. Mir bleibt ja keine Wahl.« Marcus verfluchte sich innerlich für seinen formellen Tonfall und seine übermäßig kühle Art. Das war seiner Sache überhaupt nicht dienlich.
Reggie sah Hilfe suchend zur Decke.
Sie streifte den zweiten Handschuh von ihrer Hand. »Trotz dieser sehr speziellen Umstände ist es etwas unerfreulich, die Wahrheit so unmissverständlich ausgesprochen zu hören.«
Verflixt noch mal. »Es tut mir Leid, Miss Townsend. Ich meinte nicht ...«
»Eine Entschuldigung ist nicht erforderlich.« Ihre Blicke trafen sich. Sie war genauso beherrscht wie er. Ihr Blick verriet nichts. »Sie haben vollkommen Recht, in
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