Effington 06 - Verborgene Verheissung
Leben.« Colettes Gesichtsausdruck war derselbe wie Madames. »Man lebt viel bewusster oder intensiver, wenn man verliebt ist.«
»Und du weißt, dass du ohne ihn nicht leben kannst.«
Madame sprach nun leise. »Und du weißt auch, dass du freudig mit ihm sterben würdest. Oder für ihn.«
Gwen starrte die beiden Frauen an, beide in ihre eigenen Gedanken versunken.
»Das ist ja alles schön und gut«, begann Gwen. »Ich habe nicht die Absicht ...«
Ein Klopfen war an der Tür zu hören, und sie wurde sofort geöffnet. Hope steckte ihren Kopf herein. »Bist du schon wach?«
»Ja, endlich.« Gwen zwang sich zu einem Lächeln.
»Großartig.« Hope hüpfte ins Zimmer, dicht gefolgt von Patience. Eine widerstrebende Charity schlurfte hinterher. »Wir haben dir etwas mitgebracht.« Hope trat ans Bett und zog eine offene Flasche heraus, die sie hinter dem Rücken versteckt hatte.
»Champagner?« Madame hob die Augenbrauen.
Colette spähte aufs Etikett. »Sehr guter Champagner.« Sie warf den Mädchen einen strengen Blick zu. »Mein sehr guter Champagner.«
Die Mädchen beachteten sie nicht.
Hope setzte sich neben Colette aufs Bett, Patience thronte auf der Lehne von Madames Stuhl und reichte ihr ein Glas.
»Papa sagte immer, es gibt nichts Besseres, wenn man zu viel getrunken hat, als Champagner«, erklärte Patience und füllte noch ein Glas.
Gwen versuchte, unbekümmert zu klingen. »Warum denkt ihr, ich hätte zu viel getrunken?«
Charity schnaubte. »Wir haben dich gestern Abend heimkommen sehen.«
»Wir haben vom Salon aus zugesehen.« Patience reichte Gwen das Glas. »Der Gentleman hat dich ins
Haus getragen. Wir fanden das überaus galant von ihm.«
»Ja, das war es wohl«, gab Gwen zu und nahm einen vorsichtigen Schluck.
»Wer war das? Er sah recht gut aus.« Hope kicherte. »Sehr schneidig.«
Gwen sah Madame an, dann Colette. Keine sagte ein Wort. Sie musste selbst antworten. »Das war Lord Pennington. Mein«, sie verschluckte sich beinahe an dem Wort, »Verlobter.«
»Wie schön.« Patiences Augen leuchteten vor Aufregung. »Ist er reich? Er sieht wohlhabend aus.«
Gwen nickte. »Er ist ziemlich vermögend.«
»Werden wir alle zusammen wohnen?«, fragte Hope.
Wieder suchte Gwen Unterstützung bei ihren Freundinnen, und wieder kam keine. Sie nahm noch einen Schluck und atmete tief ein. »Lord Pennington ist zwar ein sehr höflicher Mann, aber momentan noch nicht auf uns alle vorbereitet.«
»Oh«, sagte Hope ernüchtert.
»Schade.« Enttäuschung machte sich auf Patiences Gesicht breit.
»Was soll dann aus uns werden?«, forderte Charity.
»Charity«, sagte Madame streng.
Charity wurde rot, senkte den Kopf zu Boden und murmelte: »Das war unhöflich. Es tut mir Leid.«
»Das ist schon in Ordnung.« Gwen lächelte sie an. »Mir ist bewusst, dass euer Leben in letzter Zeit sehr unruhig war. Und jetzt habe ich euch hierher gelockt.«
»Uns gefällt es hier«, warf Patience rasch ein. »Das Essen ist gut, und Madame Freneau und Madame de Chabot sind sehr lustig.«
Hope beugte sich vertr auf ich vor. »Sie können allerdings nicht besonders gut Karten spielen.«
Colette schnaubte.
»Würde es euch dann sehr viel ausmachen, wenn ihr zunächst hier bliebet?« Gwen sah Hope an. »Es wird nicht lange dauern, hoffe ich.« Sie wandte sich an Patience. »Nur, bis ich Lord Pennington an den Gedanken gewöhnt habe ... eine Familie zu haben.« Sie blickte Charity in die Augen. »Ich werde euch nicht verlassen. Das verspreche ich.«
Das Mädchen machte ein misstrauisches Gesicht. »Du versprichst es?«
Gwen nickte. »Ja.«
»Schwör es.« Charity blinzelte nicht, und Gwen verstand, wie wichtig das war, falls sie eine Zukunft mit den Mädchen aufbauen wollte.
»Ich schwöre es.«
»Dann musst du den Blutschwur leisten«, entschied Patience mit Bestimmtheit. »Das ist das Band, das uns verbindet, und wenn jemand es bricht«, ihre Stimme wurde dramatisch, »wird er in der Hölle schmoren.«
Madame zog die Augenbrauen hoch.
»Na ja, so ist das eben«, meinte Patience entschuldigend.
»Ein Blutschwur?« Gwen zog eine Grimasse. »Ich weiß nicht recht, ob ich dazu in der Lage bin.«
»Keine Sorge, wir brauchen kein Blut.« Hope rollte die Augen. Wer konnte so dumm sein zu glauben, dass bei einem Blutschwur wirklich Blut fließen würde? »Das täte doch weh.«
»Was benutzen wir dann?« Gwen fürchtete sich etwas vor der Antwort.
»Spucke. Das ist das Nächstbeste.« Patience spuckte sich auf
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