Effington 06 - Verborgene Verheissung
vermutet, dass du dich so entscheiden würdest.« Colette blickte zu ihrer Schwägerin, und die nickte. »Daher haben wir uns entschlossen, die Mädchen hier zu behalten, bis Lord Pennington sie freiwillig bei sich aufnimmt.«
»Das ist so gut von euch, aber ich könnte niemals ...«
»Aber natürlich kannst du«, lächelte Madame. »In Wahrheit wird es unser Leben bereichern. Ich vermisse es, junge Mädchen um mich zu haben. Gestern Abend waren deine Nichten sehr lieb und erstaunlich reif für ihr Alter. Wir haben geplaudert und Karten gespielt.«
»Ich schulde ihnen viel Geld«, brummelte Colette. »Dennoch, sie sind bezaubernd, und wir werden uns gut vertragen.«
»Aber«, Gwen blickte sie zweifelnd an, »was ist mit deinem ... Freund? Wird er nichts dagegen haben?«
»Das ist mein Haus, und ich werde hier tun, was ich will.« Colette machte eine lässige Handbewegung. »Zufällig ist er gerade eine Zeit lang nicht verfügbar, und ich freue mich über einen Zeitvertreib.«
»Darüber hinaus ...« Madame legte ihre Hand auf Gwens. »Das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann. Seit ich von dem Fehler erfuhr, der dich zum Verlassen deiner Heimat veranlasste, habe ich meine Mithilfe dabei bereut. Ich hätte dir niemals zu dieser ersten Stelle verhelfen sollen, die dich nach Amerika führte. Ich hätte es besser wissen sollen.«
»Sei nicht albern.« Gwen drückte Madames Hand. »Ich hätte sonst eine andere Möglichkeit gefunden. Ich habe impulsiv und dumm gehandelt, aber es war nicht deine Schuld.«
»Dennoch ...« Madame seufzte. »Hätte ich dich nicht unterstützt, dann wäre dein Leben ganz anders verlaufen. Mr. Whiting hätte dich viel eher gefunden. Vielleicht hätte man dich sogar in die Gesellschaft eingeführt und ...«
»Entschuldige, aber sagtest du nicht gerade, was geschehen ist, ist geschehen?«, neckte Gwen. »Du solltest dir deinen eigenen Ratschlag zu Herzen nehmen.«
»Das habe ich ihr schon hundert Mal gesagt«, warf Colette ein. »Und ich habe sie auch an meiner eigenen Weisheit teilhaben lassen. Sie ist erst achtundzwanzig und sollte selbst noch einmal heiraten.«
Madames Augen blitzten. »Das solltest du dir selbst zu Herzen nehmen, statt dein Leben an einen Mann zu verschwenden, der ...«
»Wenn ihr euch also sicher seid, dass die Mädchen hier wohnen sollen«, unterbrach Gwen. Offenbar war dieses Thema zwischen den Schwägerinnen noch nicht endgültig geklärt.
Colette schnaubte. »Darin sind wir uns einig.«
Gwen war überaus erleichtert. Ihre Nichten könnten an keine bessere Frau als Madame, an keine interessantere Frau als Colette geraten. Ihr großzügiges Angebot nahm eine schwere Last von Gwens Seele, und sie konnte sich nun auf die Hochzeit mit Marcus konzentrieren. Sie verbeugte sich vor den Damen. »Ich bin euch sehr dankbar. Die Mädchen werden sicher nicht lange hier sein. Pennington scheint doch überraschend nett zu sein; sagte ich nett? Er ist sehr nett.«
Colette betrachtete sie eingehend. »Verliebst du dich etwa in diesen Mann? Jetzt schon?«
»Oder«, fragte Madame, »könntest du dich in diesen Mann verlieben?«
»Ich habe noch nicht Feuer gefangen. Ich habe ihn doch erst kennen gelernt«, antwortete Gwen an Colette gewandt und sagte dann zu Madame: »Außerdem habe ich nicht die Absicht, mich in ihn zu verlieben. Die Liebe ist eine böse Falle für Frauen, und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, sie zu vermeiden. Ich glaube allerdings, dass wir eine ausgezeichnete Beziehung haben können, die sich auf Respekt stützt und auf die Zuneigung, die man für einen sehr guten Freund empfindet.«
»Du bist noch so jung.« Colette lachte. »Und so töricht.«
»Ich bin nicht töricht.« Gwen klang entrüstet. »Ich bin praktisch veranlagt.«
Madame grinste. »Ich wünsche dir Glück bei deiner praktischen Veranlagung. Aber ich möchte dich warnen: Die Liebe kann man weder vermeiden noch provozieren. Sie überfällt dich unerwartet, wie ein Sommergewitter.«
»Und sie packt dich mit einem Griff aus Samt und Eisen«, fügte Colette hinzu. »Dein Herz wird Empfindungen haben, von denen du nie träumtest.«
»Freude und manchmal auch Leid.« Ein träumerischer Blick lag auf Madames Gesicht. »Ein geringer Preis dafür, mit einem anderen Menschen eins zu werden. Seine Gedanken und Gefühle zu teilen. Zu wissen, dass man mit ihm ein Ganzes bildet, wie man es nie zuvor war. Er ist der fehlende Teil deiner Seele.«
»Die Liebe erweckt dich zum
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