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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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meine eigene Machtlosigkeit, die ich verfluche.
    Wo ist Diane? Was für eine Rolle hat sie in diesem Spiel? Was bedeuten die Andeutungen in ihrem Brief?
    Warum müssen immer alle lügen? Warum hat man mich betäubt, um mir dann diese offensichtlichen Falschinforma tionen aufzutischen? Versuchen sie mich zu verwirren?
    Was befindet sich in dem Schrein? Was für ein Geheimnis wird hier eigentlich gehütet? Wollen sie ein Mysterium verschleiern, in dem sie ein noch fantastischeres skizzieren? Solche Fragen gehen mir durch den Kopf. Aber ich bin nicht einmal in der Nähe einer möglichen Antwort.
    Torstein hatte mich gedrängt, mit dem, was ich wusste, zur Polizei zu gehen und den Schrein mitzunehmen. Es war verlockend. Aber jeder, der gegen etwas Großes, Geheimnisvolles kämpft, entwickelt eine Art von Verfolgungswahn. Ich vertraue der Polizei nicht. Sie würde nur nach Lehrbuch vorgehen und der Logik folgend den Schrein an die Altertumssammlung zurückgeben. Um mich dann wegen Diebstahls anzuklagen. Womit wir wieder am gleichen Punkt wären.
    Und wie sollte die Polizei Diane finden? Ich weiß nichts über sie. Außer dass sie Diane heißt. Und in einem Wolkenkratzer in London wohnt. Und für die SIS arbeitet. Und dass ich verflucht naiv war und ihr alles geglaubt habe. Wobei ich weiß, dass sie kein Spiel gespielt hat, als wir uns liebten.
    Eine Stunde lang sitze ich da und blättere in dem Stapel mit Torsteins Ausdrucken. Ich lese über Johanniter und französischen Adel, über das weltweite Ansehen des Schimmer -I nstituts, über das Kloster Værne, Rennes-le-Château und Bérenger Saunière, die Qumranrollen, das Heiligkreuzkloster, das Turiner Leichentuch, die Logienquelle Q und Nag Hammadi. Ich finde sogar einen Artikel von Peter Levi über die Beeinflussung der Mandäer durch nichtchristliche Sekten, außerdem vierunddreißig Seiten von der Homepage de r S IS, darunter Kurzbiografien von MacMullin und Llyleworth.
    Aber nichts hilft mir weiter.
    3
    ICH RUHE MICH AUS. Irgendwann am Nachmittag holt die Seele den Körper ein.
    Nach der etwas zu langen Pause laufe ich ziellos durch die Gegend und habe das unangenehme Gefühl, mich aufzudrängen, nicht dazuzugehören. Eine hektische Rastlosigkeit herrscht im Schimmer-Institut. Ein akademischer Ameisenhaufen. Ich bin eine gastierende schwarze Ameise bei den fleißigen roten. Zielbewusst hasten sie über ihre unsichtbar markierten Pfade davon. Bleiben stehen, reden, eilen weiter. Zielstrebige studentische Pfeile (summend!, gestikulierend!) in einem endlosen Korridor. Führt er vielleicht zur Kammer der Königin? Und die ganze Zeit über sehen sie mich an, mustern und analysieren sie mich, tuscheln und reden über mich. Dr. Wang hätte bestimmt gesagt: Das bilden Sie sich nur ein.
    Was ist mit diesem Ort los?, frage ich mich selbst. Ein Schauer läuft mir über den Rücken.
    In der Mitte der Rezeption ragt eine Insel aus Farnkraut aus dem Schieferboden. In ihr steckt ein Pfahl mit Pfeilen und Schildern, die den Weg zeigen zu Forschungsabteilungen, Laboratorien, Seminarräumen, Hörsälen, Konferenzräumen, Kantine, Kiosk, Buchhandlung, Bibliothek, Studios und Lesesälen.
    In den Ecken unter der Decke hängen kleine Überwachungskameras mit roten Birnchen. Ich bin nicht unaufmerksam.
    4
    ABEND .
    Peter Levi sitzt in einem Ohrensessel und trinkt Kaffee mit Cognac in einem dunklen, überfüllten Raum, der Studierzimmer genannt wird. Eine modisch ausgestattete Bibliotheksbar, durch die Zigarettenqualm wabert. Wie in einem britischen Club für Männer. Die Fenster sind verdunkelt, um den Schein ewiger Nacht zu wahren. Kerzen auf den Tischen. Gedämpfte Klaviermusik. Die Stimmen sind leise, intensiv. Jemand lacht lärmend und wird gebeten, leiser zu sein. Heftige Diskussionen in fremden Sprachen. Als Peter mich erblickt, winkt er mir zu. Sein Enthusiasmus und seine Freude, mich zu sehen, überraschen mich.
    Er gibt einem Kellner ein Zeichen, der sich eilig mit einem Tablett nähert, auf dem eine Tasse Tee und ein Cognacschwenker stehen. Der Tee ist sehr stark. Ich weiß nicht, ob der Cognac zum Nachspülen gedacht ist. Tee?, wundere ich mich.
    » Ich freue mich, dass Sie es geschafft haben zu kommen «, sagt Peter.
    » Dass ich es geschafft habe? «
    » Sie müssen erschöpft sein von der Reise. «
    » Es fällt mir schwer, Nein zu sagen, wenn mich jemand mit Cognac lockt. «
    Wir lachen ein bisschen, um das Ungesagte zu überspielen.
    » Wir haben viel zu bereden «, sagt

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