Egeland, Tom
Männern. In der Briefhöhle fand man Briefe von Bar-Kochba, die zeigten , dass er tatsächlich glaubte, ausharren zu können. Doch so kam es nicht. Mit Bar-Kochba starb auch die Hoffnung der Juden auf einen neuen Messias. «
» Und die Christen? «
» … warteten noch immer darauf, dass Jesus zurückkam, wie er es versprochen hatte. «
» Aber nichts geschah? «
» Nichts. Sowohl bei den Juden als auch bei den Christen wurde die Hoffnung auf das Reich Gottes abstrakter, vergeistigter, weniger konkret. Du kannst sagen, dass das Christentum zwei Stifter hatte: Jesus mit seiner warmen und im Grunde einfachen Lehre. Dann der Apostel Paulus, der aus Jesus eine mythologische, göttliche Figur machte und der seiner Lehre abstrakt religiöse und seelische Dimensionen verlieh. «
» Aber wenn Jesus nur eine politische Figur war, verschwindet doch das Fundament des Christentums? «, frage ich.
» Und ein Stützbalken des Kulturerbes unserer westlichen Zivilisation. «
In solche Gedanken versunken stehen wir da und starren ins Dunkel.
Etwas beginnt zu piepsen. Zuerst begreife ich nicht, was das für ein Geräusch ist. Aber es kommt von Peter.
» Mein Piepser «, sagt er mit einem entschuldigenden Lächeln. Er fischt das kleine Kästchen aus einer störrischen Tasche und betrachtet blinzelnd den kurzen Bescheid auf dem Display.
» Es ist kalt «, sagt er, » sollen wir zurückgehen? Dann können wir noch etwas Warmes trinken, bevor sie schließen. «
Den Blick auf den dunklen Weg geheftet, gehen wir vorsichtig hinunter zum Institut.
» Glaubst du, in dem Schrein ist etwas, das all das aufdecken kann? Etwas, das ein neues Licht auf unser Bild von Jesus wirft? «, frage ich.
» Das ist keine schlechte Annahme. «
» Ich frage mich, was es sein kann. «
» Was das angeht «, sagt er schmunzelnd, » bist du nicht der Einzige. «
13
DIE REZEPTION IST WARM und einladend, voller Geräusche. Tafelmusik und das Summen von Stimmen aus einem Seminarraum. Ein Telefon klingelt ungeduldig. Hinter dem Empfangstisch piepst ein elektronischer Alarm, leise, aber intensiv.
Peter schiebt mich in die Bar und bittet mich zu bestellen, während er mal wohin muss. » Die Blase «, flüstert er mir zu und verdreht die Augen.
Kaffee und Tee sind gerade serviert, als er zurückkommt. Sein Gesicht drückt eine gewisse Verwunderung aus.
» Stimmt etwas nicht? «, frage ich.
» Nein, alles in Ordnung. «
Ich senke die Hörner: » Peter … kennst du die SIS in London? «
» Natürlich. «
Das Eingeständnis überrascht mich. Ich hatte erwartet, er würde weiter den Unwissenden spielen.
» Warum? «, fragt er wie zufällig.
» Was weißt du über sie? «
Er zieht die Augenbrauen hoch. » Was willst du wissen? Sie finanzieren einen Großteil unserer Forschung. Wir arbeiten in einigen Projekten eng zusammen. «
» Spiele ich in einem dieser Projekte eine Rolle? «
» Ich wusste nicht, dass du ein Forschungsgegenstand bist. «
» Auf jeden Fall bin ich ein Gegenstand des Interesses. «
» Der SIS? «
» Und wie! «
» Witzig. Sie arrangieren hier am Wochenende eine Konferenz. Neue Erkenntnisse über die etruskische Etymologie. «
» Witzig «, wiederhole ich.
» Warum interessieren die sich für dich? «
» Das weißt du doch wohl. Die wollen den Schrein haben. «
» Aha. « Er sagt nichts weiter.
» Und ich beginne zu verstehen, warum. «
» Hast du mal darüber nachgedacht, dass sie vielleicht einen rechtmäßigen Anspruch auf den Schrein haben? «
Das hatte ich erwartet. Das Signal, das beweist, dass auch Peter mehr als ein zufälliger Satellit in der Umlaufbahn meines Daseins ist.
» Vielleicht … «, räume ich ein.
» Die wollen sicher nur untersuchen, was sich in diesem Schrein befindet. «
» Sicher. «
» Du wirkst sehr skeptisch. «
» Sie versuchen, mich zu täuschen. Alle. Vermutlich auch du. «
Seine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen. » Das Ganze ist also eine persönliche Sache? «
Der Kellner, der uns Kaffee und Tee gebracht hat, reicht Peter diskret einen Zettel. Er wirft einen Blick darauf und steckt ihn in die Tasche.
» Läuft da etwas Wichtiges? «, frage ich.
Er starrt in sein Glas. » Du bist ein harter Brocken, Bjørn Beltø «, sagt er. Es klingt bewundernd. Und zum ersten Mal gelingt es ihm, meinen Namen beinahe korrekt auszusprechen.
» Du bist nicht der Erste, der das sagt «, erwähne ich.
» Ich mag dich! «
Als er ausgetrunken hat, sind seine Augen fern und abwesend. Dann
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