Egeland, Tom
hast du gefragt? «
» Er hat behauptet, wir suchten nach einer Rundburg. Von einem Oktogon war nie die Rede. «
Sie nickt müde, als langweile sie das Gespräch. Dann faltet sie die Hände. » Und was sagt Professor Arntzen zu all dem? «
Ich blicke zur Seite.
» Lillebjørn? «
» Ich habe mit ihm noch nicht darüber gesprochen. «
» Warum nicht? «
» Er ist einer von denen. «
» Einer – von –denen? «, wiederholt sie skeptisch.
Ich grinse, denn ich höre, wie paranoid ich klinge.
Vorsichtig ergreife ich ihre Hand. » Grethe. Was geht da vor? «
» Das fragst du mich? «
» Professor Arntzen und Professor Graham Scheiß-Llyleworth! Grabräuber? Simple Grabräuber? «
Mit einem verträumten Lächeln schließt sie die Augen.
» Warum lächelst du? «, frage ich.
» Das ist gar nicht so überraschend. Nicht wirklich. «
» Ach nein? «
» Dein Vater und Graham haben zusammen in Oxford studiert, weißt du. In den Siebzigerjahren. Zusammen mit mir. Graham und Birger waren die besten Freunde. «
Ich lehne mich ins Sofa zurück. Auf einer Leitung draußen vor dem Wohnzimmerfenster wippt eine Schwalbe mit dem Schwanz. Sie bleibt eine Weile sitzen, ehe sie wieder auffliegt.
» Hat Trygve Arntzen dir das nicht erzählt? «, fragt sie. » Oder Llyleworth? «
» Das müssen sie wohl vergessen haben. Ich weiß, dass Papa in Oxford gearbeitet hat, aber nicht, dass Llyleworth auch da war. «
» Es war dein Vater, der Graham Llyleworth und Trygve Arntzen miteinander bekannt gemacht hat. «
» Dann waren Papa und Llyleworth Studienkameraden? «
» Sie haben gemeinsam an einem Bericht gearbeitet, der damals einiges Aufsehen erregt hat. «
Meine Gedanken drehen sich im Kreis.
» Hast du den? «, frage ich.
Sie zeigt auf die Bücherwand.
Langsam stehe ich auf und gehe zum Regal, wo ich den Zeigefinger über die Buchrücken gleiten lasse.
» Auf dem dritten Brett «, sagt sie. » Neben dem Atlas. Schwarz, mit verleimtem Rücken. «
Ich ziehe den Bericht heraus. Er ist dick. Das Papier ist an den Rändern bereits brüchig und gelb.
Comparative Socio-Archaeological Analysis of Inter-Continen tal Treasures and Myths lese ich auf dem Umschlag. » By Birger Beltø, Charles DeWitt and Graham Llyleworth, University of Oxford, 1973. «
» Wovon handelt der? «
» Sie fanden Gemeinsamkeiten von einigen religiösen Mythen und den archäologischen Funden von Schätzen. «
Ich frage mich, warum der Professor und Mama mir dieses Buch, von dem es unzweifelhaft irgendwo bei uns Kopien gibt, verheimlicht haben.
Auf gut Glück blättere ich durch die Abhandlung. Auf Seite 2 lese ich eine Widmung, die geschwärzt worden ist. Ich halte das Papier ins Licht. » The authors wish to express their greatest respect and gratefulness to their scientific advisors, Michael MacMullin and Grethe Lid Wøien. «
Verblüfft werfe ich einen Blick auf Grethe. Sie zwinkert zurück.
Auf Seite 54 überfliege ich einen Abschnitt in dem Kapitel über die Entdeckung der Schriftrollen von Qumran. Auf Seite 466, es handelt sich um alles a ndere als eine flüchtige Abhandlung, stoße ich auf eine zehnseitige Fußnote, in der Parallelen gezogen werden zwischen dem Hon-Schatz, der 1834 in Øvre Eiker gefunden worden war, und den Artefakten aus den Ajía-Fotiá-Gräbern auf Kreta. Im Inhaltsverzeichnis suche ich nach dem Kloster Værne, doch ich finde keinen Hinweis. Mit dem Zeigefinger fahre ich über das Wort Varna, Seiten 296-301, » The Octagon of Varna: The Myth of The Shrine of Sacred Secrets «.
Als ich umblättere, rutscht ein Lesezeichen heraus. Ein e V isitenkarte. Sie ist uralt, ehrwürdig. Charles De Witt –London, Geographical Association. Wie in einem Reflex stecke ich die Karte in die Tasche, als ich umblättere.
Ich bin ein schneller Leser. In nur wenigen Minuten habe ich den Text überflogen, in dem es um das Geheimnis eines achteckigen Tempels ging, eines Oktogons, das der Johanniterorden um ein Reliquiar gebaut hat, das, wenn ich den Text richtig verstanden habe, angeblich eine Botschaft göttlicher Natur beinhalten soll. Möglicherweise aus der Zeit Jesu. Vielleicht aber auch aus der Zeit der Kreuzzüge. Das Ganze war nicht so leicht zu verstehen. Ich kann es missverstanden haben. Ich las sehr schnell.
» Darf ich mir das ausleihen? «, frage ich und hebe die Abhandlung hoch. » Ich würde die gerne gründlicher lesen. «
» Ja, ja «, erwidert Grethe schnell. Als wünsche sie sich nichts lieber als das.
» Dann
Weitere Kostenlose Bücher