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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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Übereinstimmung mit vielen vornehmen Häusern unbewohnt und frisch eingerichtet wirkt. Weder die Möbel noch die Bilder oder Teppiche lassen es wohnlich wirken. Nirgendwo ist auch nur eine Spur von Unordnung zu erkennen. Nichts Persönliches. Nicht ein einziger, sinnloser Gegenstand, der den Gesamteindruck durchbricht, und der seine Existenzberechtigung dadurch hat, dass der Bewohner mit diesem Objekt etwas Positives verbindet. Alles ist so steril, wie man es erwarten kann, zum Beispiel wenn ein frisch geschiedener Mann seine neue Wohnung eingerichtet hat, nachdem er von zu Hause ausgezogen ist.
    » Ihre Frau hat also Ihre Haushälterin behalten? «, frage ich, als wir an der Garderobe ablegen.
    DeWitt sieht mich verwundert an. » Meine Frau? «
    Ich hätte mir die Zunge abbeißen können. Das war eine blöde, unüberlegte Bemerkung. Typisch für mich. So einen Kommentar kann man sich vielleicht einem alten Freund gegenüber erlauben, aber für einen Aristokraten wie Charles DeWitt muss eine Scheidung –ich kann mir keinen anderen Grund als eine Trennung zwischen ihm und seiner Frau Jocelyn vorstellen –eine soziale Katastrophe sein. Über die ein wildfremder Mann keine Witze machen darf.
    » Es tut mir Leid «, sage ich kleinlaut. » Ich habe im Telefonbuch nachgeschaut und sie angerufen. Ihre Frau. Aber sie war nicht zu Hause. «
    » Wie bitte? «, sagt er kurz. Er wirkt noch immer verwirrt.
    » Jocelyn? «, sage ich vorsichtig.
    » Was? «
    » Ich habe sie nicht erreicht. «
    » Ach! «, platzt er plötzlich heraus. Er sieht mich amüsiert an. » Jocelyn! Ich verstehe! Ach ja … jetzt verstehe ich! «
    Wir gehen ins Wohnzimmer und setzen uns ans Fenster. Die Sonne schneidet Säulen aus Silber in den schwebenden Staub der Luft.
    » Sie wollten mit mir sprechen? «, wiederholt er.
    » Sie wissen vermutlich, worum es geht? «
    » Vielleicht, vielleicht auch nicht. Was führt Sie zu mir? Zu uns? «
    » Ich habe Ihren Namen auf einer Abhandlung gelesen, die ich gefunden habe. Bei Grethe Lid Wøien. «
    » Grethe «, seine Stimme klingt zerbrechlich, warm, wie die Stimme eines Vaters, der über seine Tochter spricht, die in einem weit entfernten Land lebt.
    » Sie erinnern sich an sie? «
    Er schließt die Augen. » O ja «, sagt er nur. Dann wird sein Gesicht von einem traurigen Ausdruck gemartert.
    » Kennen Sie sie gut? «
    » Wir haben uns eine Zeit lang geliebt. « Er benutzt das Wort sweethearts, ein Paar, und gibt der Romanze damit etwas Zuckersüßes. Wenn ich Grethe richtig einschätze, war ihre Romanze alles andere als zuckersüß. Aber das erklärt wenigstens einen Teil ihres Verhaltens. Dann geschieht etwas Überraschendes. Seine Augen werden feucht. Er kratzt sich im Augenwinkel.
    » Bitte «, murmelt er verlegen, » sehen Sie mich nicht s o ü berrascht an. Grethe war immer eine –wie soll ich sagen –leidenschaftliche Frau. Heißblütig. Und eine liebe Seele. Viel zu lieb und nachgiebig. Es ist nicht erstaunlich, dass sie über die Jahre hinweg einige Männer … einige Freunde hatte. Aber das liegt viele Jahre zurück. «
    » Ich habe sie um Rat gebeten. Bezüglich eines archäologischen Fundes. Und habe dabei die hier gefunden «, sage ich und reiche ihm seine Visitenkarte von der London Geographical Association.
    Mit einem abwesenden Blick starrt er auf das vergilbte Stück Papier. Nur mit Mühe hält er etwas zurück.
    » Die haben da scheinbar nie von Ihnen gehört «, sage ich.
    » Das beruht alles auf einem Missverständnis. «
    » Was für einem Missverständnis? «
    » Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Aber natürlich hätte ihnen der Name Charles DeWitt etwas sagen sollen. «
    » Ich bin wegen eines archäologischen Fundes hier. «
    » Ja? «
    » Wir haben einen Schrein gefunden. «
    » Interessant. «
    » Einen goldenen Schrein. «
    » Sie haben ihn nicht etwa dabei? «
    » Warum das? «
    » Damit wir einen Blick darauf werfen können? «
    » Sie verstehen nicht. Die Sache ist die, dass ich diesen Schrein beschützen muss! «
    Er zieht die linke Augenbraue hoch. » Was Sie nicht sagen. «
    » Sie haben versucht, ihn zu stehlen. Sie wollten den Schrein außer Landes bringen. «
    » Von wem sprechen wir? «
    » Llyleworth, Arntzen, Loland. Viestad. Meine Vorgesetzten! Alle gemeinsam! Alle sind involviert. In irgendeiner Weise. «
    Sein Lachen klingt unecht.
    » Glauben Sie, ich übertreibe? «, frage ich. » Oder dass ich das alles erfunden habe? «
    » Ich glaube, Sie missverstehen

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