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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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zuvor: » Hast du dich jemals gefragt, ob du vielleicht ungerecht zu mir warst? «
    Ich sehe sie nur an. Schlucke.
    » Du warst nicht der Einzige, der jemanden verloren hat –deinen Vater «, sagt sie. » Ich habe meinen Mann verloren. Den ich geliebt habe. Trotz … dieser Sache mit … Trygve. Aber darüber hast du wohl nie nachgedacht, Lillebjørn. Jetzt verstehe ich, warum. Mein Gott, wie ungerecht du gewesen bist! «
    » Ich … «
    »Ja?«
    » Ach, nichts. «
    Sie nickt vor sich hin. Ihre Augen sind voller Tränen.
    » Es ist nie richtig, wenn ein Kind so etwas erfährt. Das verstehst du wohl! «, sagt sie laut.
    Ich fühle mich wie der letzte Dreck. Vielleicht weil ich das bin.
    » Es war wohl für uns beide ein Schock «, murmele ich. Keine besonders gute Entschuldigung. Aber es ist so gemeint.
    » Trygve wollte nie darüber sprechen, was an diesem Tag geschehen ist «, sagt sie. » Nie. Er gibt sich selbst die Schuld. Aber er will nicht sagen, warum. Er hatte an diesem Morgen, bevor sie gingen, die Anker ausgetauscht. Weil Birger ihm seinen geliehen hatte. Also hätte eigentlich Trygve abstürzen müssen. Aber ich wollte ihn nie unter Druck setzen. Man muss versuchen zu vergessen. Es hinter sich zu lassen. «
    Mama ist besser als ich darin, Sachen hinter sich zu lassen. Vielleicht weil ich mehr begreife als sie.
    5
    DAS MäDCHEN MIT DEN BLAUEN Augen an der Rezeption sieht mich verwirrt an und sagt dann überrascht: » Ja, aber Torstein, hast du eine neue Jacke? «
    Ich habe sie nie zuvor gesehen. Ich heiße nicht Torstein. Ich habe keine neue Jacke. Aber ich rausche mit einem Zwinkern und einem Nicken vorbei und öffne die Tür zu einem klimatisierten Dschungel mit kooperativen Yuccapalmen und noch willigeren Plastikfarnen. Hier, in der länglichen Bürolandschaft, die sich prätentiös Zentralredaktion nennt, sitzen drei Journalisten an ihren Computern und sehen dabei aus, als versuchten sie, die Zehn Gebote zu formulieren. An der Wand hängt ein Bild von einem Rechner. Zwei muskulöse Arme wachsen aus einem Bildschirm, auf dem steht: » PC! –Die Starke Zeitschrift für Data-Norge! «
    Ich schiebe eine Milchglastür auf. Hinter dem Schreibtisch sitzt eine echte Kopie von mir.
    Torstein Avner hat blasse Haut, weiße Haare und leuch tend rote Augen. Wenn wir zusammen gesehen werden, halten uns die Menschen für eineiige Zwillinge. Als Jugendliche haben wir darüber fantasiert, unsere jeweiligen Freundinnen auszutauschen. Sie hätten keinen Unterschied zwischen uns erkannt. Aber daraus wurde nie etwas. Keiner von uns hatte eine Freundin, die er hätte tauschen können.
    Er blinzelt mich über seine Brillengläser hinweg an, die noch dicker sind als meine. Als er mich schließlich durch den Nebel, der seinen Blick verschleiert, erkennt, springt er auf.
    » He, alter Freund! «, ruft er lachend. » Verdammt, das bist wirklich du! Ich dachte schon, ich hätte endlich so eine out of-body-experience ! «
    Wir geben uns die Hände. » Mein guter alter Bjørn! «, sagt er grinsend und will meine Hand nicht loslassen.
    Ich brumme geniert: » Long time no see! «
    Schließlich lässt er meine Hand doch los. Er zeigt beim Lächeln alle Zähne.
    » Die am Empfang hat mich für dich gehalten «, sage ich.
    » Lena? «, singt Torstein in nordnorwegischem Dialekt. » Sie tut, was sie kann. «
    Torstein und ich haben uns vor fünfzehn Jahren auf einem Kurs über Albinismus kennen gelernt und Kontakt gehalten. Mehr oder weniger. Er hat mich ab und an zu Hause besucht, ich war in den letzten Jahren ein paarmal bei ihm im Büro. Er begann bei » PC! « als Mädchen für alles und wurde anfänglich über das Sozialamt bezahlt. Doch schließlich wurde er Journalist und bekam seine eigene technische Spalte –» @vners@vis «. Damals zeigte er mir einige der Artikel. Ich begriff nicht die Bohne. Jetzt ist er technischer Fachredakteur, und ich verstehe vermutlich noch weniger als vorher.
    » Tja «, sagt er. » Ist deine Harddisk gecrasht? «
    Ich fühle mich wie ein geldgeiler Verwandter, der seine sterbende Tante besucht. Jedes Mal, wenn ich Torstein besuche, komme ich wegen irgendwelcher Probleme mit meinem PC.
    » Ich brauche eine kleine Hilfe «, sage ich.
    » Da du es bist, der danach fragt, rechne ich damit, dass es mehr als eine kleine Hilfe ist «, erwidert er lachend.
    » Kannst du mir helfen, etwas im Internet zu finden? «
    » Klar! Was suchst du? «
    Ich reiche ihm einen Zettel, auf dem ich die Stichworte notiert

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