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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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mich ein, durch die Pupillen und weiter in mein Hirn, wo er in den dunkelsten Ecken herumstöbert und diverse Fächer öffnet, die ich verschlossen geglaubt habe. Ölig und glatt schlängelt er sich um meine Hypophyse und drückt zu, bis es mir den Atem verschlägt. Dann lässt sie los. Sie lächelt mich an. Süß und mädchenhaft. Eine Vertraute, die meine Geheimnisse teilt.
    » Du hattest wieder Gäste «, sagt Roger.
    » Gäste? «, frage ich mechanisch. Ich versuche, meinen Kopf nach Nicoles Besuch zu sortieren, mein Hirn zu lüften, und begreife nicht, was Roger meint.
    » Zweimal, mindestens. Ich hab sie gehört. « Er blickt in Richtung Zimmerdecke.
    Die Wirklichkeit trifft mich mit voller Wucht am Kinn.
    » Du meinst einen Einbruch? In meine Wohnung? Wieder? «
    » Ja. Was willste machen? «, fragt er.
    Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll.
    » Was redet ihr da? «, fragt Nicole.
    » So Zeugs «, sagt Roger.
    » Jetzt rück schon raus! «, nörgelt sie.
    » Männersache! «, sagt er abwehrend.
    » Bah! «, ruft Nicole und schiebt ihre Unterlippe vor.
    Es ist bloßer Zufall, dass ich ans Fenster trete und den roten Range Rover bemerke, der sich mit hoher Geschwindigkeit nähert.
    » Oh, oh «, sage ich.
    Roger folgt meinem Blick. » O Scheiße! Wird deine Bude überwacht? «
    » Ärger mit den Bullen? «, fragt Nicole. » Cool. «
    » Meine Tasche! «, sage ich leise.
    » Uno momenta! « , antwortet Roger. Er hat die Tasche mit dem Schrein in einer verschlossenen Schublade seiner CD-Kommode.
    » Adios! « , ruft uns Nicole nach, als Roger und ich aus der Wohnung stürmen und die Treppen nach unten rennen. Das Treppenhaus fühlt sich in diesem Moment sicherer an als der Fahrstuhl. Die Tasche trage ich unter dem Arm. Im Erdgeschoss warte ich hinter der Treppenhaustür, während Roger nach draußen geht, um die Lage zu peilen. Als er zurü ckk ommt, verdreht er die Augen.
    » Ihre Karre steht draußen vor der Tür «, flüstert er. » Einer von denen sitzt noch drin, der Fahrstuhl ist oben in der zehnten! «
    Seine Augen funkeln. Was da vor sich geht, erscheint ihm vollkommen unwirklich. Er ist Mitspieler in einem dreidimensionalen, interaktiven Computerspiel.
    Hoch über uns öffnet sich die Tür des Treppenhauses. Aus der zehnten Etage schauen erst ein, dann zwei Gesichter nach unten.
    Ich schubse Roger zur Seite – » Geh gemütlich raus und mach einen langen Spaziergang! « –, und dann klingele ich bei Frau Olsen im Erdgeschoss. Der Witwe des alten Hausmeisters.
    Der Fahrstuhl summt, eilige Schritte hasten über die Treppe nach unten.
    Frau Olsen öffnet die Tür einen Spalt. Gebiss, Schmuck und Sicherheitskette klappern. Sie sieht mich voller Misstrauen an. Ihr ganzes Dasein kreist um die Furcht, in der eigenen Wohnung überfallen zu werden.
    » Ich heiße Bjørn Beltø «, rufe ich in ihr Hörgerät.
    » Was, Örneltö? «
    » Sie kennen mich doch? «
    Sie nickt skeptisch. Wir grüßen uns immer auf dem Weg zum Einkaufen. Und haben beim Briefkasten miteinander gesprochen. Aber sie wagt es noch immer nicht auszuschließen, dass sich in mir ein Dämon mit roten Augen und Reißzähnen verbirgt.
    » Ich muss den neuen Balkon kontrollieren «, sage ich.
    » Wieso kondolieren? «
    » Den Balkon kon trol lieren! Es besteht die Gefahr, dass sich etwas gelöst hat! «
    » Davon habe ich ja noch gar nichts gehört «, wendet sie ein. Sie betrachtet meine Tasche. Als verwahrte ich darin einen Satz tragbarer Folterinstrumente.
    » Ich komme von der Hausverwaltung! «, rufe ich.
    Der Fahrstuhl hält.
    Für eine alte Sozialdemokratin wie Frau Olsen ist Verwaltung ein magisches Wort. Sesam öffne dich! Sie lässt mich herein und trippelt hinter mir her durch die Wohnung. Alles ist pedantisch sauber und aufgeräumt. Als ob sie jederzeit mit einem Besuch der Gesellschaft » Unser Heim « rechnete. Sie beginnt, darüber zu reden, dass die Handwerker nichts mehr taugen und die Wohnungsbaugesellschaft nicht so viel Geld für diese Balkone hätte verschwenden sollen, gegen die sie gestimmt habe und die auch ihr Oscar –Gott hab ihn selig –niemals akzeptiert hätte.
    Ich öffne die Balkontür und gehe nach draußen. Um den Schein zu wahren, tue ich so, als inspizierte ich die Verankerung zwischen Balkonboden und Wand.
    » Gute Nachrichten! Bei Ihnen ist alles in Ordnung, Frau Olsen! «, rufe ich. » Ihr Balkon wird erst einmal halten. «
    » Halten? Erst einmal? «, keift sie erregt.
    » Außerdem wohnen Sie ja im

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