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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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wüsste, hätte ich Angst, jetzt kommt Eminent Domain.«
    »Was ist Eminent Domain?«, sagte Loeser. Es klang nach einem altmodischen Ausdruck für das Leben nach dem Tod.
    »Enteignung. Wenn die Regierung dir deinen Besitz unter dem Arsch wegkauft, ohne zu fragen, für einen Highway oder eine Eisenbahnstrecke oder so. Damit haben sie die Schlitzaugen aus Chinatown rausbekommen, um Union Station bauen zu können. Ich glaube, wenn ich so meinen Laden verliere, gehe ich einfach wieder nach Brooklyn und ziehe zu meiner Schwester. Bei dem, was ich einnehme, lohnt es sich nicht mal, ihn wieder aufzumachen. Kann aber nicht Eminent Domain sein. Ich bin oben in North Hollywood, und eine Union Station haben sie schon. Hab meinen Vermieter gefragt, der hat keine Ahnung. Wahrscheinlich wollen sie bloß eine Steuer aufs Parken einführen oder so was.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Loeser. Und erst als ihr Chop Suey kam und Loeser sich die Serviette auf den Schoß legte, bemerkte er den schwarzen gestickten Drachen darauf, und seine Umrisse erinnerten ihn an die Karte, die Plumridge bei jenem Abendessen 1934 auf eine von Gorges Servietten gemalt hatte: das Netz der Hochbahnlinien, die in Hollywood an der Ecke Sunset Boulevard und North Kings Road zusammenliefen. Er hatte seither nichts mehr von dem Plan gehört und angenommen, die Sache wäre im Sand verlaufen. Aber jetzt wurde ihm zum ersten Mal klar, dass der von Plumridge geplante Bahnhof genau den Häuserblock von Blimks Buchladen einnehmen würde.
    »Was ist denn los?«, sagte Blimk. »Ist dir der Appetit vergangen, jetzt, wo du das Essen aus der Nähe siehst?«
    Die Villa Gorge
    Gorges Zigarre verströmte den Geruch eines Dorfes, das von einem Infanterieregiment auf dem Rückzug niedergebrannt wurde. »Setzen Sie sich, Krauto«, sagte er. »Am Caltech gewesen?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Es sieht so aus, als würde …« Der Satz war so absurd, dass Loeser ihn fast nicht zu Ende brachte. »Es sieht danach aus, als würde Professor Bailey an einer Teleportationsvorrichtung arbeiten.«
    Gorge winkte ungeduldig ab. »Weiß ich. Weiß ich seit ’36.«
    »Warum haben Sie mich dann hingeschickt?«
    »Will wissen, ob das Scheißteil funktioniert, ist doch klar.«
    »Warum?«, sagte Loeser. Und dann schien es ihm plötzlich auf der Hand zu liegen. »Sie glauben, wenn Bailey die Teleportationsvorrichtung hinbekommt, dann wird sie das Auto ersetzen. Sie wollen Bailey kaputtmachen, weil Sie glauben, dass er Ihnen sonst das Autopolitur-Geschäft kaputtmacht.«
    »Bailey kaputtmachen? Noch nie so einen Quatsch gehört! Angenommen, Baileys Teleporter-Dings läuft. Angenommen, ich mache ihn kaputt. Muss ich nächstes Jahr mit irgendeinem Arsch wieder machen. Im Jahr drauf mit noch einem Dutzend. Wird irgendwo was erfunden, wird es bald überall erfunden – ist einfach so. Kann man nichts machen.«
    »Aber was wird aus Ihrem Autopolitur-Geschäft?«
    »1948: Jeder hat ein Teleporter-Dings. Millionen im ganzen Land. Glauben Sie, die Leute werden nicht wollen, dass ihr Teleporter-Dings glänzt? Glauben Sie, die Leute werden es nicht jeden Tag hübsch machen wollen? Verkaufe ich genauso viele Dosen wie vorher. Verliere keinen Dollar mit dem Teleporter-Dings.«
    »Dann wollen Sie wissen, ob Baileys Teleportationsvorrichtung läuft, damit Sie« – wieder ein Satz, der seine Ellbogen in den Türrahmen stemmte, damit man ihn nicht hinausbekam – »damit Sie rechtzeitig den Markt für Teleportationsvorrichtungs-Politur beherrschen?«
    »Woodkin: Mongo?«
    »Im Gegenteil, Sir, ich halte Mr Loeser für überdurchschnittlich intelligent«, sagte Woodkin.
    »Schwer zu glauben. Mal zuhören, Krauto. Sie kennen Plumridge noch?«
    »Ja. Er wollte ein Hochbahnnetz bauen«, sagte Loeser.
    »Darf nicht sein. Sagen Sie’s ihm, Woodkin.«
    »Colonel Gorge hält ein Hochbahnnetz in Los Angeles aus zwei Gründen nicht für wünschenswert«, sagte Woodkin. »Der erste Grund ist, dass Massenverkehrsmittel bei ihren Nutzern oft autoritäre sozialistische Neigungen fördern, während Autofahrer eher überzeugte Anhänger von freier Marktwirtschaft und Kapitalismus sind. Die New Yorker U-Bahn, die mehr Fahrgäste befördert als der gesamte Schienenverkehr in den restlichen Vereinigten Staaten, ist nur ein Beispiel dafür, wie umfassend Massenverkehrsmittel die politische Grundhaltung einer Stadt pervertieren können. Der marxistische Aufstand in diesem Land wird, falls er jemals kommt, in einem überfüllten

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