Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Feuerwehrwagen den Palmetto Drive hinunter. Er dachte über Marsh nach. Wurde das California Institute of Technology wirklich von einem Laborgespenst heimgesucht? Und dann wurde ihm klar, dass Marsh nicht das einzige Gespenst dieser Sorte wäre. Der ganze Staat Kalifornien war ein Labor, ein Raum zum Erproben neuer Theorien, zum Messen neuer Kräfte und Erfinden neuer technischer Spielereien. Und Loeser – blass und beklommen, einsam und deplatziert, ein verschütteter Tropfen von etwas Altem und Kaltem – was war er denn schon, solange er hier lebte, als eines dieser vielen Laborgespenster?
    Nach einer Weile verzog Clarendon das Gesicht und sagte: »Hier gibt es kein Gespenst.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Meinen Messungen zufolge gibt es in diesem Haus kein Gespenst.«
    »Aber ich wohne hier seit drei Jahren mit ihr zusammen. Ich bin mir ganz sicher. Könnte es sein, dass Ihre Ausrüstung unzuverlässig ist?« Da klingelte das Telefon. Loeser machte eine entschuldigende Geste und ging den Hörer abnehmen. »Hallo?«
    »Hier ist Adele.«
    Er schaltete auf Deutsch um. »Adele! Ich kann mich nicht erinnern, dir meine Nummer gegeben zu haben.«
    »Ich habe sie von Mrs Jones in Throop Hall. Egon, ich glaube, ich weiß, wer Marsh umgebracht hat.«
    »Ich dachte, du seist dir sicher, dass es Slate war.«
    »Slate war es nicht. Er kann es gar nicht gewesen sein. Es hat noch mehr Mordfälle gegeben.«
    »Wie bitte?«
    »Letztes Jahr einer der Köche aus der Cafeteria. Und im Jahr davor einer der Gärtner. Die Herzen verschwunden, wie bei Marsh. Millikan hat beide Male alles vertuscht, um eine Panik zu vermeiden. Aber bei Marsh konnte er das nicht, weil es zu viele Zeugen gab, als wir die Leiche gefunden haben. Und jetzt gehen die Gerüchte um. Mir hat es Dick erzählt. Als der Koch ermordet wurde, war Slate nicht einmal in Kalifornien. Er war bei seiner Schwester in Alaska. Er war schon eine Woche weg, und die Leiche war erst ein paar Stunden alt, als sie gefunden wurde.«
    »Ich hatte recht! Es war Ziesel!«
    »Nein, nicht Ziesel«, sagte Adele und sprach dann die unvermeidlichen drei Silben aus.
    »Clarendon?«, wiederholte Loeser ohne nachzudenken, und dann biss er sich auf die Zunge. Deutsch verstand der Phasmatometrist wahrscheinlich nicht, aber seinen Namen würde er natürlich verstehen.
    »Ja. Er baut eine Maschine, die von Gespenstern angetrieben wird, und steht unter Druck vom Außenministerium, sie fertigzustellen, bevor in Europa der Krieg anfängt. Er muss sie vorher testen und kann nicht darauf warten, dass die Menschen bei Unfällen umkommen. Ich glaube, er bringt sie selber um! Er züchtet Gespenster, so wie Biologen Mäuse züchten!«
    »Woher weißt du so viel über seine Forschung?«
    »Der Professor hat es mir erzählt. Und hör dir das an: Dick sagt, alle Leichen seien in den Obediah Laboratories oder ihrer unmittelbaren Umgebung gefunden worden. Dort arbeitet Clarendon. Ziesel sitzt ganz hinten im Robinson Building.«
    »Adele, er ist hier bei mir.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er ist hier. Jetzt. Bei mir.« Loeser wagte nicht, sich umzudrehen.
    »Mein Gott, warum das denn?«
    »Er untersucht die Wohnung auf Gespenster.«
    »Dann hat er seine ganze Ausrüstung dabei? Und ihr seid allein? Loeser, was, wenn er gekommen ist, um dich umzubringen und mit dem Phasmatometer aufzufangen?«
    »Um Himmel willen, Adele, ruf die Polizei! Sie sollen herkommen!«
    »Das mache ich, aber vielleicht schaffen sie es nicht rechtzeitig. Du musst ihn aus dem Haus bekommen, Egon.«
    Loeser legte auf, drehte sich um und sah, dass Clarendon nur ein paar Zentimeter vor ihm stand, den gleichen großen Seitenschneider in der Hand, den er in der vergangenen Nacht im Keller bei sich gehabt hatte. »Ich wollte fragen, ob Sie mir vielleicht das Fenster entriegeln könnten«, sagte Clarendon. »Manchmal prüfe ich mit einer Antenne auf mögliche elektromagnetische Störungen aus der Heaviside-Schicht. Das ist der exakteste Weg, um sie zu kompensieren.«
    Um das Fenster zu entriegeln, würde Loeser Clarendon wieder den Rücken zuwenden müssen. Schon bei dem Gedanken daran standen ihm die Nackenhaare zu Berge. Er bildete sich ein, dass Clarendon seine Hand fester um den Griff des Werkzeugs spannte. »Ich dachte, hier gibt es kein Gespenst.«
    »Es wäre einen zweiten Versuch wert. Ich vertraue ganz auf meinen Apparat, aber bei jedem Experiment gibt es unvorhergesehene Faktoren.«
    »Ich möchte heute Abend wirklich nicht mehr