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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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Jones zurück, »es schneit ja draußen nicht einmal.«
    »Ich weiß, aber sieh nur!«
    »Nun, mein Schatz, ich hoffe, du weißt, was das bedeutet. Als ich noch ein kleines Mädchen war, hat meine liebe alte Großmutter es mir erzählt. Wenn man eine Schneeflocke fängt, ohne dass es schneit, hat man einen Wunsch frei. Und wenn die Schneeflocke nicht schmilzt, dann sind es drei.«
    »Drei Wünsche!« In diesem Moment leuchteten drei weitere Scheinwerfer auf und schienen grell in die Logen, als würden sich entlaufene Sträflinge im Publikum verstecken.
    »Ja, mein Schatz. Was wünschst du dir?«
    »Ach, Großmutter, vor allem wünsche ich mir, dass wir schöne weiße Weihnachten bekommen. Richtigen Schnee am Weihnachtstag, wie im Märchen.« Einer der drei Scheinwerfer ging aus, und Dr. Pelton schlug im Orchestergraben eine tiefe Sterbeglocke.
    »Und?«
    »Zweitens wünsche ich mir, dass Ma und Pa das Geld finden, um Medizin für den armen alten Nigger zu kaufen.« Der zweite Scheinwerfer ging aus, und eine zweite Glocke erklang. Gleichzeitig ging ein anderer Scheinwerfer an und beleuchtete das riesige Aluminium-Modell eines Hundeschädels, das an Ketten von der Decke hing und das kranke Haustier der Familie darstellen sollte.
    »Und?«
    »Und drittens wünsche ich mir, dass der böse Mr Parker Pa nicht zwingt, am Weihnachtstag in der Fabrik zu arbeiten.«
    Ein dritter Scheinwerfer ging aus, und eine dritte Glocke ertönte. Gleichzeitig setzte sich an der Rampe eine hydraulische Presse in Bewegung und erzeugte ein Hämmern, das den folgenden Dialog nahezu übertönte.
    »›Böse‹? So redet man aber nicht über seinen zukünftigen Schwiegervater, mein Schatz«, rief Mrs Jones.
    »Was meinst du damit?«
    »Alle wissen, dass du dich in Chip Parker verguckt hast, mein Schatz. Gestern erst hast du am Wasserspeier mit ihm geturtelt.«
    Ein obszönes rosa Licht fing an zu blinken.
    »Habe ich gar nicht! Woher weißt du das?« Adele hielt sich noch immer das Magnesium über den Kopf, und ihre Ellbogen fingen an zu zittern.
    »Darüber mach dir mal keine Gedanken. Großmutter findet so etwas immer heraus. Ah, da kommt ja deine Mutter aus der Stadt zurück.«
    Das Blinklicht ging aus, ein dicker Strahl Trockeneis begann die Bühne zu vernebeln, und Dr. Peltons Ehefrau Martha kam auf einem Fließband hereingefahren. Sie trug eine Konquistadoren-Rüstung aus Holz.
    »Ma!«, kreischte Adele.
    »Hallo, Kleines.«
    »Ist es nicht kalt heute, Ma?«
    »Das ist es wirklich, Kleines, aber wenn ich in dieses herrlich behagliche Haus zurückkomme, wird mir gleich wieder warm.« Viele Scheinwerfer gingen an und beleuchteten den Rest des Bühnenbildes, das vor allem aus Leitern, Flaschenzügen, Mülleimern und zerbrochenen Spiegeln bestand.
    »Oh, Ma«, sagte Adele und warf die Arme in die Luft, als wäre sie gekreuzigt, während Dr. Pelton mit einem Winkelmesser aus Stahl über die Saiten seines Flügels schabte, »ist Weihnachten nicht die schönste Zeit des Jahres?«
    Im Kollegium hatte man sich gesorgt, Die Schneeflocke von J. F. McGnawn, Dr. Millikans Wahl für das diesjährige Weihnachtsstück am California Institute of Technology, wäre vielleicht mit Egon Loesers eigenwilligem Regiestil nicht ganz kompatibel. Neo-Expressionismus nannte man das offenbar, und wenn man etwas Nettes über Das Mädchen mit den Schwefelhölzern sagen konnte, die Produktion, mit der das Gorge-Auditorium im vergangenen Jahr eröffnet worden war, dann, dass sie in gewissem Maß zu lebhaften Diskussionen angeregt hatte. Dennoch, der Rektor der Universität hatte sein Herz an Die Schneeflocke gehängt, und Loeser war noch immer der einzige echte Theatermann mit Verbindungen ins Kollegium, also hatten die beiden angeblich ausgehandelt, Loeser könne inszenieren, wenn Millikan sein Stück bekäme, und Loeser könne natürlich auch die Musik schreiben und die Kostüme gestalten, ohne jede Einmischung.
    Bailey, der ganz hinten im Zuschauerraum saß, hatte sich heute Vormittag in die Kostümprobe geschlichen, um zu sehen, wie seine junge Assistentin sich machte. Als die Schauspieltruppe ihren zweiten Durchlauf der ersten Szene fast abgeschlossen hatte, beschloss Bailey, er habe seiner Loyalität zu Adele Genüge getan, also stand er auf und ging wieder hinaus in die Dezembersonne. Das Licht in Los Angeles war beileibe kein Tier, das in den Winterschlaf ging, aber manchmal wurde es im Winter nur ein paar Tage lang dick und pelzig und tapsig.
    Bailey war auf

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