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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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Ihrer Zeit in Anspruch nehmen, Herr Dr. Clarendon. Ihr Apparat hat bestimmt schon beim ersten Mal funktioniert. Mit dem Gespenst muss ich falsch gelegen haben. Ich war schon immer ein wenig schreckhaft. Und wie das so geht, heute habe ich zwei Dutzend Gäste zum Abendessen, und ich fürchte …«
    »Ich brauche nur noch ein paar Minuten, Mr Loeser, wenn Sie also bitte so freundlich wären, mir das Fenster zu entriegeln. Ich komme damit nicht zurecht.«
    Einen langen Augenblick lang starrte Loeser Clarendon an und fragte sich, ob er ihn wohl überwältigen konnte, ohne einen Finger einzubüßen. Sein Herzschlag schien zu trommeln: »Bitte / mach, dass / er mich / nicht frisst. / Bitte / mach, dass / er mich / nicht frisst.« Dann klingelte es zum zweiten Mal an diesem Tag an der Haustür.
    Regelrecht besoffen vor Erleichterung hechtete Loeser an die Tür und riss sie auf, in der Hoffnung, draußen stünde ein stämmiger Cop mit Revolver, Schlagstock und vielleicht noch einer Hellebarde als Zugabe.
    Aber da stand kein Cop. Da stand ein noch viel großartigeres Wesen: Dolores Mutton.
    »Mrs Mutton!«, schrie er beglückt. »Hallihallo!«
    »Guten Abend, Mr Loeser.« Sie ging an ihm vorbei ins Haus und taxierte Clarendon von oben bis unten. »Oh, Sie haben Gesellschaft, wie ich sehe.«
    »Das ist Herr Dr. Clarendon.«
    »Es ist mir ein Vergnügen. Nun, normalerweise platze ich nicht einfach so herein, Herr Dr. Clarendon, aber ich muss mit Mr Loeser ein paar sehr wichtige, das Kulturelle Solidaritätskomitee betreffende Dinge besprechen. Es ist schrecklich nett von Ihnen, dass Sie Ihren Besuch abkürzen wollen.«
    »Eigentlich hatte ich gehofft, bleiben zu können und noch ein paar …«
    »Schrecklich nett von Ihnen«, wiederholte Dolores Mutton und unterlegte ihr vollendet huldvolles Lächeln mit einer Stimme, die deutlich machte, dass sie keinen Seitenschneider brauchen würde, um ihn fein säuberlich seiner Daumen zu entledigen. Clarendon erbleichte und fing dann durchaus hastig an, seine Ausrüstung einzupacken. Niemand sprach ein Wort, bevor er fertig war, und dann wieselte er abschiedslos hinaus und vergaß dabei seinen Hut.
    Loeser war erfreut, aber nicht überrascht, zu sehen, dass dieser Engel des Schreckens auf andere Männer dieselbe verlässliche Wirkung hatte wie einst auf ihn. Sobald die Tür zu war, sagte sie: »Ich glaube, Sie haben mich gestern am Telefon nicht verstanden.«
    »Was Professor Bailey angeht?«
    »Ja. Sie werden ihn ab jetzt auf unsere Partys mitbringen.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, Mrs Mutton, dass ich ihn nicht gut genug kenne.«
    »Sie haben keine andere Wahl, Loeser. Sie tun es, sonst machen Jascha und ich Sie fertig. Und dank Ihrer offensichtlichen Habgier werden wir dazu keine Gewalt anwenden müssen. Drei Jahre lang haben Sie jetzt Geld vom Kalifornischen Komitee für kulturelle Solidarität erschwindelt. Wenn Sie nicht tun, was wir sagen, und uns ein Entree bei Professor Bailey verschaffen, übergeben wir die Beweise der Polizei, und Sie werden vor Gericht gestellt und verurteilt, dann kommen Sie ins Gefängnis und werden anschließend nach Deutschland abgeschoben.«
    »Erschwindelt? Wie meinen Sie das?«
    »Sie haben über tausend Dollar aus den Mitteln des Komitees abgezapft.«
    »Aber das waren meine Bezüge.«
    »Wofür?«
    »Ich sitze im Vorstand. Sie haben gesagt, Sie brauchen ein jüdisches Vorstandsmitglied.«
    »Aber Sie sind gar kein Jude, oder, Mr Loeser? Und Sie haben auch nie an einer Vorstandssitzung teilgenommen. Noch dazu gibt es keinen schriftlichen Beleg dafür, dass man Ihnen je irgendeine Art von Posten im Komitee angeboten hat. Sie haben einfach Ihre Freundschaft mit meinem Mann und mir ausgenutzt, um uns zu betrügen.«
    »Sie haben mir jeden Monat diese Schecks geschickt.«
    »Das ist Ihnen vielleicht nie aufgefallen, aber diese Schecks waren in Ihrer Handschrift ausgestellt. Abgesehen von ›meiner‹ Unterschrift, die Sie offensichtlich nicht sehr gut fälschen können. Wie jeder bessere Graphologe bestätigen wird.«
    Dolores Muttons unberechenbares Schwanken zwischen Freundlichkeit und Aggression in den vergangenen drei Jahren war so etwas wie die Zeitlupenversion einer der schwierigeren Methoden aus Frauenzimmer! Und wie man sie flachlegt , und Loeser konnte all das kaum aufnehmen, aber trotzdem durchfuhr ihn in diesem Moment ein triumphaler Gedanke. »Sie haben also meine Handschrift nachgeahmt. Oder Drabsfarben. Was für eine Vorlage hatten

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