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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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Sie?«
    »Vor ein paar Jahren haben Sie Jascha in Berlin einen Brief über ein Stück geschickt. Sie wollten, dass er die Musik dazu schreibt.«
    » Der Teleportationsunfall. Er hat abgelehnt. Aber er hat den Brief bis nach Amerika mitgenommen?«
    »Jascha verfügt über eine große Bibliothek an Schriftproben. Sehr nützlich.«
    »Nun, manchmal sind Sie nicht so schlau, wie Sie glauben, Mrs Mutton! Meine Handschrift hat sich seither verändert. Wie Ihnen ›jeder bessere Graphologe‹ ebenfalls bestätigen wird. Ihre Schecks werden niemanden täuschen.«
    »Nein, das macht sie noch überzeugender, dann sieht es nämlich so aus, als hätten Sie ein anderes Gekritzel vortäuschen wollen und Ihr echtes nicht hinbekommen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls, falls das nicht funktionieren sollte, ist das zwar schade, aber auch kein Problem. Wir greifen dann einfach wieder auf unsere alte Methode zurück. Das Risiko gehen wir ein.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Jascha bringt Sie um und lässt es nach einem Unfall aussehen. Gute Nacht, Loeser. Sie wissen, was Sie zu tun haben.«
    »Halt – wie viel Zeit habe ich?«
    »Sie haben mir ja gesagt, dass Sie den Professor eben erst kennengelernt haben. Und wir wollen auch nicht unverschämt sein. Wir geben Ihnen sechs Monate.«
    »Warum ist das so wichtig? Was haben Sie mit ihm vor? Hat es mit der Teleportationsvorrichtung zu tun?«
    »Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Bringen Sie uns Bailey.«
    Als sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, stand Loeser so lange gelähmt da, dass er sich noch immer nicht gerührt hatte, als seine Türklingel zum dritten Mal an diesem Abend erklang. Er öffnete die Tür und stand vor einem Polizisten in Uniform.
    »Geht es Ihnen gut, Sir?«, sagte der Polizist. »Bei uns ist eine Meldung über einen unbefugten Eindringling eingegangen.«
    »Alles prima. Hier ist niemand.«
    »Sie haben uns also nicht gerufen?«
    »Nein. Es tut mir leid. Ein Telefonstreich vielleicht.«
    »Hier ist also wirklich alles in Ordnung?«, sagte der Polizist.
    »Ja«, sagte Loeser. »Hier ist alles in Ordnung.« Der Polizist warf einen prüfenden Blick an ihm vorbei ins Haus, und da sah Loeser zwei junge Hirsche über den Palmetto Drive laufen, perlmuttglänzend in der Dämmerung, Gespenster auf einer reibungsfreien Ebene.

TEIL 3
    Dies ist Ihr Leben

6
    LOS ANGELES, 1939
    Als die letzten Geräusche der Generalprobe verklungen waren, blieb die Schauspieltruppe des California Institute of Technology noch eine Weile stumm und hilflos stehen und schaute blinzelnd über das Rampenlicht in den leeren Zuschauerraum. Sie wagten kaum zu atmen, als die schlanke Gestalt des Regisseurs zwischen den verwaisten Sitzreihen auftauchte und gemessen zu ihnen auf die Bühne trat; scheppernd zog er eine Trittleiter aus der Kulisse, erstieg sie auf halbe Höhe und wandte sich den Schauspielern zu, um ihnen, ohne sich vorher auch nur zu räuspern, zu sagen, dass sie ein völlig unbegabter Haufen seien und man unmöglich mit ihnen arbeiten könne.
    »Wir fangen von vorn an«, sagte er. »Alles auf Anfang. Und wir hören erst auf, wenn es sitzt.«
    Kein betroffenes Murmeln erhob sich nach diesen Worten, die Schauspieler tauschten nicht einmal Blicke aus. Wie Sklaven, denen man so oft die Peitsche gegeben hatte, dass sie nicht einmal mehr zusammenzuckten, gingen sie wie betäubt wieder auf Position für die erste Szene. Loeser stieg von der Trittleiter, zog sie wieder in die Kulisse und kehrte auf seinen Platz in Reihe F zurück.
    »Fertig, Ziesel?«, rief er.
    »Fertig!«, rief Ziesel aus der Technikerkabine.
    Und dann auf Deutsch: »Auf geht’s!«
    Ziesel schaltete das Rampenlicht aus, sodass der Zuschauerraum in völligem Dunkel lag. Dr. Pelton, der beste Amateurpianist des Caltech, schlug ein paar gespenstische dissonante Akkorde an. Dann geisterte der Lichtkreis eines Scheinwerfers über die Bühne und fing Adele Hister ein, die in der Mitte auf einem Podest stand. Sie trug ein eng geschnittenes schwarzes Kleid mit einer Art von asymmetrischem Cheongsam-Kragen und Schulterpolstern.
    »Sieh nur, Großmutter!«, schrie sie und erhob einen Klumpen Magnesiumerz hoch über ihren Kopf. »Ich habe mit bloßer Hand eine Schneeflocke gefangen, und sie schmilzt nicht!«
    Ein weiterer Scheinwerfer ging an, diesmal auf Mrs Jones gerichtet, eine Sekretärin aus Throop Hall, die auf einem verrosteten Rollstuhl eine lange Stahlrampe hinunterrollte.
    »Aber mein Schatz«, brüllte Mrs

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