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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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Rückfahrt von Venice Beach in den höllischsten Stau geraten, den er je erlebt hatte. Weiter vorn musste es einen Unfall gegeben haben, denn ungefähr zwanzig Minuten lang kam niemand auch nur einen Zentimeter voran. Nutzloses Hupen ertönte. Bailey war Lukrez in den Sinn gekommen: »Aber es ist nicht alles gedrängt voll Körpermaterie allerseits. Denn es gibt noch im Innern der Dinge das Leere. Dies ist zu wissen für dich in vielen Beziehungen nützlich; denn es lässt dich nicht schwanken und ratlos immerdar grübeln über das Ganze der Welt, statt unserem Wort zu vertrauen. Also es gibt ein leeres, ein fühllos, stoffloses Wesen. Wäre das Leere nicht da, dann könnt’ auf keinerlei Weise irgendein Ding sich bewegen. Denn Widerstand zu entwickeln, das ist des Körpers Amt; dies würde beständig in allen Dingen sich zeigen. Es könnte mithin nichts weiterhin vorgehn; denn nichts wollte zuerst Platz machen für andere Wesen.« Und dann sah er den Fahrer eines verbeulten grünen Chevrolet weiter vorn die Tür öffnen, aussteigen und einfach die Straße hinunterschlendern, und es war ihm anzusehen, dass er nicht vorhatte, zurückzukommen. Man fluchte ihm hinterher, denn wenn sein Auto dort ohne Fahrer stehen blieb, würde es noch länger dauern, den Stau aufzulösen, aber er ging weiter, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Und alles, woran Bailey denken konnte, war die Teleportation. Die räumlichen Koordinaten waren die Fahrgestelle, in denen das Partikel gefangensaß. Um ihnen zu entkommen, musste das Partikel einfach nur aussteigen und weggehen.)
    Bailey war natürlich nicht der einzige Physiker, der sich für Teleportation interessierte. Über die Jahre waren ihm nicht wenige begegnet, die als Jungs Die Desintegrationsmaschine von Arthur Conan Doyle oder Der Mann ohne Körper von Edward Page Mitchell (von dem auch Die Uhr, die rückwärts ging stammte) gelesen und diese Bücher nie vergessen hatten. Aber er wusste, dass sie nicht weit kommen würden, weil sie nicht scharf genug nachgedacht hatten. Es schien ihnen zum Beispiel nicht klar zu sein, dass ein Gegenstand, wenn er die Teleportationsmaschine verließ, kein Vakuum zurücklassen konnte und dass er, wenn er an seinem Ziel eintraf, nicht einfach die Materie ersetzen konnte, die sich dort schon befand. Das würden die Gesetze der Physik nicht erlauben. Teleportation war nur als Austausch denkbar. Wenn man die Apparatur richtig einstellte, würde ein menschlicher Körper gegen eine exakt gleich geformte Luftmasse ausgetauscht werden. Aber wenn man sich um ein paar Meter vertat, dann würde sich das Subjekt möglicherweise halb in eine Wand eingebettet wiederfinden wie das Pferd, das in Scarborough durchs Fenster geflogen war, und in der Kammer des Teleportationgerätes würde man eine Art Basrelief finden. Und wenn man eine nackte Leiche mitten in einen Marmorblock teleportierte, würde man im Austausch eine bis auf den letzten Pickel akkurate Skulptur erhalten.
    Am Montag nach seiner Begegnung mit Adele auf der Party im Athenaeum Club ließ Bailey sich ein Exemplar von Der Zauberer von Venedig besorgen, und als er es durchgelesen hatte, ging er in die Stadtbibliothek von Los Angeles, um alles über Lavicini in Erfahrung zu bringen, was er noch nicht wusste. Jedes neue Detail überzeugte ihn mehr davon, dass hier das Geheimnis der Teleportation begraben liegen musste. Als Bailey also in der gleichen Woche Besuch von einem Herrn aus dem Außenministerium erhielt, der ihm freundlich, aber bestimmt mitteilte, er habe sich auf Anweisung von Cordell Hull von nun an in seiner wissenschaftlichen Arbeit an den jüngsten Entdeckungen eines obskuren Schriftstellers aus Rhode Island namens H. P. Lovecraft zu orientieren, war er nicht annähernd so überrascht, wie sein Besucher erwartet hatte. Als er die Zusammenfassungen überflog, die das Außenministerium von Lovecrafts Stories angefertigt hatte, hörte er darin vertraute Töne. Lovecraft verstand alles. Bailey zitierte dem Mann Lukrez: »Denn wie in dunkeler Nacht die Kindlein zittern und beben und vor allem sich graulen, so ängstigen wir uns bisweilen selbst am Tage vor Dingen, die wahrlich nicht mehr sind zu fürchten, als was im Dunkel die Kinder befürchten und künftig erwarten. Jene Gemütsangst nun und die lastende Geistesverfinstrung kann nicht der Sonnenstrahl und des Tages leuchtende Helle scheuchen, sondern allein der Natur grundtiefe Betrachtung.« Der Mann nickte und sagte Bailey dann, es gebe noch

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