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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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ein Jahr lang war er am Théâtre des Encornets gewesen, als sein Wermut ihm schrieb. In ihrem Brief hieß es, sie habe seit seiner Abreise Tag und Nacht mit Gott gerungen. Und Gott wolle einfach nicht nachgeben. Er verlange immer noch eheliche Treue von ihr. Aber ihr sei es inzwischen nicht mehr so wichtig, was Gott denke. Zum Teufel mit Gott. Wenn Lavicini wieder nach Venedig käme und ihr ihre Unentschlossenheit vergäbe, dann könnten sie wieder zusammen sein.
    Fast wäre er sofort aufs Pferd gesprungen. Aber sein Vertrag verpflichtete ihn für neun weitere Jahre, und er wusste, dass de Gorge auf die Einhaltung der Verträge pochte wie andere Männer auf die Jungfräulichkeit ihrer Töchter. Nach ein paar Wochen hätte man ihn aufgespürt, zusammengeschlagen und wieder nach Paris geschafft. Der einzige Ausweg aus dem Vertrag war der Tod.
    Und ungefähr um die gleiche Zeit verschwand sein Freund Villayer. Lavicini erriet sofort, dass Ludwig die Ermordung angeordnet hatte, aber er fand erst ein paar Wochen später heraus, dass der gedungene Mörder von seinem eigenen Arbeitgeber bezahlt worden war. An vielen Händeln in Paris mochte Ludwig sich die zarten Hände nicht schmutzig machen, nicht einmal aus der sicheren Entfernung von Versailles, und so wandte man sich bei der Abwicklung gewisser Angelegenheiten manchmal an de Gorge, und im Gegenzug besuchte Ludwig das Théâtre des Encornets und garantierte so, dass es weiter in Mode blieb. Lavicini wollte seinen Freund rächen, aber gegen de Gorge waren schon Größere angetreten und hatten ihre eigenen Nasen und Ohren als Fressen vorgesetzt bekommen. Außerdem war ihm nicht nach Gewalttätigkeiten. Er würde sich stattdessen einen Weg suchen müssen, seinen eigenen Tod so in Szene zu setzen, dass de Gorge nicht nur völlig übertölpelt, sondern auch ruiniert wäre. Und als Nicholas Sauvage ein paar Monate darauf unter ähnlichen Umständen ums Leben kam wie Villayer, verdoppelte dies seine Entschlossenheit nur noch.
    Am Abend der Uraufführung von Der Echsenprinz saßen in den Privatlogen fünfundzwanzig kostümierte ruckelnde Automaten. Lavicini hatte allen unter falschen Namen Eintrittskarten kaufen müssen, zum vollen Preis. Viele Jahre zuvor, als Ludwig XIV . noch ein Kind gewesen war, hatte ein Spielzeugmacher namens Camus ihm angeblich eine kleine Kutsche mit mechanischen Pferden, einem mechanischen Kutscher und Pagen und einer mechanischen Reisenden gebaut, aber Lavicinis Schöpfungen waren so weit entwickelt, dass er glaubte, nicht einmal die erfahrenen Augen des Sonnenkönigs könnten sie als das erkennen, was sie wirklich waren. In der Decke über den Automaten waren in Verschlägen mit Tonnen von Eisbrocken fünfundzwanzig Leichen versteckt, die Lavicini einer bankrotten Schule für Anatomie abgekauft hatte, unter dem Vorwand, er sei ein Sattlermeister, der den sehr komplizierten und ungewöhnlichen Auftrag eines britischen Adligen erhalten habe. Und im ganzen Théâtre des Encornets waren die Vorrichtungen verteilt, die allem den Anstrich verleihen sollten, der Teufel persönlich habe das Théâtre des Encornets in Schutt und Asche gelegt, als er kam, um Adriano Lavicini zu holen, den Zauberer von Venedig, ohne eine Spur der Automaten zu hinterlassen.
    Gegen Ende des zweiten Aktes warf Lavicini rasch einen Blick in alle Kammern hinter der Bühne, um sicherzugehen, dass sie leer waren, und schlich sich dann durch eine Hintertür aus dem Theater. Irgendein Aberglaube hinderte ihn daran, sich umzudrehen und zuzusehen, wie sich aus dem Gebäude hinter ihm ein apokalyptisches Rumpeln erhob. Stattdessen eilte er weiter zur Fleischerei gegenüber des Klosters Filles du Calvaire, über der es ein kaltes, leeres Zimmer gab, in dem er seine letzte Nacht in Paris zubringen wollte.
    Und so erfuhr er erst am Morgen darauf, als er in Verkleidung zu den Trümmern des Théâtre des Encornets zurückkehrte, von der toten Ballerina. Er drängte sich durch die Menge der Schaulustigen und belauschte sie, um sicherzugehen, dass es keinen Verdacht gegen ihn gab. Und tatsächlich wusste niemand, dass Lavicini noch lebte. Alle aber wussten, dass eine Tänzerin namens Marguerite tot war. Er musste lange umherirren, bis er die ganze Geschichte kannte: Beim ersten Anblick des Erstaunlichen Mechanismus war sie in Ohnmacht gefallen und dann hinter die Bühne gebracht und auf ein Sofa gebettet worden, wo sie noch immer lag, als das Theater einstürzte. Da fiel Lavicini das Sofa

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