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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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bezahlen zu müssen, aber er wusste, er war selbst schuld.
    Und so stieg er mit einem ganzen Rucksack voller Sorgen vor den Zinnowitzer Teestuben in der Lieblingstraße aus dem Taxi. Um zwei Uhr morgens waren die Straßen Strandows voller grölender Betrunkener aus den nahen Eckkneipen, von denen viele nun an Buden nach Buletten mit Kapernsoße für den Heimweg anstanden. Er nickte dem Rausschmeißer des Bordells zu und trat ein, worauf er prompt von Frau Diski, der zwergwüchsigen Betreiberin, begrüßt wurde. »Herr Loeser! So eine Freude. Ist eine Weile her, oder? Nehmen Sie Platz, nehmen Sie Platz. Was möchten Sie trinken?«
    »Ich glaube, ich hatte heute Abend schon genug.« Er wusste nicht mehr, wo er die Flasche Wodka gelassen hatte.
    »Also etwas Tee.«
    »Schön.« Noch sechs oder sieben andere Männer saßen im Zimmer verteilt, allein oder zu zweit, manche mit Mädchen auf dem Schoß. Zum Glück war niemand dabei, den er kannte. Mit der Blümchentapete, den Stilmöbeln und den leisen Klängen der Blandine-Ebinger-Platte auf dem Grammophon in der Ecke bewahrten die Zinnowitzer Teestuben selbst nach Mitternacht noch die stickige Atmosphäre jener Art von Lokal, in das man mit der Tante Schokoladenkuchen essen ging, wohinter sich vermutlich eine ausgefuchste psychoanalytische Strategie Frau Diskis verbarg, die verhindern sollte, dass ihre Kundschaft aufsässig wurde: Sie waren alle einmal brave Jungs gewesen, und tief drinnen gab es immer bourgeoise Restinstinkte, die sich auch in einem Fass Bier nicht ganz ertränken ließen.
    »Sie wirken bedröppelt, Herr Loeser.«
    »So richtig toll war mein Abend nicht.«
    Frau Diski setzte sich neben ihn. »Erzählen Sie mir doch davon.«
    »Zwecklos.«
    »Ich bin aber neugierig.«
    »Na ja … ich war hinter einem Mädchen her, natürlich. Und ich hätte es auch abkriegen müssen. Aber dann hat ein anderer es abgekriegt. Und was die Sache so unerträglich macht, ist, dass ich selber schuld war.« Er meinte damit, wie er Adele an Rackenham weitergereicht hatte, aber jetzt fiel ihm ein, dass er auch noch zu starrköpfig gewesen war, sie in dem Glauben zu lassen, er sei Schriftsteller. Hätte das einen Unterschied gemacht? Hatten Schriftsteller wirklich mehr Sex, weil sie Schriftsteller waren? Das hofften die Schriftsteller vermutlich innigst. Irgendwo hatte er gelesen, dass Balzac mit dem Schreiben angefangen habe, weil er glaubte, so mehr Frauen kennenzulernen. Und natürlich hatte es funktioniert: Er hatte eine seiner Verehrerinnen geheiratet. Aber vorher hatte er zweiundneunzig Romane geschrieben, und sie waren nur fünf Monate verheiratet, dann starb Balzac an Lungenbeschwerden. Selbst wenn man davon ausging, dass sie nach der Hochzeit jeden Tag gefickt hatten, hieß das, dass Balzac für jeden keuchenden Geschlechtsakt ein halbes Buch hatte schreiben müssen. Keine besonders gute Verzinsung seiner Investition. Aber trotzdem besser als nichts, und falls die Gräfin Ewelina Ha ń ska im Bett so gut gewesen war wie Marlene Schibelsky, könnte es die Sache wert gewesen sein.
    »Wer ist sie denn bloß, dieses Objekt Ihrer Begierde?«, fragte Frau Diski.
    »Oh, ich habe ihr Nachhilfe gegeben, als sie ungefähr fünfzehn war. Aber inzwischen ist sie natürlich älter«, fügte er rasch hinzu.
    »Wie heißt sie?«
    »Adele.«
    »Wie sieht sie aus?«
    »Hinreißende lange schwarze Haare, wie man sie heute nur noch auf dem Land trägt. Riesige Unschuldsaugen. Reine, blasse Haut. Klangvolles Lachen. So feingliedrig, dass man die Hand ausstrecken und ihr das Schlüsselbein streicheln möchte und die Schulterblätter und das Rückgrat und die Hüften und das Rückgrat und alles.« Er fragte sich, ob es möglich war, vor Lust zu kotzen.
    »Kein Wort mehr, Herr Loeser. Folgen Sie mir.« Frau Diski erhob sich wieder und führte ihn durch den mit Teppich ausgelegten Flur in Richtung der Schlafzimmer.
    »Aber ich habe mir doch noch gar kein Mädchen ausgesucht. Oder?« Er merkte, dass sein Schritt nicht ganz sicher war.
    »Bei einer so plastischen Beschreibung muss man sie nicht alle aufmarschieren lassen wie sonst. Sie sollten Schriftsteller werden.«
    »Ich wollte sagen, es ist mir eigentlich gleich. Nur nicht wieder Sabine. Nicht, dass mit Sabine etwas nicht stimmen würde.«
    »Da wären wir, Herr Loeser.« Sie blieben stehen, und Frau Diski öffnete die Tür zu dem Zimmer, das vor ihnen lag. Drinnen saß ein Mädchen auf dem Bett und kämmte sich mit dem Rücken zur Tür das

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