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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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französische Geliebte, aber keine französischen Freunde.«
    »Wie verachtenswert. In Berlin haben die Ausländer immer verzweifelt versucht, sich mit uns anzufreunden. Ich glaube, sie wussten, dass wir ihnen überlegen sind.«
    »Das ist hier anders.«
    »Kennen Sie Adele denn wirklich?«
    Scramsfield spürte eine leichte Panikattacke. »Natürlich! Sie halten mich doch nicht etwa für einen Lügner? Die gute alte Adele! Sie wissen doch, wie sie ist! Immer unterwegs. Immer wieder einfach weg.« Er schüttelte in gespieltem Zorn die Faust. »Stimmt’s? Ha, ha! Aber wir werden sie im Handumdrehen finden. Wir trinken noch einen, und dann machen wir einen Plan.«
    »Ich glaube, ich gehe lieber wieder ins Hotel.«
    Scramsfield packte Loeser am Arm. »Seien Sie nicht dumm. Das war doch nur ein Witz, dass ich keine Franzosen kenne. Das war satirisch gemeint … wie bei Mencken … Sehen Sie, da drüben, das ist Dufrène. Ein lieber Freund von mir, und er wird wissen, wo Adele ist. Ganz bestimmt.« Scramsfield mochte Dufrène nicht und wollte nicht mit ihm reden, aber es sah ganz so aus, als hätte er keine andere Wahl. Sie gingen zur hinteren Bar, wo Dufrène mit einem Pernod herumstand. Der Hutmacher hatte fettige, blasse Haut, er roch nach Pfefferminze, und sein Kopf, sein Hals, seine Schultern und Hüften hatten alle ungefähr denselben Durchmesser, was notwendigerweise den Eindruck erzeugte, man habe ihn aus einer Zahnpastatube gequetscht. Sie waren einander bei einer Pokerrunde beim Armenier vorgestellt worden. Scramsfield fragte sich, ob Dufrène irgendetwas vom Armenier gehört hatte, seit dieser ins Gefängnis gewandert war. Er hoffte nicht. Es war gut möglich, dass der Armenier Scramsfield die Schuld an dem Ärger mit den Schecks gab. Das wäre natürlich absurd, und sie würden es aus der Welt schaffen, sobald Scramsfield das Geld für die Kaution des Armeniers zusammenhatte.
    »Fabrice, alter Freund! Wie geht’s?«
    »Was willst du?«
    »Ich möchte dir einen phänomenalen neuen Freund von mir vorstellen. Fabrice, das ist Egon Loeser.«
    Dufrène musterte Loeser, ohne ihm die Hand zu geben. »Was hat er Ihnen angeboten? Dass Hemingway Ihren Roman liest? Oder dass Coco Chanel Ihnen den Schwanz lutscht? Ganz gleich, um wen es geht, er kennt sie nicht.«
    Scramsfield lachte laut auf. »Sehr komisch, Fabrice«, sagte er. »Aber nichts dergleichen. Loeser ist auf der Suche nach einer seiner Damenbekanntschaften namens Adele Hitler. Wir können sie nirgends finden. Ich habe dich gesehen und mir gesagt, wenn einer weiß, wo sie ist, dann Dufrène. Dufrène kennt alle hübschen Mädchen von Paris, habe ich mir gesagt. Nicht wahr? Wenn einer Bescheid weiß, dann der gute alte Dufrène.« Er wollte nicht aufhören zu reden, weil er zu große Angst vor Dufrènes nächsten Worten hatte.
    Zu Recht, wie sich zeigte. »Was ich an dir nicht verstehe, Scramsfield, ist, warum du nicht einfach wieder nach Hause gehst. Warum gehst du nicht zurück nach Amerika? Warum gehst du nicht nach Hause wie all die anderen seit fünf Jahren? Paris will dich nicht. Paris will ihn vielleicht für eine Woche, bis wir ihm sein Geld abgenommen haben, aber dich nicht.«
    Scramsfield war durchaus klar gewesen, dass Dufrène ein Risiko darstellte, aber das hatte er nicht erwartet. »Ich merke schon, du bist ein wenig alkoholisiert, Fabrice, wir lassen dich vielleicht besser in Frieden.«
    »Nein, du bist der, der ›alkoholisiert‹ ist. Ich bin nüchtern im Vergleich. Wie viele Runden hat diese gutgläubige Trottel dir schon ausgegeben heute Abend? Du bist erbärmlich.«
    »Hör mal, Fabrice, ein Witz unter alten Kumpeln ist ja in Ordnung, aber zu meinem Freund solltest du freundlich sein. Er ist neu hier, und du willst doch bestimmt nicht, dass er die Franzosen für so unhöflich hält, wie alle sagen, ha, ha! Oder?«
    »Halten Sie sich fern von diese Mann«, sagte Dufrène zu Loeser. »Wenn Sie Ihr Geld unbedingt ein Schwindler geben wollen – ich habe eine Freund, der Ihnen einen ausgezeichneten gefälschten Monet verkauft. Dann haben Sie wenigstens eine Souvenir.«
    »Gehen wir, Loeser. Fabrice schämt sich wohl, dass er uns nichts über Adele sagen kann. Wir sehen uns ein andermal, Fabrice.«
    Dufrène lächelte. »Weißt du, was ich neulich habe gehört, Scramsfield? Eine kleine Gerücht über deine ›Verlobte‹.«
    Das war der Moment, als Scramsfield Dufrène einen rechten Haken aufs Kinn setzen wollte. Der Hutmacher duckte sich

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