Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Titel: Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edzard Reuter
Vom Netzwerk:
bisherigen europäischen Gemeinschaften zur EG, der Europäischen Gemeinschaft, zusammengeführt. 1971 folgte der Beschluss, den bisherigen Freihandelsraum zu einem durch keinerlei Grenzen mehr behinderten gemeinsamen Wirtschaftsraum auszubauen. Verbunden damit war die (allerdings erst einige Jahre später in die Tat umgesetzte) Entscheidung, den sogenannten ECU (European Currency Unit) als eine für alle Partner zugängliche Verrechnungseinheit des gegenseitigen Währungsverkehrs zu schaffen. Und schließlich wurde 1985 Jacques Delors zum Präsidenten der Europäischen Kommission gewählt – ein Glücksfall der Geschichte, sollte sich doch bald herausstellen, dass damit nach Jean Monnet zum zweiten Mal ein Franzose das Steuer in die Hand bekam, dem es während seiner fast zehnjährigen Amtszeit gelingen sollte, die europäische Vereinigung entscheidend voranzubringen.
    Vor allem ihm – und der massiven Unterstützung durch Helmut Kohl – ist es zu verdanken, dass 1992 der Vertrag von Maastricht zustande kam. Zwar kann das Vertragswerk mit seinen komplizierten und zumindest für Außenstehende kaum durchschaubaren Regelungen fast als Musterbeispiel für die Schwerfälligkeit gelten, zu der sich die Europäer selbst verdammt haben, indem sie ihre eigene Handlungsfähigkeit durch den ständigen Zwang zu erneuten Kompromissen einengen. Trotzdem ist längst erwiesen, dass damit – zusammen mit der späteren, gleichfalls unter der Federführung von Delors vorbereiteten Einführung des Euro als gemeinsamer Währung von zunächst zwölf (und inzwischen 17) Mitgliedsstaaten – die Vereinigung Europas in Wahrheit unumkehrbar geworden ist.
    Rückblickend mag es verwunderlich erscheinen, warum – ganz zu schweigen von dem noch weit länger zurückliegenden Appell von Winston Churchill oder der fünf Jahre darauf gegründeten Montanunion – nach der Unterschrift der Römischen Verträge mehr als dreißig Jahre vergehen mussten, bevor der Prozess des Zusammenwachsens der freien und demokratischen Staaten Westeuropas zu mehr führte als zu einem Staatenverbund, der die politische und wirtschaftliche Souveränität der Mitglieder allenfalls auf eng begrenzten Randgebieten einschränkte. Die Erklärung dafür liegt jedoch auf der Hand.
    Der »Kalte Krieg« bewirkte, dass das westliche Europa militärisch wie wirtschaftlich unter dem Schutzschild der Vereinigten Staaten von Amerika stand – mit der Folge, dass für die europäischen Mündel kein ernst zu nehmender Druck bestand, ihre jeweilige Selbstständigkeit aufzugeben, solange sie sich nur an die grundlegenden Regeln der Führungsmacht hielten und nicht durch unnötige Balgereien Unfrieden innerhalb der Allianz stifteten. Mit anderen Worten: Die in der NATO gebündelte atlantische Verteidigungsgemeinschaft gewährleistete, dass niemand eine Wiederholung früherer kriegerischer Auseinandersetzungen in den eigenen Reihen befürchten musste. Vielmehr konnte man sich in aller Ruhe der Mehrung des eigenen Wohlstands hingeben. Von Tag zu Tag mehr verblasste so die Erfahrung, wie schnell politische Bequemlichkeit unberechenbare Gefahren auslösen kann. Heutzutage erscheint es fast, als sei sie schon gänzlich vergessen.
    *
    Wer von uns hat eigentlich noch eine Vorstellung davon, was dieses Europa in seiner Geschichte schon alles erlebt hat, was seine Bewohner, Frauen wie Männer, durchmachen mussten – wie unvorstellbar lange es also gedauert hat, bis ihnen endlich klar wurde, dass sie ihre Zukunft nur bestehen können, wenn sie nicht gegeneinander, sondern miteinander handeln? Man braucht da gar nicht so weit zurückzudenken wie etwa bis zum 17. Jahrhundert, zum Dreißigjährigen Krieg, als wild gewordene Feldherren im Auftrag ihrer ruhmsüchtigen Dienstherren mit ihren Söldnerheeren kaum eine Ansiedlung westlich des Rheins und nördlich der Alpen verschonten, begleitet von mörderischer Brandschatzung, brutaler Plünderung, Zerstörung der Felder, Vergewaltigung der Frauen und Niedermetzelung der unterlegenen Männer. Genauso wenig brauchen wir uns an den selbsternannten Kaiser Napoleon erinnern, der die männliche Bevölkerung weiter Teile Europas, soweit sie kriegstauglich war, unter sein Regiment zwang, um sie für seinen größenwahnsinnigen, bis in die russische Eiswüste reichenden Traum von der französischen Dominanz erbarmungslos in den Tod zu treiben.
    Nein, es reicht schon aus, wenn wir nur an wenige, fast beliebig herausgegriffene Beispiele seit der Mitte des

Weitere Kostenlose Bücher