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Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Titel: Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edzard Reuter
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Verteidigungsgemeinschaft« (EVU) zu vereinen. Unterschiedlichste Motive führten schließlich zum Paukenschlag einer Ablehnung des Projekts durch das französische Parlament. Oftmals rein eigensüchtige und populistische Interessen gewannen im Laufe der Jahre zunehmend an Bedeutung. Das äußerst zwiespältige Verhältnis zu Großbritannien ist dabei bis heute besonders bedeutsam geblieben: Hatte schon 1963 der damals erneut als französischer Präsident amtierende Charles de Gaulle durch sein Veto brüsk den Beitritt des Landes zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft verhindert, stoßen bis heute jegliche Versuche, die wild gewordenen Finanzmärkte an die Leine gestrenger europäischer Regulierungen zu legen, regelmäßig im Interesse der Banken und der Londoner Börse auf britischen Widerstand.
    Das Projekt des Schuman-Plans hingegen wurde zum vollen Erfolg. Bereits 1955 schlugen die Außenminister der Mitgliedsstaaten den Ausbau der Montanunion zu einem gemeinsamen Markt und darüber hinaus zur schrittweisen Zusammenführung ihrer nationalen Wirtschaften vor. Am 25. März 1957 wurden in Rom – zusammen mit der Errichtung einer Behörde zur gemeinsamen zivilen Nutzung der Atomenergie – die Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) unterschrieben. Zwar waren ihre Organe anfänglich mit deutlich weniger Vollmachten ausgestattet als diejenigen der Montanunion, doch das sollte sich im Laufe der Jahre ändern. 1958 folgte die Einsetzung des ersten gemeinsamen Parlaments mit Sitz in Straßburg.
    Die Arbeit von Jean Monnet war 1955 getan. Europa hatte sich endgültig auf den Weg gemacht. Zufrieden konnte er sich von der ungeliebten Arbeit im Licht der Öffentlichkeit zurückziehen, um wie gewohnt im Stillen weiter an der Vollendung seines Lebenswerks zu arbeiten. Diese wartet freilich bis heute, fast 35 Jahre nach seinem Tod, immer noch auf ihren Abschluss. Trotzdem bleibt wahr, dass es Jean Monnet war, der im richtigen Augenblick den »Zipfel der Geschichte« – den Otto von Bismarck anlässlich der 1871 erreichten Reichsgründung herbeibeschworenen hatte – ergriff und das vereinte Europa auf den Weg brachte.

KAPITEL III
    OHNE GLEICHE SOZIALE UND WIRTSCHAFTLICHE CHANCEN KEIN FRIEDEN
    Viele – teilweise dramatische – Entwicklungen sollten folgen, bis die heutige Europäische Union schließlich während der zurückliegenden Jahre in ihre schwerste Krise geriet. Anfänglich wechselten sich grundlegende Übereinstimmungen über die Ziele, die man erreichen wollte, in schneller Reihenfolge mit massiven Meinungsverschiedenheiten ab. Das Zustandekommen der Römischen Verträge war anfänglich noch geprägt durch die übereinstimmende Neigung von Konrad Adenauer, Robert Schuman und dem damaligen italienischen Ministerpräsidenten Alcide De Gasperi, die gemeinsame Zukunft Europas in seiner katholisch geprägten christlichen Tradition zu suchen. Selbst die fortschreitende Erstarrung der Fronten zwischen West und Ost im sogenannten »Kalten Krieg« führte jedoch nicht dazu, dass die Befürchtungen vor sowjetischen Eroberungsgelüsten als Ansporn ausreichten, um die Eigeninteressen der europäischen Staaten unter einen Hut zu zwingen. Hinzu kamen vielfältige innenpolitische Meinungsverschiedenheiten in den Mitgliedsländern – wie beispielsweise zwischen Adenauer und seinem Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, der von der Sorge getrieben war, dass eine zu enge Bindung an das traditionell etatistisch eingestellte Frankreich die Unterstützung der deutschen Zukunft durch die USA, die ihm in nahezu weltanschaulich-gläubiger Weise als unverzichtbar erschien, aufs Spiel setzen könnte.
    Eine erste grundlegende Krise sollte sich tatsächlich erst im Rückblick als vorübergehend erweisen. Wegen eines Streits über Einzelheiten von wirtschaftspolitischen Maßnahmen kündigte Frankreich 1965 seine Mitarbeit auf, kehrte jedoch ein Jahr später an den gemeinsamen Tisch zurück. Nicht weniger dramatisch hatte schon vorher das erwähnte Veto von de Gaulle gegen einen Beitritt Großbritanniens zur EWG gewirkt, konnte doch niemand die Augen davor verschließen, dass die von den Beteiligten immer wieder beschworene besondere Verbindung zwischen den beiden angloamerikanischen Ländern tatsächlich den Vereinigten Staaten unzumutbare Einflussmöglichkeiten auf die weitere europäische Entwicklung eröffnen könnte.
    Trotz dieser Stolpersteine ging es Schritt für Schritt voran. 1967 wurden die drei

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