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Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Titel: Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edzard Reuter
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Feststellung ist nicht neu. Seit der furchterregenden Erfahrung der spätestens seit 2008 sichtbar gewordenen weltweiten Finanzkrise und der sich anschließenden Schuldenkrise mancher europäischer Staaten hat sie uns jedoch zum ersten Mal handgreiflich vor Augen geführt, dass es für niemanden mehr das »weit hinten in der Türkei« gibt. Was von den meisten über ein paar kurze Jahre hinweg eher als nettes Wortspiel empfunden wurde, ist inzwischen knallharte Realität. Sie trifft jede und jeden von uns unmittelbar am eigenen Leibe. Nicht nur für Europa, für unsere ganze Erde gilt: Es gibt kein Ereignis mehr, dem wir in schöne Blütenträume entfliehen könnten – und wer nicht aufpasst, kann in tödliche Gefahr geraten.
    Dabei sollte niemand übersehen, dass wir Deutschen das bevölkerungsreichste Mitgliedsland in der Europäischen Union sind, dass wir unverändert über eine erfolgreich florierende Wirtschaftskraft verfügen und dass wir – von den allzu vielen außenpolitischen Fehlentscheidungen der jetzigen Bundesregierung einmal abgesehen – zu den verlässlichsten und hoch respektierten Mitgliedern in der Familie der freiheitlich-demokratischen Völker zählen. Das alles ändert jedoch nichts daran, dass auch wir, sollten wir allein auf uns gestellt bleiben, in diesem neuen Zeitalter einer umfassenden Globalisierung nichts als ein kleiner Zwerg im Wettbewerb mit schon vorhandenen oder deutlich heranwachsenden Riesen sind: unsere schrumpfende, gerade noch um die 80 Millionen zählende Bevölkerung gegenüber den mehr als anderthalb Milliarden Chinesen, schon bald kaum nennenswert weniger Indern, deutlich über 300 Millionen US-Bürgern und dem in Südamerika mit riesigen Schritten nach vorn drängenden Brasilien. Wenn wir Deutschen da unseren Kindern und Kindeskindern auch nur die kleinste ernst zu nehmende Chance lassen wollen, in Zukunft erfolgreich weiterbestehen zu können, wären wir schlecht beraten, uns von dem lästigen Weg zu einem geeinten Europa zu verabschieden. Nein: es wäre tödlich, sich einzubilden, dass wir die Herausforderungen der neuen Zeit alleine schultern könnten.
    Klar: Es gibt genug Menschen in unserem Land, die nach ein paar Gläsern Bier oder Wein zu dem Schluss kommen, dass an dem ganzen Elend mit Europa bloß die unfähigen Politikerinnen und Politiker schuld seien. Würde man – so meinen sie – nur endlich einmal auf sie hören, käme doch niemand ernsthaft auf die Idee, unser Geld an die faulen Griechen zu verplempern. Und auch die weit überschätzten Chinesen werden, so weiß man an den Stammtischen, schon noch sehen, wo es endet, wenn sie sich erdreisten wollen, ihr kommunistisch beherrschtes Land einem offenen Wettbewerb auszusetzen. Die Inder oder Brasilianer: Denen haben wir es ja auch bisher schon gezeigt, wenn sie versucht haben, zu uns aufzuschließen. Und dass wir trotz aller Unkenrufe weder die Amerikaner noch gar die Japaner oder Koreaner ernsthaft zu fürchten haben, das zeigt schon ein Blick auf die Automobilindustrie im Allgemeinen und Volkswagen im Besonderen: Alle anderen hecheln uns doch hoffnungslos hinterher.
    Zwar mag es sein, dass eine Studie der OECD uns Deutschen erst kürzlich vorausgesagt hat, wir würden in wenigen Jahren nicht mehr mit den neuen Konkurrenten mithalten können. Doch liegt nicht gerade da der Hase im Pfeffer? Wer, bitte schön, kann ernsthaft bezweifeln, dass die sonstigen Europäer nichts als unnütze Bremsklötze für uns Deutsche sind, die wir schleunigst wieder loswerden sollten – ganz im Sinne von Weltbeglückern wie Hans-Olaf Henkel und seinen Mitstreitern: Teilt doch wenigstens den Euro auf, in die Währung der ordentlichen, fleißigen, disziplinierten und ehrlichen Nordeuropäer (mit Deutschland an der Spitze) auf der einen, eine andere (falls gewünscht gemeinsame) Währung für die – angesichts ihrer nationalen Eigenheiten nicht für eine gleichberechtigte Mitgliedschaft »bei uns« qualifizierten – Rest-Europäer auf der anderen Seite.
    Toll! Doch wie wäre es, wenn wir dem nüchternen Verstand die Ehre gäben und uns die Realitäten dieser Welt ansähen, anstatt uns mit benebeltem Geist solchen Spinnereien auszuliefern? Zuallererst: Wie – und warum – konnte es eigentlich geschehen, dass die ursprüngliche europäische Begeisterung umgeschlagen ist in ein allgemeines Desinteresse, ja zum Teil sogar in aktiven Widerstand? Sind die Versuche, die Vereinigung Europas voranzubringen, zu langweilig geworden, zu

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