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Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Titel: Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edzard Reuter
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des sowjetischen Großreichs, spielte China aus internationaler Sicht noch keinerlei nennenswerte Rolle für den Absatz von Automobilen. Zehn Jahre später, um die Mitte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrtausends, wurden dort zwar schon jährlich zwischen vier und fünf Millionen Personenwagen neu zugelassen, bei einer Einwohnerzahl von bald schon mehr als 1,3 Milliarden Menschen änderte das jedoch kaum etwas daran, dass das Straßenbild in den größeren Städten des Landes unverändert durch Fahrräder geprägt blieb. Im Jahr 2012 hingegen gab es laut Statista bis Oktober bereits 10,73 Millionen Neuzulassungen . Dabei wird der bei weitem größte Teil davon nicht mehr importiert, sondern nahezu vollständig in China selbst hergestellt. Und vielleicht noch wichtiger: Längst entwickelt sich dort eine eigenständige Automobilindustrie, die in durchaus absehbarer Zukunft mit Macht auf die internationalen Märkte drängen wird.
    Noch nicht allzu lange ist es her, dass die japanische Industrie an vorderster Stelle zu den gefürchtetsten Wettbewerbern auf den Weltmärkten zählte. Trotz vielfacher Rückschläge wird dies für manche der dortigen Unternehmen auch so bleiben. Der überwiegende Teil kämpft jedoch bereits um das nackte Überleben, vielen wird der Untergang nicht erspart bleiben. Und die Volksrepublik China mit ihrer explodierenden wirtschaftlichen Entwicklung ist nicht das einzige Land, das sich auf den Weg gemacht hat, die Märkte zu erobern, indem es seine Kostenvorteile und die Größe seines Heimatmarktes nutzt, um die traditionellen westlichen Unternehmen zu bedrängen und am Ende zu erwürgen.
    Gewiss leiden Länder wie Indien immer wieder an der Zerrissenheit ihrer politischen Systeme, ihrer Bevölkerung und ihrer Traditionen. Nicht anders als in Brasilien werden die dortigen Unternehmen jedoch schneller als gedacht zu gefährlichen Konkurrenten werden – denen nur noch dann Paroli geboten werden kann, wenn sich die Europäer darauf besinnen, dass der lebenswichtige Vorsprung an Kreativität und Qualität ihrer Angebote nur dann gewahrt werden kann, wenn sie zusammenrücken.
    Das aber heißt im Klartext: wenn Europa mehr ist als nur eine Freihandelszone ohne Zollschranken und ohne staatlich gesteuerten Wettbewerb der Währungen, sondern wenn es zu einem in jeder Hinsicht einheitlichen Wirtschaftsraum zusammenwächst – mit zumindest weitgehend angenäherten Steuer-, Rechts-, Bank- und Sozialsystemen. Und in einer auf alle Ewigkeit auch durch militärische Macht gekennzeichneten Welt gilt dies, ob wir es wollen oder nicht, genauso auch auf verteidigungspolitischem Gebiet.

KAPITEL IX
    VOM KRAFTAKT ZUR KRAFTQUELLE
    Europäische Kultur ist Streitkultur
    Die Leserinnen und Leser dieses Buches wissen, dass sein Verfasser die weitere Vereinigung Europas für zwingend hält, wenn nicht unser aller Zukunft mutwillig aufs Spiel gesetzt werden soll. Oder um mit der Mutter unserer Nation zu sprechen: »Europa ist alternativlos.« Doch weiß Angela Merkel eigentlich, wovon sie spricht, wenn sie das sagt – oder gehört auch sie zu den Bürgerinnen und Bürgern, die sich zwar hie und da von vagen Stimmungen hinreißen lassen, zum Schluss aber regelmäßig ihren vermeintlich ureigenen Interessen den Vorzug geben?
    Gerd Appenzeller hat im Berliner Tagesspiegel einmal ebenso lapidar wie unwiderlegbar angemerkt, dass »es niemanden (gibt), der der Welt erklären kann, was Europa wirklich ist«. Damit hat er Recht. Zumindest dann, wenn man das Adjektiv »wirklich« ernst nimmt. Denn natürlich verbirgt sich dahinter der Hinweis, dass sich mit dem Begriff nichts sozusagen Endgültiges verbinden lässt. Umso mehr stellt sich die Frage, ob eine solche begriffliche Festlegung eigentlich zwingend ist. Nicht zuletzt gilt das, wenn man darüber nachdenkt, ob und wie es diesem merkwürdige Puzzlespiel namens Europa mit seinen unzähligen Teilen gelingen soll, seinen herausragenden Rang im globalen Wettbewerb zu behaupten, der auf allen Gebieten des Lebens – wirtschaftlich, sozial, politisch – unweigerlich immer härter wird.
    Europa hat unzählige Facetten: historische, kulturelle, religiöse, politische, ethnische. Ausnahmslos alle von ihnen verändern sich ständig. Und beeinflussen sich gegenseitig. Mit gutem Grund ist schon mehrfach behauptet worden, Europa sei gekennzeichnet durch seine Kultur der Widersprüche und Gegensätze. In der Tat gibt es keine andere Region der Erde, in der auf engstem Raum eine solche

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