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Ehe auf krummen Beinen

Ehe auf krummen Beinen

Titel: Ehe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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zufügen!»
    Ach je. Wie gut, daß er niemals erfahren hat, was für verwerfliche Taten Dan und ich einige Zeit später begangen haben. Er hätte sich den Bart ausgerissen.
    Er hob sein Glas. «So stoßen wir denn an auf Loni und Blasius! Möge die Sonne ihren Weg mit Licht füllen!»
    Und ihr immer unsere Töpfe mit Fleisch, dachte ich. Man trank uns zu. Dann hopsten wir auf unseren Stuhl zurück und waren gerührt von den Worten des Hausherrn.
    An diesem Abend durfte Loni mit zu uns nach Hause, das erste Mal über Nacht. Eva richtete uns mit Decken und Kissen einen Platz nahe der Heizung im Wohnzimmer ein. Dort blieben wir beisammen, schliefen Fell an Fell und wachten nebeneinander auf, als es hell wurde. Zuerst dachte ich, alles wäre ein Traum. Aber Loni war neben mir, und ihre Augen glänzten und ihr Näschen zitterte. Es war Wirklichkeit.
    Fortan blieben wir mal bei uns, mal bei Wasingers und hatten in beiden Häusern unsere Unterkunft. So konnten wir zufrieden sein in einer Zeit, wo man überall von der Wohnungsnot bei jungen Ehepaaren hörte. Wir spielten zusammen im Garten und im Park, fuhren mit dem Auto in die Stadt, aßen gemeinsam und kamen zusammen in die Badewanne. Es war ein Leben wie nie zuvor.
    Das vergoldete Zeitalter war angebrochen.
     
     
     
    Wir vier meinten, es würde so bleiben bis zum Weltuntergang. Aber wie so oft und bei so vielen Leuten zeigte sich auch bei uns, daß der Teufel immer dann auftritt, wenn man anfängt zu glauben, er hätte sich zur Ruhe gesetzt. Niemand soll sich einbilden, er habe das Glück in allen vier Zipfeln. Ehe er sich versieht, steht er mit dem leeren Taschentuch da.
    Vielleicht kam der ganze Schlamassel gerade daher, daß es uns zu gut ging und der Hafer uns stach. Wir schlitterten hinein, ohne uns viel dabei zu denken. Erst hinterher merkten wir, wie leichtsinnig wir mit allem gespielt hatten, was uns lieb war.
    Es fing an, als Eva für ein paar Tage verreisen mußte. Irgendwo war ein Fotografenkongreß, wo sie gegenseitig ihre Bilder schlechtmachen und auch einmal zu Wort kommen wollten. Anschließend hatte sie vor, eine Schulfreundin zu besuchen, mal richtig zu klatschen und diese Kosten samt denen des Kongresses als Reisespesen von der Steuer abzusetzen. Acht Tage etwa sollte unsere Strohwitwerschaft dauern.
    Am Morgen des Abschieds frühstückten wir einträchtig. Loni hatte bei uns genächtigt. Während Evas Abwesenheit sollte die Familie Wasinger Loni und mich größtenteils versorgen.
    Wir brachten Eva im Geleitzug zum Auto. Sie fuhr ab, bepackt mit ihren Schnappschüssen und unseren Segenswünschen und naß im Gesicht von Dans Küssen. Danach schaffte er uns hinüber zur Villa Wasinger. An diesem Tage lag brüchiger Februarschnee an den Straßenrändern, und als ich über die Kante des Gehsteiges hopste, trat ich auf einen zerbrochenen Taschenspiegel, der unter der Schneedecke lag wie eine Tellermine. Es passierte nichts weiter, aber ich hatte von Eva gehört, daß zerbrochene Spiegel Unglück bedeuten, denn einmal hatte ich ihr einen von der Frisiertoilette geworfen, als sie mit mir Fangen spielte. Daran dachte ich jetzt, und den ganzen Tag über verließ mich eine Ahnung nicht von kommendem Unheil. Am Nachmittag gingen der Landgerichtsdirektor und seine Frau zu Bekannten. Sie nahmen Loni mit, ich blieb mit Pepi daheim. Eine Stunde später kam Dan vom Dienst und holte mich ab. Ich hätte eigentlich auf Loni warten und über Nacht bei ihr bleiben sollen, aber Dan fühlte sich offensichtlich einsam, und ich wollte ihn nicht verlassen.
    Er machte in unserer Küche Würstchen warm und sang dabei von Waldeslust und oh, wie einsam die Brust schlüge, und daß seine Mutter ihn nicht liebte und sein Vater ganz unbekannt wäre, oder umgekehrt. Wir nahmen die Würstchen zu uns. Dan legte die Teller in den Ausguß und sah mich an.
    «Komm, junger Ehemann», sagte er. «Gehen wir auf ein Bier zum Eugen.»
    Ich hatte das erwartet und wunderte mich nicht. Warum verließen uns auch unsere Frauen.
    Wir nahmen den Weg durch den Park. Es herrschte eine klebrige Kälte, und wir bliesen zarte Wolken ins Abenddunkel. Dan marschierte in der Mitte des Weges und betrachtete die Sterne über sich. Deswegen sah er die helle Gestalt nicht, die langsam auf uns zu kam. An ihrer Seite bewegte sich ein weißes, unruhiges Bündel. Ich zog die Luft ein. Der Geruch war schon mal dagewesen. Ich lief voraus und sah. Es war Reni, die Wohlgeformte, mit ihrem Wunderspitz Topsy. Der Teufel

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