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Ehe auf krummen Beinen

Ehe auf krummen Beinen

Titel: Ehe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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war schon in der Nähe.
    Wegen meiner Tarnfarbe bemerkte Topsy mich erst, als ich auf fünf Meter heran war. Ein Wachhund, wie er im Buche steht. Sie fing mit ihrer Kindertrompetenstimme zu kläffen an, daß es weit durch den Hain schallte.
    Reni zog ihr Hündchen an sich.
    «Was ist denn? Sei ruhig!»
    Sie sah mich immer noch nicht.
    «Waff!» machte ich.
    Dann lief ich heran und schnupperte an Topsy. Sie wollte erst zurückfahren, dann hochmütig tun, dann erkannte sie mich.
    Jetzt sah auch Reni, wer ich war.
    «Blasi! Bist du es?»
    Nein, dachte ich, ich bin der Direktor des Palast-Hotels. Guten Abend, meine Damen.
    Inzwischen näherte sich der Sterngucker Daniel.
    «Blasi», sagte er, «was machst...»
    «Ach, der Herr Heiratsvermittler!» rief Reni. «Nein, so was. Leben Sie auch noch?»
    «Nein», sagte Dan. «Ich hatte einen schweren Verkehrsunfall und bin gestern meinen Verletzungen erlegen. Wie geht es, Star aller Mannequins?»
    «Prima.»
    «So. Und was tun Sie mitten in der Nacht im Park?»
    «Ich führe meinen Hund aus.»
    «Geht er nicht mehr aufs Töpfchen?»
    «Seit gestern entwöhnt. Und Sie?»
    «Sie meinen, ob ich auch noch...»
    «Nein!» Sie schüttelte entrüstet den blonden Scheitel. «Was Sie hier suchen!»
    «Einen geduldigen Stuhl», sagte Dan. «Einen Tisch davor und darauf ein Bier.»
    «Puh. Wie kann man jetzt Bier trinken!»
    «Puh. Was wollen wir denn trinken?»
    Sie schielte ihn schräg von unten an.
    «Ach, ich weiß nicht... vielleicht...»
    «Vielleicht einen Whisky. In der Palastbar.»
    «Sie sind aber ein Säufer.»
    «Ich bin aber ein Säufer. Kommen Sie. In diesem Park macht die Sittenpolizei Kontrollen.»
    «Sie...» fauchte Reni, aber Dan hatte sie schon am Arm, und sie ging mit. Na, denn Prost. Ich schlackerte neben Topsy her und überlegte, wie das ausgehen würde.
    Nach einer Weile sagte Reni: «Ich hab Blasius gesehen.»
    «Blasius», sagte Dan, «sie hat dich gesehen inzwischen.» Er war ausgesprochen zum Blödeln aufgelegt. «Wo denn?»
    «In einem Kaufhaus.»
    «Was hat er gekauft?»
    «Er war nur mit. Fotografieren.»
    Dan schwieg.
    «Mit so einer Schwarzen, Feschen. Kennen Sie die?»
    «Ja, ja», sagte Dan. «Doch. In der Tat.»
    Jetzt war Reni still. Aber lange hielt sie es nicht aus. «Mögen Sie Schwarze?»
    «Ich mag auch Schwarze.»
    «Warum?»
    «Ich hab gehört, sie halten, was die Blonden versprechen.»
    «Ich kenne es umgekehrt.»
    «Tatsächlich? Immer bringe ich alles durcheinander. Heute weiß kein Mensch mehr, ob die Mädchen ihre echte Farbe tragen.»
    «Meine ist echt.»
    «Das macht die Sache bedeutend billiger für Sie.»
    Unter solchen heiteren Reden erreichten wir den Hotelpalast. Funkelnde Wagen standen in langer Reihe davor, und die Drehtür sauste ununterbrochen im Kreis herum. Diesmal nahm ich meinen Schwanz besser in acht und kam unbeschädigt durch. Drinnen war es wohlig warm. Ich sank wieder in den Teppich und bestaunte die ungeheuren Troddeln an den Vorhängen. Ein paar lässige Leute in den Klubsesseln hoben die Köpfe und musterten uns zwei schöne Paare. Dann lasen sie ihre Börsenberichte weiter.
    Der Portier faßte uns scharf ins Auge und rang sich ein kurzes Lächeln ab, als er Dan erkannte. Wir schritten nach links hinüber und betraten die Bar aus Blau und Silber. Sie war halbvoll. Einige Leute hingen an der Stange der Bar, andere garnierten die Tische. Zum Teil waren auch sie halbvoll, aber sie hatten Übung im Benehmen. Rechts hinten spielten drei fröhliche Burschen mit Schnürsenkelbindern auf einem Flügel und einer großen und einer kleinen Geige. Daneben, auf der gläsernen Tanzfläche, bewegten sich vier Paare mit ernsten Gesichtern, als hätten sie nasse Füße. Es roch diskret nach Whisky, Filterzigaretten und Parfüm von zwanzig Mark an aufwärts.
    Bob, der Mixer, verbeugte sich hinter dem Tresen.
    «Nehmen wir erstmal einen bei ihm», sagte Dan.
    Wir steuerten auf das linke Ende des Fragezeichens zu.
    «Fräulein Reni», sagte Bob. «Herr Kommissar, Topsy, Blasius. Ich habe die Ehre, Sie im Namen der Gewerkschaft Bier und andere Flüssigkeiten zu begrüßen.»
    Reni und Dan erklommen die Stühle. Topsy und ich kamen zusammen auf einen, um nicht zuviel Platz wegzunehmen. So konnte sie nicht von mir abrücken, ohne herunterzufallen, und ich nutzte es aus und quetschte ihre Locken zusammen. Die Whiskys wurden alsbald serviert.
    «Auf unsere Hunde», sagte Dan. «Sie haben's verdient.»
    Auch in Renis Glas blieben nur die

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