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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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gewesen, der Benedikt und sie knutschend auf dem Feldweg gesehen hatte. Himmel, hoffentlich erzählte er Louisa nichts davon. Das Kind war sowieso schon verwirrt genug.
    »Das Angebot bleibt ja noch eine Weile bestehen«, sagte Herr Kalinke. »Ich werde gleich morgen anfangen, die Hecke neu zu gestalten. Mögen Sie Bambus? Er ist immergrün, pflegeleicht und sehr wuchsfreudig. Ich habe da eine besonders günstige Bezugsquelle.«
    »Klingt gut«, sagte Amelie und zwinkerte Louisa zu. Sie lächelte etwas angespannt zurück. Wusste sie bereits von der Sache auf dem Feldweg?
    Amelie schüttelte den Kopf. Auch egal, es war schließlich ihr Leben. Wenn sie Pfarrer Hoffmanns Küsse brauchte, um sich über den schwarzen Abgrund zu hangeln, dann würde sie wegen Louisa nicht darauf verzichten.

    »Ich will dein kleines, wehrloses Herzchen an meiner Brust klopfen hören«, murmelte Benedikt in ihr Haar.
    »Aber nicht hier.« Amelie rückte nur widerwillig von ihm ab. Kleines, wehrloses Herzchen , das gefiel ihr. Es hätte in einem der Romanhefte stehen können, die Lenchen Klein kiloweise verschlang. »Wo jeden Augenblick meine Tochter oder der Gärtner im Zimmer stehen können.«
    »Könntest du sie nicht mal wegschicken?«
    »Doch«, seufzte Amelie. »Aber sicher kann man trotzdem nie sein. Gestern hat Frau Hagen hier einfach andie Scheibe geklopft, weil vorne niemand aufgemacht hat. Nicht, dass es etwas Wichtiges gewesen wäre. Sie wollte mir nur sagen, dass sie die Elektrizitätswerke wegen überhöhter Rechnungen verklagen und ob ich eventuell als Zeuge darüber aussagen könne, dass sie immer um spätestens neun Uhr abends das Licht ausmachten! Stell dir mal vor, was sie sagen würde, wenn sie uns hier sehen könnte.«
    »Lass uns spazieren gehen«, schlug Benedikt vor. »Vielleicht sorgt die kühle Luft wieder für einen klaren Kopf.«
    Aber auch draußen hatte er seine Finger nicht von ihr lassen können.
    »Du bist wie das kleine Häschen, das ich als Kind mal vor einem Hund gerettet habe«, sagte er. »Es war so weich und verängstigt, und es schmiegte sich zitternd in meine Hand. Es hat sofort meine Beschützerinstinkte geweckt. Ich konnte gar nicht aufhören, es zu streicheln.«
    Amelie, die den Impuls unterdrückte, ihre Nase krauszuziehen und Mümmelgeräusche zu machen – Robert hätte darüber gelacht, Benedikt hatte eine andere Art von Humor –, lehnte den Kopf an seine Schulter.
    »Du bist so groß und stark«, murmelte sie. »Ich fühle mich bei dir so geborgen.«
    Benedikt schnurrte wie Wanja, wenn er satt und zufrieden auf seinem Lieblingssessel lag.
    »Ich will dich ganz «, sagte er und machte Anstalten, sie auf das feuchte Gras herabzuziehen. »Hier unter Gottes weitem Himmel, auf Gottes fruchtbarem Acker.«
    »Nein«, sagte Amelie. Es war wunderbar, sich klein und zart und schutzlos wie ein Häschen fühlen zu dürfen. Aber so schutzlos war sie dann auch wieder nicht,dass sie sich mit Benedikt auf Gottes matschigem Erdboden herumwälzen wollte, Gottes stachelige Brombeeren im Rücken. Außerdem konnte jeden Augenblick jemand vorbeikommen. Rüdiger Hagen zum Beispiel pflegte regelmäßig seinen Motorradschrott in Gottes grünem Tannenwald zu entsorgen, gar nicht weit von hier. Nein, selbst wenn es Sommer gewesen wäre, hätte sie sich nicht zu derartigem Tun hinreißen lassen. Auch wenn sie sich in letzter Zeit öfter so fühlte: Sie war definitiv keine vierzehn mehr!
    »Ich würde dich ja gerne zu mir nach Hause einladen, aber gegen Frau Sommerborn kann eure Frau Hagen glatt einpacken«, sagte Benedikt traurig. »Frau Sommerborn führt sogar den Schornsteinfeger herein, wenn ich unter der Dusche stehe!«
    Amelie musste grinsen. Wie sie Frau Sommerborn einschätzte, würde sie die Kirche sofort aus ihrem Testament streichen, wenn sie den Pfarrer mit einer Frau erwischte.
    »Mein zarter Porzellanhase«, sagte Benedikt und streichelte ihren Hals. »Ich möchte wissen, ob deine Haut überall so weich und rosig ist.«
    Schön und gut – aber wo konnte sie ihn das herausfinden lassen, ohne Gefahr zu laufen, dabei gesehen zu werden? Seit Tagen dachte Amelie ernsthaft darüber nach.
    »Kann ich den Schmetterlingsstrauch umsetzen, oder möchten Sie ihn an dieser Stelle behalten?«, unterbrach Herr Kalinke, der Gärtner, ihre Gedanken. Er hatte wohl an die Wohnzimmertür geklopft, aber sie hatte ihn nicht gehört.
    »Ich wusste gar nicht, dass ich einen Schmetterlingsstrauchhabe«, sagte Amelie, und in ihrer

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