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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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ging es offenbar nicht anders. Diese Frau ist eine von Gottes Plagen, hatte Robert immer gesagt. Gegen sie verlieren Heuschreckeninvasionen und Hungersnöte ihren Schrecken.
    Frau Hagens gelber Regenmantel quietschte empört.»Die Büsche sind viel zu hoch! Selbst mein Albrecht, der ja nun nicht gerade klein ist, kann nicht mehr drübergucken.«
    »Genau das ist unsere Absicht«, sagte Louisa.
    Amelie nickte, griff nach ihrem Brieföffner aus ziseliertem Silber und schlitzte den lila Umschlag auf.
    »Das dürft ihr gar nicht«, rief Frau Hagen, wobei sich ihre Stimme beinahe überschlug. »Dieses hässliche, struppige Zeug ist ja auch noch immergrün, das hat die Christel in unserer Gartenfibel nachgelesen! Da haben wir im Winter ja gar kein Licht mehr in unserer Küche.«
    »Dafür gibt es ja Lampen«, sagte Herr Kalinke, aber Frau Hagen keifte einfach weiter: »Der Albrecht hat schon bei unserem Rechtsanwalt angerufen, und der sagt auch, wir hätten ein Anrecht auf Erhalt des Charakters der ortsüblichen Einfriedung.«
    Amelie entfaltete den Brief. Sie sind nicht die Einzige, mit der der Pfarrer auf Tuchfühlung geht , las sie. Auch Frau Quirrenberg und Frau Heinzelmann sind seinem zweifelhaften Charme schon erlegen. Passen Sie lieber auf, bevor es zu spät ist.
    Keine Unterschrift.
    Herrje, was war das? Ein Erpresserbrief? Ein übler Scherz? Oder nur eine gut gemeinte Warnung? Amelie überflog die Zeilen noch einmal.
    Hatte Benedikt tatsächlich was mit Irmi und Carola? Sie spürte das Blut in ihre Wangen steigen.
    Wer schrieb denn so etwas? Wer konnte ihr Geheimnis überhaupt kennen?
    Unmittelbar fiel ihr Blick auf Frau Hagen.
    Natürlich! Von ihrem Küchenfenster aus hatte sie einenwunderbaren Blick in ihr Privatleben. Amelie wurde wütend.
    »Wir haben den Bambus im Abstand von einem Meter fünfzig zu Ihrem Maschendrahtzaun gepflanzt«, erklärte Herr Kalinke gerade. »Damit ist jedem Nachbarrechtsgesetz auf dieser Welt Genüge getan. Und der Charakter Ihres Maschendrahtzaunes wird nicht im Geringsten verändert!«
    »Wenn Ihr Maschendrahtzaun einen Charakter hat, dann sowieso nur einen schlechten«, setzte Louisa hinzu.
    »Wir haben einen Anspruch auf Erhalt des ortsüblichen Charakters, sagt unser Rechtsanwalt, und der hat auch schon die Elektrizitätswerke so klein mit Hut gemacht«, keifte Frau Hagen. »Wir verklagen auch euch, wenn ihr das nicht wieder wegmacht! Dieses japanische Zeugs ist ja wohl kaum ortsüblich! Oder habt ihr hier schon mal irgendwo Bambus im Wald wachsen sehen?«
    »Ostfriesennerze in Größe zweiundsechzig sind auch nicht gerade ortsüblich«, erwiderte Louisa. »Und trotzdem verklagt Sie keiner, wenn Sie damit rumlaufen.«
    »Obwohl es den Charakter des Dorfbildes erheblich beeinträchtigt«, setzte Herr Kalinke hinzu.
    »Ich trage Größe achtundfünfzig«, korrigierte Frau Hagen. »Und ich möchte mal gerne wissen, was mein schwaches Bindegewebe mit euren rechtswidrigen Anpflanzungen zu tun hat.«
    Louisa und Herr Kalinke öffneten beide den Mund, aber Amelie hielt es für geboten, dem Wortgeplänkel ein Ende zu bereiten.
    »Mit einer Klage werden Sie wohl kaum durchkommen, Frau Hagen«, sagte sie und blickte ihrer Widersacherinso fest sie konnte in die blassblauen, tief in Fettpolster gebetteten Äuglein. Was für eine widerliche Person! Hatte sie die Briefe selber geschrieben, oder war es ihr bigotter Mann gewesen? Oder gar der abstoßende Rüdiger?
    »Wir verstoßen hier gegen kein Gesetz«, fuhr Amelie mit eiskalter Stimme fort. »Und ich glaube auch nicht, dass ich Sie fragen muss, wenn ich meinen Garten umgestalte, ob Sie nun rechtschutzversichert sind oder nicht. Demnächst fordern Sie dann vielleicht auch noch Mitspracherecht, wenn ich ein neues Auto kaufe!«
    Ihr stechender Blick schien zu wirken. Sie nagelte Frau Hagen geradezu an die Wand. Für einen Augenblick war sie dadurch verunsichert.
    »Mit Ihrem Mann hat es nie Probleme gegeben«, klagte sie mit weniger aggressiver Quietschestimme. »Wenn Albrecht ihm gesagt hat, er solle die Hecke beschneiden, dann hat er das auch getan. Er war ein guter Mann.«
    Sie bedachte Amelie mit einem tückischen Blick ihrer kleinen Äuglein. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so schnell sein Andenken beschmutzen!«
    Amelie zuckte zusammen. »Wie war das bitte, Frau Hagen?«, fragte sie scharf. Wenn es bis jetzt noch Zweifel gegeben hatte – jetzt war es ganz deutlich geworden: Der anonyme Brief kam eindeutig aus dieser Ecke! Ihre Wut

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