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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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nahm wieder zu.
    »Ist doch wahr. Mit Ihrem Mann hat es nie irgendwelchen Ärger gegeben. Außer damals, wo er meinen Rüdi ins Wasserfass getunkt hat, weil er mit der Katze gespielt hat.«
    »Ihr Rüdi hatte die Katze an der Wäscheleine aufgehängt«, sagte Amelie und ballte bei der Erinnerung daranautomatisch ihre Fäuste. Sie war damals vor Wut so außer sich gewesen, dass sie sich gewünscht hatte, Robert würde den fetten sadistischen Bengel in der Regentonne ertränken.
    Frau Hagens Ostfriesennerz quietschte wieder, als sie ruckartig ihre Arme nach vorne nahm, um die dicken Patschhändchen vor der Brust zu falten. »Jedenfalls war mit Ihrem Mann immer zu reden, zumindest, wenn es um den Garten ging. All die Jahre hatten wir Licht und Luft in unserer Küche.«
    »Und einen prima Blick auf unsere Terrasse und in unser Wohnzimmer«, ergänzte Louisa.
    »Wir haben einen Anspruch auf Erhalt«, behauptete Frau Hagen. »Das hat der Rechtsanwalt gesagt! Das ist von Gesetz wegen garantiert.«
    »Sie meinen, es gibt ein Gesetz, das Ihrem Mann garantiert, weiterhin von seinem Küchenfenster aus beobachten zu können, wie meine Mutter sich oben ohne sonnt?«, fragte Louisa ironisch. »Dann gibt es sicher auch ein Gesetz, dass Ihrem Rüdiger erlaubt, den Wald als seinen privaten Schrottplatz zu missbrauchen, was?«
    »Das genügt jetzt«, sagte Amelie. »Sie wissen ja, wo die Tür ist, Frau Hagen!«
    »Macht ihr das das jetzt wieder weg oder nicht?« Frau Hagen wusste zwar, wo die Tür war, aber das hieß noch lange nicht, dass sie sie auch benutzte. »Nach allem, was wir für euch getan haben!«
    »Es bleibt, wie es ist«, sagte Amelie fest. Was auch immer sie in Zukunft in diesem Wohnzimmer oder auf der Terrasse tun würde, sie wollte nicht, dass die Familie Hagen etwas davon mitbekam. »Daran kann auch Ihre Rechtschutzversicherung nichts ändern.«
    »Ihr werdet ja sehen, was ihr davon habt!«, schimpfte Frau Hagen.
    »Sie können mir überhaupt nicht drohen, Frau Hagen. Mit gar nichts«, sagte Amelie mit Nachdruck und warf einen vielsagenden Blick auf den anonymen Brief.
    »Ganz wie ihr wollt! Jetzt müsst ihr nämlich auch noch die Verfahrenskosten tragen.« Frau Hagen rauschte aus dem Zimmer, wenn es denn möglich ist, in quietschendem Ölzeug zu rauschen. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Und glauben Sie bloß nicht, dass ich Ihnen noch einmal von unseren butterzarten Kohlrabi rüberbringe!«
    »Ich möchte nicht, dass Sie mir überhaupt noch einmal irgendetwas bringen«, sagte Amelie und wedelte mit dem lila Briefumschlag. »Weder persönlich noch durch Boten! Haben wir uns da verstanden?«
    »Keine Erdbeeren, keine Johannisbeeren und keine Bohnen«, zählte Frau Hagen auf. »Das können Sie sich alles abschminken!« Mit einem letzten wütenden Blick verschwand sie.

Louisa
    G
erade als ich bei Betty anrufen wollte, um ihr zu sagen, dass sie sich einen neuen Mitbewohner suchen könne, klingelte das Telefon. Es war Betty höchstselbst, und sie tat so, als hätte unser hässlicher Wortwechsel neulich niemals stattgefunden.
    »Ich weiß jetzt, dass das, was deine Mutter gerade durchmacht, ein bekanntes psychologisches Syndrom ist«, sagte sie, bevor ich zu Wort kommen konnte. »Menschenin Extremsituationen neigen nämlich dazu, sich zu verlieben. Die Ausschüttung der Hormone ermöglicht ihnen ein Überleben in einer Situation, an der sie ansonsten zerbrechen würden.«
    »Aha«, sagte ich verblüfft. Tatsächlich zerbrach ich mir den Kopf darüber, was mit meiner Mutter los war. Ich fürchtete, sie war tatsächlich scharf auf den Pfarrer.
    Ich hatte versucht, Gilbert zu erklären, dass meine Eltern eine wunderbare, erfüllte Ehe geführt hatten. »Ich sage das nicht, weil ich als Tochter voreingenommen bin und meine heile Welt bewahren will«, hatte ich beteuert. »Meine Eltern haben sich geliebt! Sie haben jeden Abend Händchen gehalten! Ich kann nicht glauben, dass meine Mutter sich diesem Schleimer an den Hals wirft, nachdem mein Vater nicht mehr da ist!«
    Es sei denn, da war ein unbekanntes Phänomen am Werk, wie Betty behauptete. Oder vielleicht doch geheimnisvolle Erdstrahlen, wie Gilbert mutmaßte?
    »Es muss an dieser Straße liegen«, hatte er gesagt. »Deine Mutter ist nämlich nicht die einzige Frau, die sich von dem Kerl flachlegen lassen will.«
    » Was? «, hatte ich geschrien, vom Inhalt seiner Worte gleichermaßen schockiert wie vom Begriff »flachlegen« im Zusammenhang mit meiner

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