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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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iss sie besser nicht auf.«
    »Solltest du nicht besser deiner eigenen Frau Blumen schenken, Martin?«
    »Sie steht nicht drauf«, sagte Martin. »Hast du Lust auf eine Partie Schach?«
    Georg nickte. »Heute könntest du sogar gewinnen. Mir geht’s nämlich gar nicht gut. Irmi hat mir heute etwas serviert, das mir jetzt schwer im Magen liegt. Nicht wahr, Irmi?«
    »Ich hab’s dir nicht serviert!« Irmi wandte sich an Martin. »Er hat einfach einen Brief von mir aufgegessen. Bevor ich ihn lesen konnte. Ich weiß nicht mal, von wem er ist.«
    »Und jetzt liegt er mir zur Strafe schwer im Magen«, klagte Georg und rollte zurück ins Wohnzimmer. »Ich bau schon mal das Schachspiel auf«, rief er über seine Schulter.
    »Er hat schon drei von den Abführtabletten genommen«, flüsterte Irmi, als er außer Hörweite war. »Ich fürchte, es gibt jeden Augenblick eine fürchterliche Schweinerei.«
    »Macht er so was öfter?«, fragte Martin entsetzt.
    »Das mit dem Brief? Das war das erste Mal. Glücklicherweise bekomme ich nicht so oft Post.«
    »Ich meinte die Abführtabletten.«
    »O ja.« Irmi seufzte. »Das ist seine neueste Schikane. Er hat dafür ein wunderbares Timing. Meistens sind die Kinder nicht da, wenn es passiert. Wenn ich’s ihnen hinterher erzähle, glauben sie mir nicht. Niemand würde glauben, dass der reinliche Georg sich absichtlichbis zu den Socken vollsaut. Aber er tut’s! Das letzte Mal war’s so schlimm, dass ich den Rollstuhl anschließend draußen mit dem Gartenschlauch abspritzen musste. Seine Sachen habe ich gleich weggeworfen. Ich weiß nicht, wen er damit mehr quält, mich oder sich selber!«
    »Und wenn du die Tabletten einfach mal versteckst?«
    Irmi sah ihn an, als habe er den Verstand verloren. »Weißt du, was dann hier los wäre? Hast du Georg schon mal über die Selbstbestimmungsrechte eines Kranken referieren hören? Er hasst es, bevormundet zu werden.«
    »Aber Irmi, du kannst dir doch nicht alles von ihm gefallen lassen! Das mit den Abführtabletten ist eindeutig neurotisch. Er gehört in psychotherapeutische Behandlung.«
    »Seinen Selbstmord zu planen ist auf jeden Fall viel schlimmer«, versuchte Irmi, das Thema zu wechseln.
    »Ich weiß, es ist Sünde.« Martin grinste. »Genau wie das, was du mit dem Pfarrer machst.«
    »Wir machen ja nichts«, sagte sie errötend. »Meistens reden wir nur. Er ist so ein wunderbarer Zuhörer.«
    »Er nutzt dich aus«, sagte Martin, plötzlich ernst. »Und ich fürchte, nicht nur dich.«
    »Er ist ein Heiliger«, sagte Irmi.
    »Ein Scheinheiliger!«, sagte Martin. »Der Schein heiligt bei ihm ganz eindeutig die Mittel.«
    »Er ist ein Engel«, beharrte Irmi.
    »Er ist ein Mann «, entgegnete Martin. »Und ich glaube, einer der schlimmsten Sorte.«
    Für Irmi gab es nur eine schlimmme Sorte Mann, und das waren Typen wie Georg. Benedikt war das genaueGegenteil von Georg, also war er auch das Gegenteil von schlimm. »Ich mag es nicht, wenn du so schlecht über ihn redest.«
    »Neulich abends habe ich ihn mit dieser heißen Rothaarigen gesehen, die neulich in den Klingelbeutel gegriffen hat«, fuhr Martin unbarmherzig fort. »Du weißt schon, die, die Herr Hagen beinahe ins Gemächt getreten hätte!«
    »Oh, diese arme Person«, sagte Irmi. »Ich hoffe wirklich, Benedikt kann ihr helfen.«
    » Helfen!« Martin schnaubte. »Wenn das seine Art ist zu helfen, dann möchte ich niemals ein Problem haben! Wach endlich auf, Irmi: Sie saßen in seinem silbernen Schlitten, und es sah nicht so aus, als würden sie nur reden.«
    »Sei still«, sagte Irmi verletzt. »Du willst es mir nur kaputtmachen. Dabei ist es das erste Mal seit Jahren, dass mir etwas Schönes passiert.«
    Martin seufzte. »Ich will dir nichts kaputtmachen, ich will dich beschützen!«
    » Er beschützt mich.« Irmi lächelte. »Er würde mir niemals wehtun. Dazu ist er viel zu … er ist wirklich … manchmal glaube ich, Gott persönlich hat ihn mir geschickt.«
    »Ach, Irmi …«
    »Willst du Schwarz oder Weiß?«, rief Georg aus dem Wohnzimmer.
    »Weiß«, rief Martin zurück. »Ich verliere ja sowieso«, sagte er zu Irmi.
    Irmi missverstand ihn absichtlich. »O nein. Es wird alles wieder gut werden. Das weiß ich ganz sicher. Versprich mir nur, dass du dich nicht mit dem Gartenschlauchin den Wagen setzt … Du bist doch der Einzige, der hier nett zu mir ist.«
    »Außer deinem Heiligen natürlich«, sagte Martin, aber er sah irgendwie fröhlicher aus, als er sich zum Gehen

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