Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman
Louisa.
Amelie genoss ihre Verwirrung. »Ja, Herr Kalinke. Ich bin zufällig auf ihn gestoßen, als ich in Opas Gartenschuppen nach einer Säge gesucht habe«, sagte sie. »Ich muss schon sagen, er hat es sich dort ziemlich gemütlich gemacht. Wir haben einen Glühwein zusammen getrunken und sind jetzt per Du.«
»Morgens um sieben?« Louisa sah immer noch völlig perplex aus.
»Es war morgens um fünf, um präzise zu sein«, sagte Amelie. »Aber Gilbert war schon wach. Er ist glücklicherweise ein Frühaufsteher. Er war gerade dabei, sich mit seiner elektrischen Zahnbürste die Zähne zu putzen. Wo bekommt er eigentlich den Strom her?«
»Von Hagens«, sagte Louisa.
»Ich verstehe«, sagte Amelie und kicherte. Der Glühwein hatte sie nicht nur gründlich durchgewärmt, sondern auch ein bisschen beschwipst gemacht. »Deshalb klagen sie also gegen das Elektrizitätswerk. Machst du Kaffee? Ich habe Gilbert zum Brötchenholen geschickt, er kommt gleich zum Frühstück. Machst du uns auch Rühreier? Ich habe einen Bärenhunger.«
»Du willst etwas essen, das in Butter gebraten wird?«, fragte Louisa skeptisch.
»Ich denke, ich habe beim Sägen eine Menge Kalorien verbraucht«, sagte Amelie. »Ein paar Rühreier werden mich nicht sofort wieder in eine fette Matrone verwandeln.« Sie lächelte Louisa an. »Ich helfe dir gleich. Ich geh nur schnell duschen, ja?«
Louisa nickte. Amelie spürte ihren verwirrten Blick noch auf ihrem Rücken, als sie schon die Treppe hochging. Und das ist erst der Anfang, mein liebes Kind, dachte sie befriedigt.
Louisa
I
st das nicht toll, dass deine Mutter nun doch den japanischen Garten haben will?« Gilbert warf eine prall gefüllte, duftende Bäckertüte auf die Arbeitsplatte und sah mich glücklich an. »Ich kann es gar nicht erwarten, loszulegen. Es juckt mich richtig in den Fingern. Ich habe jede Menge brillante Ideen. Im japanischen Garten in Weilershausen, da haben sie zum Beispiel diese irre schönen Drachenskulpturen. Eine wiegt bestimmt eine halbe Tonne, aber ich hätte schon eine Idee, wie man sie transportieren könnte … Auch die Kois werden deine Mutter keinen Pfennig kosten. Ich klaue sie nämlich direkt vom Züchter.«
»Mir wäre es lieber, du würdest ein anderes Wort für klauen verwenden«, sagte ich unbehaglich, während ich eine letzte Portion Rühreier aus der Pfanne kratzte und auf den Tellern verteilte.
»Wie wäre es mit organisieren? «, schlug Gilbert vor.
»Schon besser«, sagte ich. »Sag mal, hat meine Mutter dir gegenüber ein Wort darüber verloren, was ihre Meinungsänderung bewirkt hat? Sie ist ja wie verwandelt. Jetzt will sie sogar Weihnachten feiern!«
»Sie hat heute Nacht in Quirrenbergs Garten gestanden und ihren Benedikt in flagranti ertappt«, erklärte Gilbert.
»Das hat sie dir gesagt?«
»Nein, das habe ich gesehen«, sagte Gilbert, ohne im Geringsten verlegen zu werden. »Ich stand nämlich gleich hinter dem Juniperus virginiana.«
»Und was ist passiert?«, fragte ich gespannt, bereit, die Leichen von Frau Quirrenberg und Pfarrer Hoffmannverschwinden zu lassen, um meine Mutter vor dem Gefängnis zu bewahren.
»Nichts«, sagte Gilbert. »Sie hat ihnen einfach nur zugehört. Das übliche Gewäsch, zitterndes Häschen, zerbrechliches Röschen, feuchtes Höschen. Und als der Pfarrer der Verhärmten dann endlich an die Wäsche ging, ist deine Mutter abgehauen.«
»Sie hat ihm keins übergebraten?« Ich war erleichtert und enttäuscht zugleich. »Wo ist sie denn dann hingegangen?«
Gilbert zuckte mit den Achseln. »Alles kann ich auch nicht wissen, ich bin immer noch Gärtner und kein Privatdetektiv. Sie stieg in ihr Auto und war weg. Und heute Morgen um fünf stand sie dann in meiner Bude und wollte den Weihnachtsbaum absägen. Sie war ziemlich cool drauf, muss ich sagen.«
»Schön und gut«, sagte ich. »Aber was ist jetzt mit dem Pfarrer?«
»Das wird sich zeigen.« Gilbert war mit seinen Gedanken schon wieder beim Garten. »Ich muss unbedingt eine Bezugsquelle für große runde Felsbrocken auftun. In der Größenordnung, in der sie mir vorschweben, sind sie leider unbezahlbar. Ich werde die Tage mal eine Spritztour ins Rheintal machen, vielleicht finde ich ja ein paar dekorative Brocken, die man irgendwie in den Lastwagen hieven kann.« Er seufzte. »Das könnte ein Problem werden, denn mir schweben wirklich große Findlinge vor, keine besseren Kieselsteine.«
Meine Mutter betrat frisch geduscht und in ihren alten
Weitere Kostenlose Bücher